Thöne, Michael (2005). Tragfähigkeit der Finanzpolitik bei Lenkungsbesteuerung. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die langfristige Tragfähigkeit der Finanzpolitik wird in der Regel ohne Berücksichtung der Einnahmenseite betrachtet. Die vorliegende Arbeit führt die Diskussion zur langfristigen Tragfähigkeit der Finanzpolitik und die Debatte über den Konflikt zwischen Lenkungs und Fiskalzwecken der Besteuerung zusammen. Zentrale Frage ist, ob sich eine Steuerpolitik langfristig nicht selbst das Wasser abgräbt, wenn die Abgaben nicht allein zu fiskalischen, sondern auch zu lenkenden Zwecken genutzt werden. Für die wichtigsten deutschen Lenkungsteuern wird empirisch gezeigt, dass es einen Konflikt zwischen belastenden Lenkungszwecken und dem Fiskalzweck in der Regel nicht gibt. Mithilfe der Aufkommenselastizitäten und Bemessungsgrundlagenelastizitäten des ganzen deutschen Steuersystems wird demonstriert, dass in jüngerer Vergangenheit die einzigen Steuern, die sich durch gute und zunehmende Ergiebigkeit auszeichnen, gerade die aktiv genutzten Lenkungsteuern sind. Die empirischen Befunde werden durch eine dynamische Simulationsanalyse die Laffer-Problematik von Lenkungsteuern verallgemeinert. Auch hier sind die Ergebnisse unmissverständlich: Ein Konflikt zwischen Lenkung und Dauerergiebigkeit ergibt sich im Vergleich mit unveränderten Steuern nahezu niemals. Auch gegenüber einem "würdigeren Gegner", einer simulierten Politik der optimierten Pflege der Steuerquelle, bestehen Lenkungsteuern in aller Regel. Erst bei sehr hohen - und für die betrachteten Güter ehre untypischen - Preiselastizitäten und Einkommenselastizitäten tritt der Konflikt von Fiskal und Lenkungszweck zutage. Zur Analyse der Tragfähigkeit der Finanzpolitik bei Lenkungsbesteuerung wird der Blanchard-Indikator von Talvi/Vègh (1998) so weiterentwickelt, dass er für die Integration von Steuerprojektionen auf der Basis von differenzierten Szenarien der Aufkommenselastizität offen steht. Dazu wurde das Modell in ein in eine parametervariable Form überführt, die es zudem erlaubt, vielfältige Satellitenrechnungen in die intertemporale Budgetmechanik einzubringen und auf ihre Tragfähigkeitswirkungen zu überprüfen. Diese Offenheit wird genutzt, um die interessierenden Steuerfragen mit mehreren differenzierten, im Ergebnis nicht-linearen Elastizitätsszenarien zu simulieren. Außerdem werden endogen von demographischen Faktoren abhängige BIP-Wachstumsraten genutzt, welche in der kurzfristigen Betrachtung auch konjunkturelle Projektionen integrieren. Die Simulationen bestätigen zunächst noch einmal deutlich, dass dem staatlichen Gesamthaushalt Deutschlands wegen des demographischen Wandels erhebliche Tragfähigkeitslücken drohen. Die Simulationen illustrieren den Konsolidierungsdruck, der gerade aus den Ausgaben nach 2025 folgt. Zur Frage, ob aktive Lenkungsbesteuerung der fiskalischen Tragfähigkeit schaden kann, bestätigen die Rechnungen, dass die Konfliktlinie liegt weniger zwischen Lenkung und Lenkungsverzicht verläuft, sondern zwischen maßvoller und starker Lenkung mit dem Steuerinstrument. Der Generalverdacht, die Nutzung von Lenkungsteuern müsse notwendigerweise die Solidität der Finanzpolitik untergraben, kann auch in der Tragfähigkeitsanalyse widerlegt werden. Die übliche Annahme einer Aufkommenselastizität von 1 kann die Ergebnisse einer Tragfähigkeitsanalyse massiv verfälschen; unter Umständen kann der Tragfähigkeitsindikator sogar in die Gegenrichtung umschlagen: Es wird Tragfähigkeit der Finanzpolitik signalisiert, wohingegen eine Rechnung mit differenzierten Steuerprojektionen eine Tragfähigkeitslücke zeigt. Jenseits der konkreten Frage nach Lenkungsbesteuerung zeigt die Arbeit damit auch die Notwendigkeit, Tragfähigkeitsanalysen - trotz ihres traditionellen Schwerpunkts auf der Ausgabenseite - nicht durch simplifizierende Annahmen für die Einnahmenseite zu entwerten.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Translated title:
TitleLanguage
The Impact of Regulatory Taxation on Fiscal SustainabilityEnglish
Translated abstract:
AbstractLanguage
Usually, the long-term sustainability of fiscal policy is analysed without particular regard to the revenue side. The budget balance and the expenditure side dominate. This book integrates a specific tax module into the sustainability analysis building on tax elasticities. In doing so, we obtain a powerful tool to analyse one of the most controversial questions of contemporary tax research: Does the use of regulatory taxes endanger the long-term revenues and thus the sustainability of the tax system? We investigate this question empirically for the major German regulatory taxes - mainly "sin taxes" on alcohol and tobacco and environmental taxes. By analysing the elasticities of all German taxes for the last 30 years, we establish that normally no conflict arises between the revenue objective and the regulatory purposes of taxation. Especially in the last decade, taxes actively used as regulatory instruments displayed much better revenue dynamics than conventional taxes. The empirical findings are generalised with a dynamic simulation of the potential Laffer problems of regulatory taxes. The results are clear-cut: In comparison to taxes that are not raised at all, regulatory taxation almost never leads to a conflict between revenue generation and the reduction of socially or environmentally disapproved behaviour. In most cases, regulatory taxes also yield higher intertemporal revenue than a more "worthy adversary", which we simulate as a policy of optimal maintenance of the tax base. Only when price and income elasticities of demand are atypically high, we indeed can identify a Laffer conflict. For the analysis of fiscal sustainability in the presence of regulatory taxation, the Blanchard-indicator developed by Talvi/Vègh (1998) is modified on order to integrate tax projections that are based on differentiated, non-linear scenarios of tax elasticities. We also make use of non-constant GDP growth rates which make allowances for demographic factors in the long term and cyclic developments in the short term. The basic simulations of German fiscal policy in the next 50 years result in large sustainability gaps due to the current stance of public budgets and because of demographic factors. The specific tax simulations give further evidence that the use of regulatory taxes does not endanger fiscal sustainability per se. Regarding the long-term fiscal stance, we are not confronted with the question "Regulatory taxes - Yes or no?", but with the entirely different question "Regulatory taxes - Well-designed or not?" We also show that the usual assumption of unit elasticity of overall tax revenues with regard to GDP leads to massive distortions in the results of sustainability studies, which can possibly lead to classifying an unsustainable policy as sustainable. Regardless of our special attention for regulatory taxation, these results demonstrate that sustainability studies - even if their main focus is in the expenditure side - must not be invalidated by overly simple assumptions for the revenue side.English
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Thöne, Michaelthoene@fifo-koeln.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-14538
Date: 2005
Language: German
Faculty: Faculty of Management, Economy and Social Sciences
Divisions: Externe Einrichtungen > An-Institute > Associated Institutes of the Faculty of Management, Economics and Social Sciences > Institute for Public Economics
Subjects: Economics
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Lenkungsteuern , Fiskalsteuern , Lafferkurve , Tragfähigkeit der FinanzpolitikGerman
regulatory taxes , revenue taxes , Laffer curve , fiscal sustainabilityEnglish
Date of oral exam: 3 February 2005
Referee:
NameAcademic Title
Kitterer, WolfgangProf. Dr.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/1453

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