Okamura, Kazuko (2012). Fahren unter Alkoholeinfluss in Japan. Individuelle und gesellschaftliche Einflussfaktoren. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die motorsierte Verkehrsteilnahme unter Alkoholeinfluss verursacht weltweit einen beträchtlichen Teil aller Verkerhsunfälle. Aus Japan aber liegen bis zum jetzigen Zeitpunkt nur wenige wissenschaftliche Ergebnisse zu psychologischen Aspekten der Trunkenheitsfahrten vor. Die bislang implementierten japanischen Maßnahmen gegen Trunkenheitsfahrten sind ausschließlich im Strafgesetz oder in der Straßenverkehrsordnung angesiedelt, notwendige Veränderungen der bisherigen Herangehensweisen resultierten in der Regel in Strafverschärfungen. Internationale Studien zeigen allerdings, dass die Wirkung von Abschreckungsstrategien durch die Verschärfung von Strafmaßen allein beschränkt ist und darüber hinaus psychologische Rückfallpräventionsmaßnahmen notwendig sind, um das Auftreten erneuter Trunkenheitsfahrten weiter zu vermindern. Angesichts dieser Ausgangssituation befasst sich die vorliegende Arbeit mit der Erhebung von Trink- und Fahrmustern, dem Ausmaß der Alkoholprobleme, den Erfahrungen mit registrierten Trunkenheitsfahrten sowie der daraus folgenden Problemeinsicht bei männlichen japanischen Trunkenheitsfahrern. Zunächst wurden in einer ersten Studie (Studie 1) die Prävalenz der Alkoholprobleme sowie die Zusammenhänge zwischen fünf trink- und drei fahrtbezogenen Variablen einerseits und Trunkenheitsfahrten andererseits untersucht; hierfür wurden eine Täter-Stichprobe 1 (n = 159) und eine Kontrollgruppe (n = 196) erfasst. In der Täter-Stichprobe wurde zusätzlich unterschieden zwischen polizeilich registrierten Trunkenheitsfahrern und sog. Dunkelfeldtätern, d.h. Trunkenheitstätern, die nicht von der Polizei erfasst wurden. In einer anschließenden zweiten Studie (Studie 2)wurden psychologische bzw. verkehrspsychologische Konstrukte wie beispielsweise die wahrgenommene Verhaltenskontrolle oder die Einstellung gegenüber Trunkenheitsfahrten mittels einer Täter-Stichprobe 2 (n = 78) in Verbindung mit den in Studie 1 erhobenenen empirischen Daten untersucht. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer der Täter-Stichprobe 2 im Hinblick auf ihre jeweilige registrierte Trunkenheitsfahrt bezüglich der folgenden Gesichtspunkte exploriert: spezifische Umstände der Trunkenheitsfahrt, Verhaltensänderungen nach der Polizeikontrolle und Entwicklung von Strategien zur Vermeidung weiterer Trunkenheitsfahrten. Die Datenerhebung zu beiden Studien erfolgte in vier verschiedenen Orten innerhalb des Großraums Tokio in Form von Fragebögen und Interviews. Wesentliche Befunde aus Studie 1 waren: (1) Unter Berücksichtigung der bereits erwähnten acht trink- und fahrtbezogenen Variablen zeigten sich folgende Gruppenunterschiede: Dunkelfeldtäter unterscheiden sich nicht von registrierten Tätern hinsichtlich des Ausmaßes und der Häufigkeit des Alkoholkonsums, der Ergebnisse zweier Alkoholabhängigkeits-Screening-Tests sowie hinsichtlich zweier fahrtbezogener Variablen. Sie unterschieden sich von registrierten Tätern lediglich bezüglich ihrer Fahrthäufigkeit.(2) Aus der multivariaten Analyse zu Gruppenunterschieden zwischen der Täter-Stichprobe und der Kontrollgruppe, bestehend aus selbst definierten normtreuen Kraftfahrern, unter Einbeziehung der acht trink- und fahrtbezogenen Variablen, ergab sich, dass nicht nur trinkbezogene Variablen, sondern auch fahrtbezogene Variablen signifikant zur Aufklärung der Gruppenunterschiede beitragen.(3) Bei den registrierten Trunkenheitstätern korrelierte die Höhe des Atemalkoholkonzentration-Wertes signifikant positiv mit der täglichen Alkoholkonsummenge, obgleich die Atemalkoholkonzentrations-Werte im Mittel nicht besonders hoch lagen. (4) Selbst definierte normtreue Kraftfahrer bewerteten die Wirksamkeit schärferer Sanktionen von Trunkenheitsfahrten signifikant positiver als Trunkenheitsfahrer.Demgegenüber erklärt bei registrierten Tätern die subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit die Häufigkeit der Trunkenheitsfahrten im letzten Jahr stärker als das Wissen über die Höhe der Sanktionen. (5) Anhand der Theorie des geplanten Verhaltens wurden vier multivariate Regressionsmodelle zur Aufklärung der Absichtsstärke der Vermeidung weiterer Trunkenheitsfahrten ermittelt, deren Prädiktoren die Variablen „positive Einstellung gegenüber Trunkenheitsfahrten“, „informelle Norm“, „wahrgenommene Verhaltenskontrolle“ sowie fünf trinkbezogene Variablen waren. Alle Regressionsmodelle zur Vorhersage der Absicht zur Vermeidung weiterer Trunkenheitsfahrten erwiesen sich als signifikant, jedoch trugen nur wenige Prädiktoren, wie z.B. die Trinkhäufigkeit, signifikant zur Aufklärung abhängiger Variablen bei. Dies deutet auf einen größeren Einfluss des Alkoholkonsummusters bzw. der Trinkhäufigkeit auf die Absichtsstärke, weitere Trunkenheitsfahrten zu vermeiden, hin.(6) Befunde aus der Exploration ließen erkennen, dass bei registrierten Tätern unreflektierter Alkoholkonsum häufig vorkommt. Auch wenn die Täter nach der Registrierung durch die Polizei Reue zeigten oder kurzfristige Verhaltensänderungen berichteten, muss man davon ausgehen, dass nur eine klare Problemeinsicht zu endgültigen Verhaltensänderungen führt. Auf der Grundlage der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit war es möglich, Vorschläge zur Verbesserung der Maßnahmen zur Prävention weiterer Trunkenheitsfahrten in Japan abzuleiten. Diese sind abschließend aufgeführt und betreffen insbesondere eine angemessene psychologische Intervention sowie dabei zu beachtende organisatorische Rahmenbedingungen der Durchführung.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Translated title:
TitleLanguage
Driving under the influence of alcohol in JapanEnglish
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Okamura, Kazukookamura@nrips.go.jpUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
Contributors:
ContributionNameEmail
AuthorOkamura, Kazukookamura@nrips.go.jp
URN: urn:nbn:de:hbz:38-47391
Date: 22 June 2012
Language: German
Faculty: Faculty of Human Sciences
Divisions: Faculty of Human Sciences
Subjects: Psychology
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
alcohol impaired drivingEnglish
drink driving offenderEnglish
harmful alcohol useEnglish
alcohol dependenceEnglish
theory of planned behaviourEnglish
Date of oral exam: 22 June 2012
Referee:
NameAcademic Title
Stephan, EgonProf. Dr.
Stubbe, HannesProf. Dr
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/4739

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