Müller, Franziska Maria (2023). The effect of an interdisciplinary multidimensional intervention on the prognosis of older inpatients in a non-geriatric setting. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Weltweit zeichnet sich ein zunehmendes Bevölkerungswachstum ab. Dies bringt vielfältige Herausforderungen an das Gesundheitssystem mit sich, da ältere Patienten einen Großteil der Hospitationen ausmachen. Die Behandlung geriatrischer Patienten unterscheidet sich dabei grundlegend von der jüngerer Patienten, da ältere Menschen sehr oft zahlreiche Komorbiditäten aufweisen, oft unter frailty leiden und weniger Ressourcen bieten können, um eine akute Krankheit zu bekämpfen. Dementsprechend geht die Hospitalisierung älterer Menschen oft mit einem Funktionalitätsverlust und einer verschlechterten Prognose einher. Angesichts dieser Problematik hat sich ein ganzheitlicher Ansatz in der Behandlung geriatrischer Patienten bewährt mit dem Ziel, den negativen Hospitalisierungs-assoziierten Effekten gegenzusteuern. Die hier zugrundeliegende Arbeit hat untersucht, inwieweit eine interdisziplinäre multidimensionale Behandlung auf einer nicht-geriatrischen Station einen Einfluss auf die Prognose älterer Patienten hat. Bei geriatrischen Patienten hat sich das Comprehensive Geriatric Assessment (CGA) als ganzheitlicher Ansatz bewährt. Das CGA entspricht einer ganzheitlichen Einschätzung eines Patienten mit anschließender Behandlung der identifzierten Defizite. Um die Ergebnisse eines CGAs in einem einzelnen, repräsentativen und prognostisch aussagekräftigen Index zusammenzufassen, wurde der Multidimensionale Prognostische Index (MPI) entwickelt. Aus den Domänen des CGAs wird dabei ein Wert zwischen 0 und 1 berechnet, wobei ein höherer Wert mit einer schlechteren Prognose assoziiert ist. Es werden folgende drei Risikogruppen voneinander unterschieden: Geringes Risiko (MPI-1, 0-0.33), mittleres Risiko (MPI-2, 0.34-0.66) und hohes Risiko (MPI-3, 0.67-1). Der MPI wurde bereits vielfach sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting validiert. Er ist unter anderem assoziiert mit der Hospitalisierungsdauer, der Anzahl geriatrischer Syndrome und Ressourcen, dem Pflegegrad, der Lebensqualität, der Mortalität und der Entlassdestination. Diese Arbeit widmet sich der Frage, ob ein Pilotprojekt in Form einer interdisziplinären multidimensionalen Behandlung (Interdisciplinary multidimensional intervention, IMI) auf einer internistischen Akutstation eine prognostische und/oder funktionelle Verbesserung in geriatrischen Patienten, gemessen anhand des MPIs und verglichen mit der Standardbehandlung (standard of care, SOC) erzielen kann. Hierzu wurden retrospektiv die Daten von insgesamt 475 Patienten analysiert, welche zwischen August 2016 und Juli 2019 in der Klinik II für Innere Medizin – Nephrologie, Rheumatologie, Diabetologie und allgemeine 11 Innere Medizin der Universitätsklinik Köln, Deutschland, hospitalisiert waren. Alle Patienten waren über 65 Jahre alt, erhielten ein CGA sowohl bei Aufnahme als auch bei Entlassung sowie eine MPI-Kalkulation zu diesen Zeitpunkten. Das Pilotprojekt der IMI wurde 2016 etabliert. Das Ziel der IMI war die Prävention des Krankenhaus-assoziierten funktionellen Verlusts bei älteren Patienten. Um dies zu erzielen, wurde ein interdisziplinäres Team aus geriatrisch geschulten Pflegekräften, Physiotherapeut*innen, Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Sozialarbeiter*innen und Apotheker*innen zusammengestellt, welches unter der Leitung von Geriater*innen und Ärzt*innen anderer Fachrichtungen gemäß der individuellen Therapieziele und Defizite der Patienten einen Behandlungsplan erstellte und umsetzte. Die Analyse der hier zugrundeliegenden Daten zeigte eine positive Entwicklung des IMI Kollektivs im Vergleich zu SOC Patienten bezüglich MPI-Prognose und Funktionalität, gemessen an den Variablen MPI und ADL. Diese positive Entwicklung zeigte sich vor allem in MPI-2 und MPI-3 Subkollektiven, während sich die IMI Patienten in MPI-1 im Vergleich zu SOC in MPI und ADL verschlechterten. Dies ist überraschend, da es nicht zu erwarten war, dass eine Behandlung wie die IMI mit einer Verschlechterung der Prognose assoziiert sein könnte. Es ist jedoch zu bedenken, dass IMI Patienten eine deutliche längere Verweildauer vorwiesen als SOC Patienten. Es lässt sich daher diskutieren, ob Patienten mit einer verhältnismäßig guten Prognose entsprechend MPI-1 durch eine längere Verweildauer mit den damit verbundenen Komplikationen trotz intensivierter funktioneller Behandlung eher Nachteile erfahren im Vergleich zu Patienten mit einer schlechteren Prognose bei Aufnahme. Es zeigte sich außerdem, dass sich IMI Patienten der Risikogruppen MPI-2 und MPI-3 sich in ihrem MPI und einigen seiner Subdomänen im Vergleich zu IMI Patienten der Gruppe MPI-1 verbesserten. Außerdem schienen die Patienten der Altersgruppe der über 85- Jährigen sowie der 65 bis 74-Jährigen besonders von der Behandlung zu profitieren. Insgesamt zeigte sich in der Analyse der Daten, dass Patienten, die sich als frail oder pre-frail kategorisieren ließen, eher von einer Behandlung wie der IMI zu profitieren schienen. Dies könnte in Zukunft bei der Auswahl von Patienten und der damit verbundenen bestmöglichen Ressourcennutzung helfen. Zusammenfassend kann man aufgrund der hier vorliegenden Studie sagen, dass sich eine positive Entwicklung der IMI Patienten im Vergleich zu SOC Patienten abzeichnet, vor allem in den Subgruppen MPI-2 und MPI-3 sowie bei Patienten mit einer stark eingeschränkten Funktionalität bei Aufnahme. Dies würde dementsprechend die Patientenkollektive beinhalten, die wir als frail oder pre-frail kategorisieren. Bei diesen Subgruppen konnte im IMI Kollektiv eine signifikante Verbesserung der Prognose sowie der Funktionalität verglichen mit der Standardbehandlung erzielt werden. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse sind jedoch einige Limitationen zu bedenken, unter anderem kleine Patientenkollektive mit kleinen Subgruppen, die retrospektive Natur der Arbeit sowie ein Selektion-Bias in der Auswahl der Patienten für die IMI. Trotzdem zeigen die vielversprechenden Resultate dieser Studie, dass weitere Forschung im Bereich der Versorgung älterer, hospitalisierter Patienten notwendig ist angesichts der steigenden Herausforderungen in unserer alternden Gesellschaft.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-713741 | ||||||||
Date: | 31 January 2023 | ||||||||
Language: | English | ||||||||
Faculty: | Faculty of Medicine | ||||||||
Divisions: | Faculty of Medicine > Innere Medizin > Klinik II für Innere Medizin - Nephrologie, Rheumatologie, Diabetologie und Allgemeine Innere Medizin | ||||||||
Subjects: | Medical sciences Medicine | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 31 January 2023 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/71374 |
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