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In dieser Dissertation untersuchen wir kosmologische Modelle im Rahmen einer kanonischen Quantisierung der Gravitation basierend auf der Wheeler-DeWitt-Gleichung im Hinblick darauf, ob es möglich ist, quantengravitative Effekte in der Strahlung des Kosmischen Mikrowellenhintergrunds zu beobachten, sowie ob eine bestimmte Klasse schwacher Singularitäten durch Quantisierung kosmologischer Modelle, in welchen diese auftreten, beseitigt werden kann.
Der erste Teilaspekt gründet darauf, dass uns mehrere Kandidaten einer Quantentheorie der Gravitation zur Verfügung stehen und es daher notwendig ist, Möglichkeiten zu finden, um zu testen, welche dieser Theorien am ehesten die Natur beschreibt. Das Hauptproblem hierbei ist, dass quantengravitative Effekte bei den Energieskalen, die uns heute experimentell zugänglich sind, stark unterdrückt sind. Die inflationäre Phase des Universums läuft jedoch bei Energien ab, bei denen Effekte der Quantengravitation eine größere Rolle spielen könnten. Es ist möglich, primordiale kosmologische Störungen während dieser Inflationsphase zu untersuchen, welche als Keime der Strukturentwicklung im frühen Universum sowie als Ursprung primordialer Gravitationswellen angesehen werden. Somit sind diese Störungen letztlich für die Anisotropien bzw. die Polarisation der Kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung verantwortlich, welche von den Raumsonden COBE, WMAP und Planck gemessen wurden. Wir untersuchen, inwieweit quantengravitative Effekte diese Störungen beeinflussen, indem wir Inflationsmodelle, in denen die exponentielle Expansion des Universums durch ein skalares Inflatonfeld hervorgerufen wird, kanonisch quantisieren. Zunächst untersuchen wir ein vereinfachtes Modell, in welchem wir lediglich zu dem Skalarfeld Störungen hinzufügen. Nachfolgend betrachten wir skalare und tensorielle Störungen in einer eichinvarianten Formulierung sowohl in einem de-Sitter-Universum als auch in einem Quasi-de-Sitter-Universum, welches auch als Slow-Roll-Modell bezeichnet wird. Wir führen eine semiklassische Born-Oppenheimer-ähnliche Näherung der Wheeler-DeWitt-Gleichung der jeweiligen Modelle durch und erhalten eine Schrödingergleichung für die Störungsmoden sowie eine modifizierte Schrödingergleichung mit einem quantengravitativen Korrekturterm. Mit Hilfe der unkorrigierten Schrödingergleichung können wir die bekannten Leistungsspektren der Slow-Roll-Modelle herleiten. Der quantengravitative Korrekturterm führt zu einer Modifizierung der Leistungsspektren auf den größten Längenskalen. Dieser Effekt ist jedoch zu klein um messbar zu sein, insbesondere im Hinblick auf die statistische Unsicherheit aufgrund der Kosmischen Varianz, die auf großen Skalen am dominantesten ist. Wir erhalten ebenfalls eine quantengravitative Korrektur zu dem Verhältnis der tensoriellen zu den skalaren Störungen, welches allerdings im Vergleich zu den Korrekturen der zweiten Ordnung der Slow-Roll-Näherung stark unterdrückt ist. Zuletzt vergleichen wir unsere Ergebnisse mit anderen Methoden innerhalb der Wheeler-DeWitt-Quantenkosmologie sowie mit anderen Zugängen zur Quantengravitation.
Der zweite Teil der Dissertation basiert auf der Erwartung, dass eine Quantentheorie der Gravitation die Singularitäten beseitigen sollte, die in der Allgemeinen Relativitätstheorie und in der klassischen Kosmologie auftreten. Wir konzentrieren uns auf eine bestimmte Art kosmologischer Singularitäten, welche als Typ-IV-Singularitäten bezeichnet werden und die als schwach bezeichnet werden können, da hier nur höhere Ableitungen des Hubble-Parameters divergieren. Wir modellieren Universen mit einer solchen Singularität, indem wir eine ideale Flüssigkeit, die durch ein Chaplygin-Gas beschrieben wird, in der Form eines Skalarfeldes einführen, wobei wir sowohl ein Standard-Skalarfeld als auch ein Phantom-Feld mit negativer Energie betrachten. Nachdem wir das klassische Verhalten untersucht haben, können wir die Wheeler-DeWitt-Gleichung dieses Modells für einen Spezialfall analytisch lösen und hierdurch Rückschlüsse auf den allgemeinen Fall ziehen. Wir verwenden das Kriterium, dass eine Singularität vermieden wird, wenn die Wellenfunktion in der Region, in der die klassische Singularität auftritt, verschwindet. Allerdings erhalten wir als Ergebnis, dass nur bestimmte Lösungen der Wheeler-DeWitt-Gleichung unseres Modells dieses Kriterium erfüllen und somit die Typ-IV-Singularität vermeiden. Abschließend vergleichen wir dieses Ergebnis mit Resultaten aus vorherigen Untersuchungen, in denen eine Vermeidung von Singularitäten anderer Arten auftritt, und diskutieren Singularitätsvermeidung in anderen Quantengravitationstheorien. | German |
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canonical quantum gravity, Wheeler–DeWitt equation, quantum cosmology, semiclassical approximation, inflation, cosmological perturbations, Cosmic Microwave Background, singularities | English |
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