Bocklet, Nicole (2002). Eine syntaktische Analyse prosodischer Struktur. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Gegenstand dieser Arbeit ist eine Analyse prosodischer Struktur, die sich an Prinzipien- und Parametern der Strukturbestimmung orientiert, wie sie insbesondere im Rahmen des X-bar-Modells und der Rektions- und Bindungstheorie (Chomsky (1970, 1981, 1986)) entwickelt wurden. Motivation und Basis dieses Ansatzes sind die Annahmen, dass (a) die Organisation von Strukturrepräsentationen in ihren Grundzügen modulunabhängig vergleichbar ist und (b) die Organisation modulinterner Repräsentationen nicht durch divergente Prinzipiensysteme bestimmt ist. Zugunsten eines höheren Grades an Beschreibungs- und Erklärungsadäquatheit wird eine sowohl modulinterne als auch �externe Symmetrie der Organisationsprinzipien und damit grundsätzlich die Vergleichbarkeit struktureller Repräsentationen vorausgesetzt. Auf Grund der modelltheoretischen Schwerpunktsetzung wird zur Wahrung einer datenbezogenen Einheit vorwiegend auf die Daten des Deutschen Bezug genommen. Der Fokus liegt dabei auf den beiden zentralen prosodischen Phänomenen des Deutschen: der Konstituentenstruktur - zunächst ausgehend vor allem vom traditionellen Konzept der Silbe, das im Verlauf der Analyse jedoch ausdifferenziert wird - und in geringerem Maße der Akzentstruktur. Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Zunächst werden drei bereits bestehende Modelle, die an das X-bar Modell angelehnt sind, vorgestellt (Völtz (1996, 1999); die Government Phonology; Garcia-Bellido (1999)). Dabei zeigt sich, dass der Ansatz zum einen grundsätzlich durchführbar, zum anderen aber auch aufgrund des teils erhöhten Beschreibungs- wie Erklärungsgewinns angemessen ist. Verbleibende Probleme durch teilweise getroffene Annahmen im Rahmen der bisherigen Modelle, wie die Einschränkung auf die Konstituente Silbe, die erhöhte Komplexität durch die Einbeziehung von Interaktionen zwischen LF und PF oder durch das Setzen von Strukturtemplaten, aber auch die teils starke Orientierung an Oberflächenformen, begründen jedoch den Ansatz einer modelltheoretischen Weiterentwicklung. Entsprechend wird im Anschluss das in dieser Arbeit vertretene Modell entwickelt und erläutert. Die vorgenommene Analyse trifft in Bezug auf prosodische Struktur insgesamt, aber vor allem bereits hinsichtlich der Silbe, wesentlich komplexere Annahmen, als dies in herkömmlichen (Silben-) Strukturmodellen der Fall ist. Der erhöhte Komplexitätsgrad rechtfertigt sich jedoch durch die exaktere Trennung zwischen segmentalem Material und dessen grundlegender Organisation einerseits und abstrakter prosodischer Prominenzauszeichnung andererseits, bei gleichzeitiger Verdeutlichung der Zusammenhänge zwischen beiden Typen von Informationen. Neben den strikten X-bar Prinzipien werden auch weitere Annahmen der Rektions- und Bindungstheorie, wie u.a. das Erweiterte Projektionsprinzip, strikte Rektion, Bewegungstransformationen und die Annahme leerer Kategorien übernommen. Im Verlauf der Modellentwicklung werden bereits einige in der phonologischen Modelldiskussion immer wiederkehrende Fragestellungen, wie u.a. die Unterscheidung zwischen (zugrundeliegend) offenen und geschlossenen Silben, subkonstituentenspezifische Abfolgerestriktionen, segmentale Quantität, qualitative Unterscheidungen von Konstituenten und Grenzstabilität von Konstituenten, aufgegriffen; es zeigt sich, dass das Modell es ermöglicht, diese Probleme separat zu behandeln, aber auch Zusammenhänge zwischen ihnen zu erschließen. Im Anschluss werden mit Hilfe des neuen Modells Analysen zentraler Problembereiche - die unterschiedliche Obligatorik des Onsets, die scheinbaren �Nicht-Silben�, d.h. die nicht-silbischen Bestandteile der Diphthonge und die Schwasilben, die Ambisilber als Segmente an internen Grenzen und die Assimilationen am Beispiel der Nasalassimilation - prosodischer Struktur durchgeführt, anhand derer zum einen die Adäquatheit des Modells, das im Verlauf der Analysen zudem weiter ausdifferenziert wird, und zum anderen noch einmal grundlegende Prämissen der Anlegung eines x-bar-orientierten Modells überprüft werden. Im Verlauf der Entwicklung des hier vorgeschlagenen Modells wird deutlich, dass eine Orientierung an syntaktischen Prinzipien insbesondere des X-bar Modells bei der Analyse prosodischer Struktur nicht nur eine einheitliche und in sich stimmige Modellkonzeption bereitstellt, sondern es auch ermöglicht, in diesem Rahmen grundlegende Problemstellungen phonologischer Analysen, wie u.a. segmentale Länge oder die fehlende Isomorphie zwischen qualitativer und quantitativer Auszeichnung prosodischer Konstituenten, isoliert wie in ihren Zusammenhängen zu erfassen. Die sich anschließende Auseinandersetzung mit ausgewählten Problemstellungen, u.a. den Schwasilben und den Ambisilbern, belegt, dass das vorgeschlagene Modell auch auf komplexere Fragestellungen angewandt werden kann. In Teilen ergibt sich dabei auch ein Beschreibungs- wie Erklärungsgewinn. Zudem wird es auch möglich, Zusammenhänge zwischen scheinbar divergenten Phänomenen, wie z.B. dem velaren Nasal und den silbischen Sonoranten, neu zu formulieren.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Bocklet, Nicolebocklet@gmx.netUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-18732
Date: 2002
Language: German
Faculty: Faculty of Arts and Humanities
Divisions: Ehemalige Fakultäten, Institute, Seminare > Faculty of Arts and Humanities > Institut für Deutsche Sprache und Literatur mit volkskundlicher Abteilung
Subjects: Language, Linguistics
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Phonologie, suprasegmentale Struktur, Prosodie, Syntax, X-barGerman
Phonology, Syntax, Syllable, suprasegmental Structure, x-barEnglish
Date of oral exam: 9 July 2002
Referee:
NameAcademic Title
Lenerz, JürgenProf. Dr.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/1873

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