Spieß, Nicolai (2008). Die Tempel von Khajuraho (Indien) und ihre erotischen Skulpturen in den Augen ihrer Betrachter. Masters thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Ebenso wie der klassische Sanskrittext des Kamasutra des Vatsayana (ca. 3. Jh. nach unserer Zeitrechnung) mit seinen detaillierten Beschreibungen sexueller Praktiken, waren und sind auch die Tempel von Khajuraho aus der Epoche der Chandella Dynstie (10. bis 12. Jh.) mit ihren erotischen Skulpturen (mithunas) Gegenstand zahlloser Beschreibungen und Interpretationen. Stark beeinfusst durch die Kolonialzeit mit ihrer sexualfeindlichen Grundhaltung, ist in Indien, bis in die jüngste Vergangenheit hinein eine prüde Einstellung gegenüber der Sexualität weit verbreitet. So finden sich auch in öffentlichen Debatten um die Bedeutung der mithunas extrem konservative Ansichten, die entweder jede Art sexueller Darstellungen prinzipiell verurteilen oder aber, stolz auf das traditionelle Erbe Indiens, die erotischen Darstellungen ideologisch überhöhen indem sie sie im Rahmen religiös asketischer Vorstellungen interpretieren. Im Gegensatz dazu betrachten progressive Kreise in jüngerer Zeit die menschlicher Sexualität als etwas sehr Natürliches und stehen somit auch den mithunas positiv gegenüber. In seiner Arbeit hat Herr Spieß sich die Aufgabe gestellt, herauszufinden, wie heutige indische aber auch ausländische Betrachter, die erotischen Skulpturen der Tempel von Khajuraho wahrnehmen, interpretieren und diese Interpretationen begründen. Hierzu wurden sowohl Aussagen zu unterschiedlichen Vorstellungen, Einstellungen und Erklärungen von Bewohnern im Umfeld des Tempels als auch von indischen Touristen erfasst und analysiert. Währen des zweimonatigen Aufenthalts konnten die Aussagen von 327 indischen und westlichen Informanten mittels Fragebögen aufgenommen werden. Des Weiteren wurden längere Interviews mit 19 einheimischen Informanten geführt. Die Antworten auf die gestellten Fragen, beispielsweise nach den Beweggründen für den Besuch des Tempels, nach den Meinungen bezüglich der Bedeutung der mithunas und nach ihrer �Botschaft� wurden analysiert wobei die Ergebnisse der auch quantitativen Auswertungen mittels prototypischer Antworten der Besucher illustriert wurden. Es zeigte sich, dass die erotischen Skulpturen für viele moderne und gebildete Inder eine weltliche Botschaft vermitteln, indem sie für einen offenen Umgang mit Sexualität sprechen.Werden die mithunas jedoch in ihrem religiösen Kontext wahrgenommen, so dominieren Interpretationen, die in den erotischen Skulpturen eine Aufforderung zur Askese sehen.

Item Type: Thesis (Masters thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Spieß, Nicolaim.boeck@uni-koeln.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-28990
Date: 2008
Language: German
Faculty: Faculty of Arts and Humanities
Divisions: Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 4: Außereuropäische Sprachen, Kulturen und Gesellschaften > Institut für Ethnologie
Subjects: Customs, etiquette, folklore
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Indien , Tempel , Kunst , ErotikGerman
India , temple , art , eroticismEnglish
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/2899

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