Hauber, Daniel ORCID: 0000-0001-9068-4546 (2023). Traumatische Erlebnisse im 2. Weltkrieg - Zusammenhänge mit körperlicher und psychischer Gesundheit in der Hochaltrigkeit. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Die psychischen und physischen Folgen traumatischer Erlebnisse während der Kindheit und Jugend – Phasen der schnellen körperlichen und psychischen Reifung – können über die gesamte Lebensspanne sichtbar werden. Ein Lebensabschnitt, der in der bisherigen Forschung vernachlässigt wurde, ist die Hochaltrigkeit (≥80 Jahre), in der sehr alte Menschen weitere kritische Lebensereignisse wie Verwitwung erleben, sowie depressive Symptome zeigen können. Ein großer Teil der deutschen Hochaltrigenbevölkerung war in der Kindheit und Adoleszenz traumatischen Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs (2. WK) ausgesetzt. Bisher ist wenig darüber bekannt, welcher Zusammenhang zwischen 2. WK Traumatisierung und körperlicher und seelischer Gesundheit in der Hochaltrigkeit besteht und wie die biographische Belastung mit kritischen Lebensereignissen im höheren Alter interagiert. Die vorliegende kumulative Dissertation möchte zur Schließung dieser Forschungslücke anhand einer repräsentativen Befragung hochaltriger Personen in Nordrhein-Westfalen (NRW80+) beitragen. Insgesamt berichteten über 42% der Befragten, auch über 70 Jahre nach Kriegsende unter 2. WK Traumatisierungen zu leiden. Besonders oft wurden Bombardierungen und Fluchterlebnisse als belastendste Erinnerung genannt. Studie 1 zeigte, dass traumatisierte Hochaltrige signifikant häufiger unter Herzinsuffizienz, Bluterkrankungen, Blasenproblemen, Rückenschmerzen, Atemwegs- und Lungenkrankheiten sowie Schlafstörungen leiden. Zusätzlich gaben traumatisierte Hochaltrige signifikant höhere Werte in Depressions-Screeningverfahren, eine niedrigere subjektive Gesundheit und stärkere Schmerzen an. Studie 2 unterstrich die vorherigen Befunde zur erhöhten Depressivität, fand jedoch keinen Zusammenhang zwischen 2. WK Traumatisierung und Wertschätzung des Lebens und positivem Affekt. Studie 3 analysierte den Verlauf von Multimorbidität und kognitiver Leistungsfähigkeit über einen Zeitraum von durchschnittlich zwei Jahren und untersuchte die Interaktion von 2. WK Traumatisierungen mit Verwitwung im höheren Alter (≥60 Jahre) und Depressivität. Es zeigte sich, dass traumatisierte Hochaltrige im Querschnitt eine niedrigere kognitive Leistungsfähigkeit zeigten. Ältere Teilnehmende hatten ebenfalls eine niedrigere kognitive Leistungsfähigkeit – dieser Trend wurde jedoch bei den ältesten Teilnehmenden durch das Vorhandensein einer 2. WK Traumatisierung abgeschwächt. Eine 2. WK Traumatisierung beeinflusste nicht die Veränderung von kognitiver Leistungsfähigkeit und Multimorbidität über die Studiendauer hinweg. 2. WK Traumatisierung scheint kein Risikofaktor zu sein, wenn es um die Bewältigung von Verwitwung oder Depression im sehr hohen Alter geht. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass 2. WK Traumatisierung den Zusammenhang zwischen Depressivität und Multimorbidität abmildern. Die vorliegende Dissertation unterstreicht somit die Phase der Kindheit und Jugend als sensible Entwicklungsperiode und die Bedeutung von 2. WK Traumatisierungen für die körperliche und psychische Gesundheit der hochaltrigen deutschen Bevölkerung. Diese Ergebnisse sollten bei Diagnostik und Therapie von hochaltrigen Personen berücksichtigt werden.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-711435 | ||||||||
Date: | 2023 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Human Sciences | ||||||||
Divisions: | Faculty of Human Sciences > Department Heilpädagogik und Rehabilitation | ||||||||
Subjects: | Psychology | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 10 August 2023 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/71143 |
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