Seikel, Hanna Marie
(2022).
Therapie- und Langzeitergebnisse nach Kopforthesentherapie bei frühkindlichen lagebedingten Schädeldeformitäten.
PhD thesis, Universität zu Köln.
Abstract
Lagebedingte Schädeldeformitäten beschreiben Kopfdeformierungen mit meist nach-geburtlicher Ätiologie bei offenen Schädelnähten und physiologischen intrakraniellen Druckverhältnissen ohne zerebellare Platzeinengung. Seit die American-Academy of Pediatrics (AAP) im Jahr 1992 die Rückenlagerung bei Säuglingen zur Vermeidung des plötzlichen Kindstods (SIDS) empfiehlt, ist ein starker Inzidenzanstieg von frühkindlichen lagebedingten Schädeldeformitäten zu verzeichnen. Die Deformität kann sich in einem asymmetrischen Schiefkopf (Plagiocephalus), in einem zu kurzen Kopf (Brachycephalus) oder in einer Kombination aus beiden (plagiobrachycephale Mischform) darstellen. Zur Vermeidung von funktionell-ästhetischen Folgeschäden wird die Kopforthesentherapie derzeit als effektivste Behandlungsmaßnahme bei Kindern mit schwerer Schädeldeformation angesehen, wenn zuvor konventionelle Therapiemaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg ergeben haben. In dieser Arbeit wurden das Therapie- sowie das Langzeitergebnis nach erfolgter Kopforthesentherapie von insgesamt 58 Patienten unter Berücksichtigung der Deformitätstypen Plagiocephalus (P), Brachycephalus (B) und Plagiobrachycephalus (PB) analysiert. Im Rahmen einer manuellen anthropometrischen Schädelvermessung erfolgte die Bestimmung der Asymmetrieparameter CVA (in cm) und CVAI (in %) sowie die Be-stimmung des Längen-Breiten-Verhältnisses (CI in %) zu Therapiebeginn, Therapie-abschluss und bei der Nachuntersuchung nach durchschnittlich 3,85 Jahren. Zusätzlich wurde die elterliche Zufriedenheit hinsichtlich des Langzeitergebnisses sowie des Therapieverlaufs anhand eines standardisierten Fragebogens ermittelt. Im Therapieverlauf zeigte sich eine signifikante Abnahme des CVA und der CVAI in den Gruppen P um 1,47 cm/13,67 % (p < 0,001) und PB um 1,47 cm/12,24 % (p < 0,001). Die Schädelasymmetrie konnte mit einem Therapieergebnis von 0,31 cm/ 2,09 % und 0,34 cm/ 2,36 % normalisiert werden. Hierbei beeinflussten ein jüngeres Patientenalter sowie höhere Ausgangswerte das Therapieergebnis positiv. Der CI nahm während der Helmtherapie in den Gruppen B und PB mit einer Reduktion von 7,36 % (p < 0,001) bzw. 6,93 % (p < 0,001) signifikant ab und konnte mit einem Therapieergebnis von 92,33 % (B) und 90,12 % (PB) dem definierten Normbereich von < 90 % angenähert werden. Nach Helmabnahme zeigte sich eine Stabilität der CVA und des CVAI in den Gruppen P und PB. Der CI verbesserte sich weiterhin signifikant in den Gruppen B um 4,30 % (p < 0,001) und PB um 3,47 % (p < 0,001). Das Alter bei Behandlungsbeginn und die Therapiedauer hatten keinen signifikanten Einfluss auf das Langzeitergebnis. Die Elternbefragung zeigte sowohl eine hohe kindliche Tragetoleranz (94,83 %) als auch eine hohe elterliche Zufriedenheit bezüglich des Langzeitergebnisses und des Therapieverlaufs. Somit würden alle Eltern (100 %) die Kopforthesentherapie erneut als Behandlungsoption wählen. Letztlich konnte die Wirksamkeit der Kopforthesentherapie bestätigt werden. Die differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Deformitätstypen zeigte charakteristische Therapieverläufe und Langezeitergebnisse. Es handelt sich um eine Therapie, die gut in den häuslichen Alltag integrierbar ist und eine hohe elterliche Zufriedenheit aufweist.
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