Meinold, Petra Elisabeth (2005). Psychologie des Lidschlags - eine literatur- und methodenkritische Studie. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
In dieser Arbeit geht es um den Lidschlag (Definition, Abgrenzung und Phänomenologie in Kapitel 2 und 3), den wir ziemlich unbewusst alle paar Sekunden machen und dem über 400 Arbeiten gewidmet wurden, die sich jedoch meistens speziellen Einzelaspekten widmen und theoretisch abstinent bleiben. Selten wurden bisher auch Erfassungsmethoden (Kap. 4) und anatomische, neuroanatomische und neurophysiologische Grundlagen (Kap. 5) umfassend dargestellt. Ein Meilenstein zur Theorie des Lidschlags war die nur 11 Seiten umfassende Arbeit von J. A. STERN, L. C. WALRATH & R. GOLDSTEIN �The endogenuous eyeblink� von 1984, in der die Autoren die kognitive Natur des Lidschlags betonen, der gezielt am Ende eines kognitiven Verarbeitungsschrittes erfolge, man kann auch sagen, dann, wenn er am wenigsten stört, woraufhin auch H. WILD in ihrer Dissertation von 1983 �Experimentelle Untersuchungen über die zeitliche Verteilung der spontanen Lidschlussereignisse� schon hingewiesen hatte. Damit deutete sich der Einfluss einer gezielten Hemmung des Lidschlags an, der die fortlaufende Wahrnehmung um ca. 0,2 Sekunden unterbricht. Dass solcher Wahrnehmungsausfall Kosten verursacht, leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass einige Menschen spontan, d.h. ohne spezielle Aufgabe zu erledigen, bis zu 60 Lidschläge pro Minute machen, so dass eine Ausfallzeit von ungefähr 20 % resultiert. Diese, bei Aufgaben mit viel visuellem Informationsausfall, z.B. Lesen, hinderliche Unterbrechung der Wahrnehmung, kann andererseits als selbstverordnete Dunkelzeit zur Erregungsdämpfung erstrebt sein. So postuliert KARSON (1983, 1990) auf Grund klinischer Beobachtungen, dass Dunkelphasen auf Grund vermehrter Lidschläge über einen Melatoninausstoß das Dopaminsystem herunterregulieren, bzw. das Gegenteil durch einen seltenen Lidschlag erreicht wird. Wenn man liest, dass die meisten Untersucher in der Lidschlagrate einen Aktivierungsindikator sehen, der bei vermehrter Erregung zunimmt, aber paradoxerweise (?) die Lidschlagrate bei Ermüdung meistens zu- und nicht abnimmt, wird verständlich, warum eine kritische Bestandaufnahme des Lidschlaggeschehens notwendig erscheint, um eine Klärung der widersprüchlichen Befunde und Modellvorstellungen anzustreben (Kapitel 6). Diese scheint in einem Zweikomponentenmodell mit einem hirnstammnahen Lidschlagzentrum und einem ausgeprägten, überwiegend hemmenden Aufmerksamkeitseinfluss aus kortikalen Arealen möglich, wie in Kapitel 7 dargestellt wird. Damit scheint die paradoxe Lidschlagfrequenzzunahme bei Ermüdung als Folge eines abnehmenden Interesses an der Umwelt erklärbar, die so als Hemmungsabbau oder als Disinhibition einer höheren spontanen Lidschlagrate verstehbar wird.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-16776 | ||||||||
Date: | 2005 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | ?? inst_40060 ?? | ||||||||
Subjects: | Psychology | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 7 February 2006 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/1677 |
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