Waldhoff, Guido (2014). Multidaten-Ansatz zur fernerkundungs- und GIS-basierten Erzeugung multitemporaler, disaggregierter Landnutzungsdaten. Methodenentwicklung und Fruchtfolgenableitung am Beispiel des Rureinzugsgebiets. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Landnutzungsdaten sind heutzutage für unzählige Fragestellung von zentraler Bedeutung. Für die regionale (Agrar-)Ökosystemmodellierung, wie sie der Transregio 32: Patterns in Soil-Vegetation-Atmosphere-Systems: Monitoring, Modelling and Data Assimilation (TR32) für das Rureinzugsgebiet durchführt, stellen sie einen essentiellen Eingabedatensatz dar. In diesem Kontext müssen aber sowohl Informationen zu Feldfrüchten als auch zu praktizierten Fruchtfolgen flächendeckend und für einzelne Ackerschläge zur Verfügung stehen, da diese wesentlichen Einfluss auf die auftretenden Austauschprozesse im System Boden-Pflanze-Atmosphäre haben. Aus Mangel an geeigneten Daten beruhen regionale Agrarökosystem¬modellierungen allerdings oftmals auf stark generalisierten Landnutzungsdaten und auf idealtypischen Fruchtfolgen. Die Fernerkundung bietet die Möglichkeit schlagbezogene Feldfrucht- und Fruchtfolgen-informationen für eine regionale Skala vergleichsweise arbeits- und kosteneffizient anhand multispektraler Fernerkundungsdaten abzuleiten. Zur Unterstützung der Landnutzungsanalysen oder als Quelle für bestimmte Landnutzungsklassen kann zudem mittels Geographischer Informationssysteme (GIS) auf bestehende Datensätze wie dem Amtlichen Topographisch-Kartographischen Informationssystem (ATKIS) zurückgegriffen werden. Der Multidaten-Ansatz (MDA) wurde daher zur Produktion von Landnutzungsdaten mit gesteigertem Informationsgehalt aufgegriffen und weiterentwickelt. Durch die Kombination von Fernerkundungs- und GIS-Verfahrensweisen wurden damit Informationen aus verschiedenen Quellen in einem Landnutzungsdatensatz mit gesteigertem Informationsgehalt integriert. Diese Methodik wurde für die Jahre 2008-2010 angewendet, um jährliche disaggregierte Landnutzungsdaten sowie eine Fruchtfolgenkarte für das Rureinzugsgebiet zu erzeugen. Um Ackerschläge möglichst effizient zu differenzieren wurde eine räumliche Auflösung von 15 m gewählt. Ein wesentlicher Bestandteil der ausgearbeiteten MDA-Methodik stellte die jährliche multitemporale Analyse von multispektralen Fernerkundungsdaten von Systemen wie Landsat, ASTER oder RapidEye dar. Zur überwachten Klassifikation der Fernerkundungsdaten wurden die Verfahren Support Vector Machines (SVM) und Maximum Likelihood Classification (MLC) eingesetzt, die vergleichbare Ergebnisse erbrachten. Für die Klassifikation der Fernerkundungsdaten wurde viel Wert auf eine ausreichende Referenzdatengrundlage zum Training und zur Validierung gelegt. Zur verbesserten Feldfruchtunterscheidung umfasste die ausgearbeitete Methodik insbesondere die Berücksichtigung der Phänologie typischer Feldfrüchte im Untersuchungs-gebiet. Dazu wurde eine Modellvorstellung entwickelt, welche die Entwicklungsphasen von Feldfrüchten, deren entsprechende spektrale Erscheinung in Fernerkundungsdaten aus bestimmten Zeiträumen der Vegetationsperiode sowie die darauf zurückzuführende Klassenzuweisung verknüpft. Dies diente sowohl zur Unterstützung der direkten Klassifikation als auch zur Herleitung nicht direkt bestimmbarer Feldfrüchte durch die Kombination mehrerer Klassifikationen im GIS. GIS-Verfahrensweisen dienten zur Unterstützung und Erweiterung der Fernerkundungsdatenanalysen, beispielsweise durch die Trennung von Ackerland, Grünland und den übrigen Landnutzungskategorien anhand von Feldblock-Daten. Ackerland wurde auf dieser Grundlage separat klassifiziert. Vor allem aber erfolgte mittels GIS die Integration der Klassifikationsergebnisse sowie zahlreicher geometrischer und thematischer Informationen aus dem ATKIS, den Feldblöcken und weiteren Datensätzen. Für den Teil des Rureinzugsgebiets in den Niederlanden und Belgien wurden ersatzweise die Datenätze Corine Land Cover (CLC) und OpenStreetMap (OSM) eingesetzt. Alle Datensätze wurden im GIS zur Integration und Analyse im Rasterdatenmodell geometrisch angeglichen und in ein einheitliches Datenformat (ESRI-Grid) überführt. Hierzu wurden für jeden Datentyp spezifische Aufbereitungsroutinen ausgearbeitet. Im gewählten Datenformat erfolgte die Integration und Herleitung von Landnutzungsinformationen sowie die Fruchtfolgenanalyse mittels wissensbasierter Produktionsregeln. Die Fernerkundungsdatengrundlage dieser Studie war durch eine starke räumliche und temporale Fragmentierung gekennzeichnet, was die Analysen deutlich erschwerte und den Arbeitsaufwand stark erhöhte. Dennoch konnten durch die GIS-gestützte jährliche multitemporale Fernerkundungsdatenauswertung in Kombination mit den Feldblock-Daten die dominierenden Feldfrüchte im Untersuchungsgebiet (Winterweizen, Wintergerste, Sommergerste, Winterraps, Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais) weitestgehend gut unterschieden werden. So lag die Gesamtgenauigkeit bei der Feldfruchtunterscheidung für die Jahre 2008-2010 stets im Bereich von Kappa 0,9. Die Unterscheidung verschiedener Getreidearten gelang dabei mit unterschiedlichem Erfolg. Ebenso blieben Unsicherheiten bei der Trennung von Zuckerrüben und Kartoffeln zurück. Dies wurde vor allem auf die Fernerkundungsdatengrundlage zurückgeführt. Dennoch wurde durch den multitemporalen MDA eine deutlich differenziertere Feldfruchtunterscheidung gegenüber einer monotemporalen und rein fernerkundungsbasierten Analyse erzielt. Durch die Analyse der dreijährigen Datenbasis wurden vor allem für die deutschen Bereiche des Untersuchungsgebiets flächendeckend Fruchtabfolgen bereitgestellt, die in ihrer Güte der jährlichen Feldfruchtunterscheidung entsprechen. Besonders an den Ergebnissen der räumlichen Fruchtfolgenerfassung lässt sich die Relevanz dieser Studie ablesen. Auch wenn typische Fruchtfolgen identifiziert wurden, gestaltete sich das Spektrum der praktizierten Fruchtfolgen trotzdem sehr heterogen. So wurden beispielsweise zahlreiche Fruchtfolgen erfasst, die allgemeinen Empfehlungen widersprechen (beispielsweise die verbreitete Selbstfolge von Winterweizen), und somit in Modellierungen auf Basis idealtypischer Fruchtfolgen keine Berücksichtigung finden. Die Validierung der Prognose der Landnutzung für 2011, die auf der MDA-Fruchtfolgenkarte 2008-2010 beruhte, ergab, dass anhand einer dreijährigen Datengrundlage eine Vorhersage nur bedingt möglich ist. Weitere Jahre müssen daher betrachten werden, um die unterschiedliche Dauer der einzelnen Fruchtfolgentypen besser zu erfassen. Hinsichtlich der ganzheitlichen Aufwertung von Landnutzungsdaten mit der entwickelten Verfahrensweise, konnte durch die Kombination von Fernerkundungsergebnissen und vor allem den ATKIS- und Feldblock-Informationen eine deutliche Steigerung des Informationsgehalts erzielt werden. So konnten zahlreiche unterschiedliche Siedlungsnutzungen differenziert und beispielsweise siedlungsbezogene Grünflächen weitestgehend von landwirtschaftlich genutztem Grünland getrennt werden. Für den niederländisch-belgischen Teil des Untersuchungsgebiets, für den keine ATKIS- oder Feldblock-Daten vorlagen, blieben alle Ergebnisse deutlich hinter denen des deutschen Teils zurück. Dies zeigt welchen Mehrwert die Integration von geeigneten Daten im Rahmen des MDA für eine Landnutzungsanalyse darstellt.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Translated abstract: |
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Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-58619 | ||||||||
Date: | 2014 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Mathematics and Natural Sciences | ||||||||
Divisions: | Faculty of Mathematics and Natural Sciences > Department of Geosciences > Geographisches Institut | ||||||||
Subjects: | Natural sciences and mathematics Earth sciences Agriculture Geography and travel |
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Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 3 July 2014 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/5861 |
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