Louis, Tatjana (2013). „Somos desplazados sin saberlo“ Der Ort des Desplazamiento im kolumbianischen Gedächtnis. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Die Arbeit befasst sich mit den erinnerungskulturellen Formen, die die (historische) Erfahrung des Desplazamiento innerhalb des kolumbianischen Gedächtnisses angenommen hat. Desplazamiento, die gewaltsame Vertreibung der Zivilbevölkerung aus ihren angestammten Wohnorten, ist eine der Konsequenzen des seit Jahrzehnten andauernden kolumbianischen Binnenkonflikts. Obwohl Desplazamiento als Kriegsfolge seit den 1950er Jahren zu beobachten ist, haben die in den verschiedenen Phasen des Konflikts Betroffenen sich jemals weder als Gruppe verstanden, noch werden sie als solche wahrgenommen. Ebensowenig hat sich die geteilte historische Erfahrung in einer gemeinsamen Erinnerungskultur niedergeschlagen. Diese Arbeit geht von der Annahme aus, dass eine so existenzielle Erfahrung wie der gewaltsame Verlust der Heimat dennoch Spuren im Gedächtnis hinterlassen haben muss, und untersucht die Formen, in denen sich diese Spuren im institutionellen wie auch im individuellen Erinnern manifestieren. Dazu werden in einem ersten Schritt die als offiziell wahrgenommenen Rahmenerzählungen betrachtet, wie sie durch den nationalen Festkalender, Museen und den Schulgeschichtsunterricht vermittelt werden. Dabei handelt es sich häufig noch um eine heroische Vergangenheit, die abweichende Perspektiven und die Opfer der Konflikte kaum bzw. gar nicht berücksichtigt. In einem zweiten Schritt werden diese Rahmenerzählungen kontrastiert mit dem individuellen Erleben von Desplazados, die den Verlust ihrer Heimat in verschiedenen Phasen des Konflikts erlebt haben. In den dafür durchgeführten biografischen Interviews stellt sich heraus, dass eine häufig anzutreffende Leitlinie des biografischen Erzählens die Geschichte des sozialen Aufstiegs darstellt, an dessen Anfang das Desplazamiento steht. Diese positive Reinterpretation des schmerzhaften Erlebnisses integriert sich in eine Rahmenerzählung von (Binnen-) Migration, die in Kolumbien auch in anderen Kontexten als dem Konflikt anzutreffen ist und die institutionell vermittelt wird. Damit wird das Desplazamiento nicht nur als eine erzwungene geographische Bewegung wahrgenommen, sondern vor allem auch als eine sozialräumliche. Mit der Etablierung am neuen Wohnort ist der Zustand des Desplazamiento überwunden und findet ein Ende. Da im Rahmen des Friedensprozesses die Desplazados in den Fokus der Memoria-Politik gelangt sind, die ihnen eine symbolische Reparation in Form von Gedenken zugesteht, finden im Geschichtsbewusstsein Veränderungen statt, die sich auch auf die Wahrnehmung von Desplazamiento niederschlagen. Desplazamiento wird dann weniger als Zustand, der überwunden werden kann, wahrgenommen als vielmehr als Erfahrung in der Zeit, die lebenslang ist und die darüber hinaus identitätsbildend wirkt.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-55779 | ||||||||
Date: | 17 September 2013 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 6: Geschichte | ||||||||
Subjects: | Geography and history | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 11 December 2013 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/5577 |
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