Sprute, Rosanne ORCID: 0000-0003-2457-6437 (2023). Invasive Infektionen durch Paecilomyces variotii und Purpureocillium lilacinum: Epidemiologie, prädisponierende Faktoren, Diagnostik, Management und Verlauf. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Mykosen durch seltene Schimmelpilze stellen aufgrund verschiedener diagnostischer und therapeutischer Fallstricke eine klinische Herausforderung dar. Die beiden Schimmelpilze Paecilomyces variotii und Purpureocillium lilacinum wurden in den letzten Jahren vermehrt als ursächlich für invasive Infektionen bei vornehmlich immungeschwächten Wirten beschrieben. Das Management von Infektionen mit P. variotii und P. lilacinum basierte bisher auf Daten aus Resistenztestungen und einzelnen Fallberichten oder kleinen Fallserien. Mit den vorliegenden Analysen wollen wir eine Grundlage für die klinische Entscheidungsfindung bei invasiven Infektionen durch P. variotii und P. lilacinum schaffen. Dazu wurden weltweit Fälle im internationalen Fungiscope®-Register für seltene Pilzinfektionen zusammengetragen und gemeinsam mit den in der Literatur berichteten Fällen bezüglich Epidemiologie, prädisponierender Faktoren, klinischer Charakteristika, Diagnostik, therapeutischer Maßnahmen und Behandlungsergebnissen ausgewertet. Wir identifizierten 59 Fälle mit invasiven Infektionen durch P. variotii und 101 Fälle durch P. lilacinum. Für P. variotii zeigte sich als wichtigster prädisponierender Faktor das Vorhandensein von Fremdmaterial in 29 Fällen (49,2 %), wobei Peritonealdialysekatheter (n = 20, 33,9 %) und Herzklappenprothesen (n = 6, 10,2 %) den größten Anteil ausmachten. Auch hämatologische oder onkologische Erkrankungen (n = 19, 32,2 %), chirurgische Eingriffe (n = 11, 18,6 %) und Diabetes mellitus (n = 10, 16,9 %) begünstigen das Auftreten von invasiven P. variotii-Infektionen. Die wichtigsten prädisponierenden Faktoren für eine Infektion mit P. lilacinum waren hämatologische und onkologische Erkrankungen (n = 31 Fälle, 30,7 %), eine Behandlung mit Kortikosteroiden (n = 27, 26,7 %), Zustand nach Organtransplantation (n = 26, 25,7 %) und Diabetes mellitus (n = 19, 18,8 %). Die häufigsten von P. variotii betroffenen Organe waren das Peritoneum (n = 20, 33,3 %) und die Lunge (n = 16, 27,1 %). Eine Dissemination trat in 14 Fällen (23,7 %) auf. Durch P. lilacinum waren zumeist die Haut (n = 37/101, 36,6 %) und die Lunge (n = 26/101, 25,7 %) betroffen. Zu einer Dissemination kam es in 22 Fällen (21,8 %). Schmerzen und Fieber waren bei beiden invasiven Pilzinfektionen die häufigsten Symptome (n = 35, 59,3 % bzw. n = 33, 55,9 % für P. variotii, n = 40, 39,6 % bzw. n = 34, 33,7 % für P. lilacinum). Die Diagnose erfolgt in beiden Kohorten fast ausschließlich mittels phänotypischer Methoden und wurde in 58 Fällen (98,3 %) bzw. 98 Fällen (97,0 %) durch kulturelle Anzucht gestellt. Die Rate an Durchbruchsinfektionen lag bei 13,6 % (n = 8) für P. variotii und bei 9,9 % (n = 10) für P. lilacinum. Zur Therapie der P. variotii-Infektionen wurden bei 52 Patientinnen und Patienten (88,1 %) systemisch Antimykotika eingesetzt. Amphotericin B war dabei das am häufigsten verabreichte Antimykotikum (n = 39, 66,1 %). Itraconazol kam in 15 (25,4 %) und Posaconazol in 8 Fällen (13,6 %) zum Einsatz. Die klinischen Isolate von P. variotii waren häufig resistent gegen Voriconazol, während die oben genannten Antimykotika eine gute in vitro-Aktivität zeigten. Bei P. lilacinum-Infektionen wurde eine systemische antimykotische Behandlung in 90 Fällen (89,1 %) durchgeführt. Die am häufigsten eingesetzten Antimykotika waren Voriconazol (n = 51, 56,7 %) und Itraconazol (n = 26, 28,9 %). Die klinischen Isolate von P. lilacinum waren häufig resistent gegen Amphotericin B, während Posaconazol und Voriconazol eine gute in vitro-Aktivität zeigten. Die Empfindlichkeitstestung gegenüber Echinocandinen zeigte sehr heterogene Resultate. Blutstrominfektionen und Infektionen des Zentralnervensystems verursachten eine hohe Sterblichkeit bei P. variotii. Die Gesamtmortalität betrug 28,8 %. Bei Infektionen mit P. lilacinum betrug die Gesamtmortalität 21,8 % (n = 22). Dabei war der Einsatz von Amphotericin B in der Behandlung von P. lilacinum-Infektionen mit einer signifikant höheren Sterblichkeitsrate verbunden als der Einsatz anderer Antimykotika (n = 13/33, 39,4 %, p <0,001). P. variotii und P. lilacinum verursachen beide lebensbedrohliche invasive Infektionen mit hoher Letalität insbesondere in immungeschwächten und kritisch kranken Patientinnen und Patienten. Einliegendes Fremdmaterial stellt dabei den wichtigsten prädisponierenden Faktor für Infektionen mit P. variotii dar. Patientinnen und Patienten, die sich einer Peritonealdialyse unterziehen, sind besonders gefährdet. Amphotericin B, Itraconazol und Posaconazol sind die Substanzen der Wahl zur systemischen Pharmakotherapie. Eine Kombination mit Flucytosin kann in Betracht gezogen werden. P. lilacinum tritt hauptsächlich als Weichteil-, Lungen- oder disseminierte Infektion in immungeschwächten Populationen auf. Die Behandlungsergebnisse sind bei Patientinnen und Patienten, die mit Triazolen behandelt werden, besser als mit Amphotericin B-Formulierungen. Ein multidisziplinäres Management ist für beide Mykosen von entscheidender Bedeutung und sollte eine schnelle und sichere Diagnosestellung unter Nutzung molekularer Techniken sowie eine prompte Behandlungseinleitung mit wirksamen systemischen Antimykotika umfassen. Aufgrund intrinsischer Resistenzen sind eine Identifizierung auf Spezieslevel und eine Empfindlichkeitstestung für beide Pilze unerlässlich.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Translated title: |
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Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-646526 | ||||||||
Date: | 2023 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Medicine | ||||||||
Divisions: | Faculty of Medicine > Innere Medizin > Klinik I für Innere Medizin - Hämatologie und Onkologie | ||||||||
Subjects: | Medical sciences Medicine | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 21 November 2022 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/64652 |
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