Rohde, Jörg-Martin (2023). Profilanalyse ambulanter Patienten eines neugegründeten geriatrischen Diagnostikzentrums. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Hintergrund: Multimorbide geriatrische Patienten werden in Deutschland in erster Linie hausärztlich betreut. Es existieren bereits regionale Modelle für eine ergänzende ambulante geriatrische Betreuung, die aber bisher weder evaluiert noch etabliert werden konnten. Eine eindeutige Definition, wann ein ambulant gesehener geriatrischer Patient eher stationär oder eher ambulant fachärztlich weiterbehandelt werden sollte, fehlt bisher. Die vorliegende retrospektive Studie hat sich eine Profilerstellung eines ambulanten geriatrischen Patientenguts zum Ziel gesetzt, um mögliche Kriterien zu finden, die eine bessere Abgrenzung von ambulant zu behandelnden Patienten gegenüber Patienten mit Indikation zur stationär geriatrischen Behandlung ermöglichen. Methode: Es wurde eine retrospektive Analyse ambulanter Patientendaten von 52 Patienten einer geriatrischen Spezialsprechstunde aus dem Zeitraum vom 01.10.2017 bis zum 19.12.2018 durchgeführt. Es erfolgte ein Vergleich mit stationären Patientendaten von 51 Patienten einer benachbarten Akutgeriatrie aus dem Zeitraum vom 01.10.2017 bis zum 30.09.2018. Bei der Analyse wurden die Ergebnisse des routinemässig durchgeführten multidimensionalen geriatrischen Assessments verwendet. Im Einzelnen handelt es sich um Barthel-Index, Mini Mental Test, Uhrentest, Daniels-Test, Mini Nutritional Assessment, Falls Efficacy Scale, Depression-im-Alter-Test, Timed-Up-and-Go-Test und Chair-Rising-Test. Auf Basis der Ergebnisse dieser multidimensionalen Assessmentbatterie können Defizite erfasst werden in den Bereichen Alltagskompetenz, Mobilität und Selbständigkeit sowie kognitive Fähigkeiten, Ernährungszustand, Stimmungslage und Sturzrisiko der untersuchten Patienten. Zusätzlich wurden die Ergebnisse routinemässig erhobener laborchemische und hämatologische Parameter herangezogen als Marker für Stoffwechselstörungen, Störungen des Elektrolythaushaltes, Anämie und Malnutrition. Schließlich wurden aus den vorliegenden Anamnesen auch soziale Parameter berücksichtigt, um diese mit den Daten des multidimensionalen Assessments und den Laborergebnissen zu korrelieren. Konkret wurden Art der Betreuung und der Unterbringung der Patienten erfasst. Ergebnisse: In der ambulanten Patientengruppen fanden sich Einschränkungen der Kognition (pathologische Clock Tests bei 45,8% und auffällige Mini-Mental-Status-Tests bei 84,3% der Patienten), der Alltagskompetenz (auffälliger Barthel-Index 90,6%), und des Ernährungsstatus (auffälliger MNA bei 80,4%). Muskelkraft und Mobilität der unteren Extremität waren bei Dreiviertel der Patienten reduziert (auffälliger Chair Rising Test bei 75,8%). Bei einem Drittel der ambulanten Patienten wurde eine Anämie nachgewiesen. Im Vergleich zur stationären Vergleichsgruppe hatten die funktionellen Einschränkungen in der ambulanten Gruppe dennoch ein vergleichsweise geringeres Ausmaß: In der stationären Gruppe war die Alltagskompetenz basierend auf dem Barthel-Index signifikant schlechter als in er ambulanten Gruppe. Zudem wies jeder zweite stationäre Patient Hinweise auf ein kognitives Defizit auf (pathologischer Clock Test bei 55%). Fast alle stationären Patienten zeigten einen Hinweis auf Mangelernährung (auffälliger MNA bei 90%). Laborchemisch fiel unter den stationären Patienten auch eine signifikant schlechtere Nierenfunktion basierend auf der GFR auf (p<0,001) sowie signifikant höhere Entzündungsparameter basierend auf dem CRP auf (p<0,001) Auch das Gesamteiweiss war in der stationären Gruppe signifikant niedriger als in der ambulanten Gruppe (p<0,001). Das Sozialassessment ergab, dass unter den ambulanten Patienten mehr selbständig im eigenen Zuhause lebten (ambulant 96,3% versus stationär 88%). Eine logistische Regressionsanalyse zeigte, dass ein besserer Barthel-Index, eine höhere GFR und ein normwertiges Gesamteiweiß die Wahrscheinlichkeit einer ambulanten Weiterbehandlung des Patienten erhöhen. Bei Anstieg von Barthel-Index, GFR und Gesamteiweiß um jeweils eine Einheit stieg die Wahrscheinlichkeit dafür, nicht stationär aufgenommen zu werden um 0,87 (Barthel-Index), um 0,96 (GFR) und um 0,18 (Gesamteiweiß). Schlussfolgerung: Das Angebot einer ambulanten geriatrischen Sprechstunde eröffnet die Möglichkeit, die hausärztliche Versorgung komplexer geriatrischer Patienten zu ergänzen, und Hausärzte zu entlasten, da sowohl zeitaufwändige geriatrische Assessments dort erfolgen können und durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Geriater und Hausarzt der für die Patientenversorgung wichtige Kommunikationsfluss transparent erfolgen kann. Dadurch können das Risiko des Drehtüreffektes sowie das Risiko der stationären Fehlbelegung reduziert werden und die Lotsenfunktion des Hausarztes bleibt erhalten. Ob die Parameter Barthel-Index, GFR und Gesamteiweiß als Entscheidungsgrundlage für eine ambulante oder stationäre Behandlung herangezogen werden können, müssen weiterführende Studien zeigen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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Corporate Creators: | Zentrum für Innere Medizin der Universität zu Köln Klinik II und Poliklinik für Innere Medizin | ||||||||
URN: | urn:nbn:de:hbz:38-711986 | ||||||||
Date: | 2023 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Medicine | ||||||||
Divisions: | Faculty of Medicine > Innere Medizin > Klinik II für Innere Medizin - Nephrologie, Rheumatologie, Diabetologie und Allgemeine Innere Medizin | ||||||||
Subjects: | Medical sciences Medicine | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 22 August 2023 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/71198 |
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