Richter, Fabian (2021). Interozeption und kardiale Sensitivität: Zur Messung und psychologischen Signifikanz der kardialen Sensitivität sowie der Rolle des Nervus vagus. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Interozeption meint die Perzeption körpereigener Signale und umfasst mechanisches, chemisches und hormonales Feedback aus unterschiedlichsten, körpereigenen Systemen. Die vorliegende Dissertation stellt einen Beitrag zur Beantwortung der Fragen dar, (i) wie eine Messung dieses subjektiven Phänomens aus einer Dritten-Person-Perspektive valide möglich ist; (ii) wie sich die interozeptive Sensitivität auf individueller Ebene verbessern lässt; (iii) welche Rolle interozeptive Information bei der Bildung eines Körperschemas spielt; (iv) und ob körpereigene Signale die Grundlage zur Einschätzung der Dauer von Zeitintervallen bilden. (i) Motorische Aufgaben zur Entdeckung der eigenen Herzschläge (Heartbeat Detection Tasks – HBDT) werden als Maß für die kardiale Sensitivität eingesetzt, von der oftmals auf umfassendere interozeptive Fähigkeiten geschlossen wird. Mit zwei Studien wurde versucht zu zeigen, dass die Auswertung der Daten solcher motorischen HBDTs mithilfe der Signalentdeckungstheorie (SDT) die Validität dieser Methode erhöht. In der ersten Studie konnte dargestellt werden, dass die mithilfe der SDT gewonnenen Ergebnisse – im Vergleich zur herkömmlichen Methode ¬– deutlich unabhängiger von der reinen Anzahl der in einer motorischen HBDT abgegebenen Reaktionen sind. Ferner konnte ein Trainingseffekt der kardialen Sensitivität nachgewiesen werden. In der zweiten Studie konnte das Ergebnis der größeren Unabhängigkeit von der bloßen Reaktionshäufigkeit bei der Auswertung der Daten einer motorischen HBDT mithilfe der SDT repliziert werden. Darüber hinaus konnte mithilfe des Herzschlagevozierten Potenzials (HEP) als Außenkriterium bestätigt werden, dass der mithilfe der SDT gewonnene Kennwert (d´) besser als der herkömmliche Indikator zwischen guten und schlechten Herzschlagentdeckern differenzieren kann. Des Weiteren erwies sich die P300 als elektrophysiologisches Korrelat der tatsächlichen Herzschlagentdeckung. (ii) Mit einer weiteren Studie sollte der Effekt von non-invasiver Vagusnervstimulation (nVNS) auf die kardiale Sensitivität überprüft werden. Eine bessere kardiale Sensitivität nach nVNS ließ sich dabei in einem Kontrollgruppendesign anhand behavioraler (motorische HBDT) und elektrophysiologischer (HEP) Indikatoren erkennen. Diese Gruppenunterschiede ergaben sich nicht bezüglich der somatosensorischen Verortung des Herzschlags, was eine somatosensorische Vermittlung des Effekts ausschließt. Mithin konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass dem Nervus vagus eine entscheidende Rolle bei der afferenten Weiterleitung kardialer Signale zu kommt. (iii) Exterozeptive sowie interozeptive Signale werden für die Bildung des körperlichen Selbstbewusstseins benötigt. Mithilfe von zwei separaten Metaanalysen bildgebender Studien (multilevel kernel density analysis ¬– MKDA), zu den Themen Interozeption sowie Körperschema (body ownership), wurden Gehirnareale ermittelt, in welchen interozeptive und exterozeptive Informationen konvergieren. Hierbei stellte sich der bilaterale supramarginale Gyrus als wichtiges Konvergenzareal zur Integration von Stimuli beider Domänen heraus. Diese Struktur erscheint mithin als multimodales Assoziationsareal verschiedenere körperbezogener Signale zur Bildung einer multidimensionalen Repräsentation des körperlichen Selbst. (iv) Interozeption könnte einen neurophysiologischen Mechanismus für die Enkodierung von zeitlichen Intervallen darstellen. Mithilfe von behavioralen (motorische HBDT), neurophysiologischen (HEP) und funktionell bildgebenden Methoden (MKDA) wurde ein Zusammenhang zwischen Interozeption und Zeitwahrnehmung nachgewiesen. Diese konvergente Evidenz liefert Hinweise für die substantielle Rolle der Interozeption bei der Einschätzung der Dauer von Intervallen im suprasekundären Bereich.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Translated title:
TitleLanguage
UNSPECIFIEDGerman
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Richter, Fabianfabian_richter@gmx.netUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-527942
Date: 31 July 2021
Language: German
Faculty: Faculty of Human Sciences
Divisions: Faculty of Human Sciences > Department Psychologie
Subjects: Psychology
Natural sciences and mathematics
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
InterozeptionGerman
HerzschlagwahrnehmungGerman
SignalentdeckungstheorieGerman
Herzschlagevozierte Potenziale (HEP)German
non-invasive VagusnervstimulationGerman
KörperschemaGerman
ZeitwahrnehmungGerman
Date of oral exam: 20 July 2021
Referee:
NameAcademic Title
Zimmer, HeinzPD Dr.
Aschermann, EllenProf. Dr.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/52794

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