Loew, Vanessa ORCID: 0000-0001-7113-3132 (2022). Analyse und Vergleich von zwei neuen Techniken zur kardiopulmonalen Reanimation in simulierter Schwerelosigkeit. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Auch wenn medizinische Notfälle im Weltall durch die medizinische Selektion der Ast¬ronauten selten sind, kann ein einziger Notfall die gesamte Weltraummission negativ beeinflussen 1. Neben vielen Adaptationsvorgängen und potenziellen Problemen durch reduzierte oder nicht-vorhandene Schwerkraft sind hierbei besonders kardiale und zerebrovaskuläre Probleme von Bedeutung 2,3. Supraventrikuläre (SVES) und ventrikuläre Extrasystolen (VES) wurden in den letzten Jahrzehnten bei bis zu 30% aller Astronauten während anstrengender Aktivitäten beobachtet 4. Die lebensfeindli¬che Umgebung im Weltall ist komplex, sodass angepasste Konzepte entwickelt und etabliert werden müssen, damit Astronauten Notfälle autark bewältigen können 5. Das Risiko einen medizinischen Notfall zu erleiden, der eine Intubation erfordern würde, wurde während einer 950 Tage Mission mit sechs Besatzungsmitgliedern auf mehr als 2,5% geschätzt 6. Andere Daten zeigten, dass rein statistisch ein einziges medizini¬sches Ereignis während einer 900 Tage Mission im Weltall auftreten könnte 6. Während die kardiopulmonale Reanimation auf der Erde sehr gut untersucht, die Tech¬nik weit verbreitet und international standardisiert praktiziert wird 7,8, entstehen in der reinen Umsetzung der bekannten Technik unter Schwerelosigkeit relevante Probleme 9. Vor allem stellt bei der Durchführung von Thoraxkompressionen die fehlende Schwerkraft durch eine mangelnde Gegenkraft einen limitierenden Faktor dar, einen suffizienten kardialen Auswurf oder ein Return-Of-Spontaneous-Circulation (ROSC) zu erreichen 1,10. Außerdem ist die Muskelarbeit signifikant höher 11 und die Muskulatur nach längerem Aufenthalt in Schwerelosigkeit weniger trainiert. Um die Reanimationsqualität auch in Schwerelosigkeit zu gewährleisten sind bis heute fünf unterschiedliche Methoden für die Reanimation in Schwerelosigkeit beschrieben 12,13. Ziel der vorliegenden Studie war es, zwei neue Techniken (Schmitz-Hinkelbein-Hand-Methode und Schmitz-Hinkelbein-Ellenbogen-Methode) in simulierter Schwere¬losigkeit (Unterwassermodell) zu untersuchen. Hierzu wurden zwei bisher noch nicht publizierte Methoden hinsichtlich ihrer Effektivität bzw. Reanimationsqualität analysiert und miteinander verglichen. Hierfür wurde nach Genehmigung durch die Ethikkommission eine Gruppe von 15 Pro¬banden ausgewählt, die randomisiert in einem Tauchgang jeweils beide Reanimationsmethoden an einer Reanimationspuppe durchgeführt haben. Die Kom¬pressionstiefe und Thoraxentlastung konnte anhand der aufgezeichneten Videosequenz der Überwachungseinheit des Mannequins für jede Kompression in mm abgelesen werden. Die Kompressionsrate wurde visuell ermittelt. Danach wurde die Selbsteinschätzung zur Durchführung beider Reanimationsmethoden in einem Frage¬bogen abgegeben. Die Schmitz-Hinkelbein-Hand-Methode (SHHM) wies im Vergleich zur Schmitz-Hinkel¬bein-Ellenbogen-Methode (SHEM) bessere Resultate im Erreichen einer adäquaten Kompressionsrate (SHHM: 111,16,3/min, SHEM: 102,08,3/min, p=0,00208) und Kompressionstiefe auf (SHHM: 65%±23%; Median 67,9%, SHEM: 28,0±27%; Median 22,2%, p=0,00047). Auch erreichte die SHHM eine höhere Rate der korrekten Thoraxentlastung (SHHM: 66,67%, SHEM: 20%). Die No-flow-time (definiert als An¬zahl der Perioden ohne Thoraxkompressionen > 2 Sekunden), zeigte sich bei beiden Methoden fast identisch. Die Auswertung der Selbsteinschätzungsscores der Teilnehmer zeigte hinsichtlich der Zufriedenheit und Machbarkeit der beiden Reanimationsmethoden keine signifikanten Unterschiede. Einige der bekannten Methoden benötigen zusätzliches Equipment und dadurch einen höheren Zeitbedarf, oder sind abhängig von äußeren Umständen. Die Eigenschaften einer Reanimationsmethode in Schwerelosigkeit am Notfallort sollten unabhängig äu¬ßerer Umstände universell einsetzbar sein und eine hohe Qualität aufweisen. Der Vorteil unserer beiden neuen Methoden liegt in der initialen Anwendbarkeit zur Sicher¬stellung hochwertiger Thoraxkompressionen, dabei ist die SHHM der SHEM überlegen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-642393 | ||||||||
Date: | 2022 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Medicine | ||||||||
Divisions: | Faculty of Medicine > Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin > Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin | ||||||||
Subjects: | Medical sciences Medicine | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 12 August 2022 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/64239 |
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