Bataille, Guido (2013). Der Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum auf der Halbinsel Krim und in der Kostenki-Borshchevo-Region am Mittel-Don. Adaptionsstrategien spät-mittelpaläolithischer und früh-jungpaläolithischer Gruppen. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Die Dissertationsschrift befasst sich mit der Frage nach möglichen Ursachen und Faktoren des Übergangs vom Mittel- zum Jungpaläolithikum auf der Halbinsel Krim und im Kostenki-Gebiet und der damit zusammenhängenden Rolle der mittelpaläolithischen Populationen. In diesem Zusammenhang wurden technologische und merkmalsanalytische Studien an Inventaren von Buran-Kaya III und Siuren 1 (Krim) sowie Kostenki 12, 14 und 17 (Mittel-Don-Gebiet) sowie an weiteren kleinen Samples durchgeführt. Als „pull-Faktoren“ einer zügigen Besiedlung der ost-europäischen Steppengebiete durch früh-jungpaläolithische Gruppen können eine geringe Nahrungskonkurrenz infolge einer sehr geringen Siedlungsdichte sowie der Besiedlung vormals durch Menschen nicht bewohnter Räume geltend gemacht werden (Kapitel 7, 8 & 12). Damit zusammen hängt die Präferenz mittel- und jungpaläolithischer Gruppen zu Steppentieren als bevorzugtes Jagdwild. Eine Strategie zur Vermeidung von Nahrungskonkurrenz zwischen diesen Gruppen stellt die Besiedlung des weitläufigen, weiter nördlich situierten und zumeist unbesiedelten oder spärlich besiedelten Russischen Steppengebietes dar, während von mittelpaläolithischen Gruppen intensiv genutzte Gebiete, wie das Krimgebirge, zunächst gemieden wurden (Kapitel 5 & 21). Es wurde argumentiert, dass die untersuchten Technokomplexe und Industrien ausschließlich basale Segmente der materiellen und ideellen Kultur repräsentieren. Diese geben vornehmlich Auskunft über ökonomisches Verhalten. Im Gegensatz dazu sind Informationen über symbolisches Verhalten und kulturelle Bedeutungsinhalte auf Basis dieser Inventare schwer oder gar nicht zu erlangen (Modell der hierarchischen adaptiven Segmente – ein Modell der archäologischen Sichtbarkeit kultureller Elemente; Kapitel 17.1). Stein- und Knochenartefakte, auf denen sich die Definition die jeweiligen Technokomplexe beruhen, geben vornehmlich Auskunft über Konzepte und Strategien menschlicher Adaption. Als zwei wahrscheinlich persistierende basale Adaptionsmechanismen des frühen Jungpaläolithikums wurden die adaptiven Gruppen 1 und 2 definiert (Kapitel 12.4 & 15). Inventare der Adaptionsgruppe 1 sind spätestens ab 40.000 calBP in der Kostenki-Region fassbar (Streletskaya und andere regionale Blattspitzen-Industrien). Sie kennzeichnen sich durch formale und technologische Überschneidungen mit dem Eastern Micoquian, was sich in der Produktion bifazieller Geräte und einer vorherrschenden Abschlaggewinnung niederschlägt. Neuralgisches Merkmal ist die standardisierte Produktion und Überarbeitung symmetrischer Blattspitzen mittels der bikonvexen Methode. Inventare der Adaptionsgruppe 2 sind in Osteuropa ab ca. 42.000 calBP sicher belegt und gehören zu unterschiedlichen Technokomplexen und Industrien („initiales Jungpaläolithikum“: Markina Gora und Spitsynskaya, Aurignacien). Inventare der Adaptionsgruppe 2 teilen als adaptive Basis die Gewinnung lamellarer Mikrolithen und die Nutzung von Spitzen aus organischen Materialien. Es ist wahrscheinlich, dass diese Elemente von Gerätesets und Komposit-Geräten mit dem Auftreten von Fernwaffen in Zusammenhang zu bringen sind. Das Auftreten des Aurignacien markiert die Konsolidierung des geeignetsten adaptiven Systems des frühen Jungpaläolithikums, welches auf der regulären Verwendung von Lamellentechnologien, oftmals in Verbindung mit organischen Spitzen basiert (Adaptionsgruppe 2) und von unterschiedlichen soziologischen Entitäten (Kollektiven) in unterschiedlichen Regionen der jungpaläolithischen Ökumene geteilt wird. Im Zuge von Kontakten sowie dem Austausch von Ideen zwischen verschiedenen regionalen Netzwerken wurden kulturelle Elemente wiederholt distribuiert und transformiert (Modell des wiederholten multilinearen Ideentransfers; Kapitel 17.2). Es konnte gezeigt werden, dass Auftreten des Jungpaläolithikums und das Verschwinden des Mittelpaläolithikums interdependente Prozesse sind, die von regionalen Adaptionen der indigenen Bevölkerung (Adaptionsgruppe 1: Streletskaya sensu lato) begleitet und der Durchsetzung der auf Lamellen basierenden Adaptionsweise (Adaptionsgruppe 2: Aurignacien sensu lato und Spitsynskaya) bestimmt werden (Kapitel, 15, 17, 20 & 21). Es lässt sich schließen, dass das Aurignacien als adaptives System und nicht als kulturelle Einheit verstanden werden muss, welches sich in Folge wiederholter multilinearer Austauschprozesse von Ideen über Netzwerke unterschiedlicher regionaler Kollektive herausbildet, weiterverbreitet und etabliert (Kapitel 17, 19, 20 & 21).
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Translated title: |
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Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-59810 | ||||||||
Date: | 2013 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 2: Archäologie, Altertumskunde und Kulturen des Mittelmeerraums > Institut für Ur- und Frühgeschichte | ||||||||
Subjects: | History of ancient world | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 4 July 2013 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/5981 |
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