Reimann, Lisa (2023). Bindungssicherheit und Expression von Kandidatengenen der Stresssignalwege von ehemaligen Frühgeborenen mit postnatal visuellem oder Hautkontakt im Vergleich zu Reifgeborenen im Alter von 5 bis 8 Jahren. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die vorliegende Nachsorgesorgestudie wurde im Anschluss an die deisy-Studie durchgeführt. Ehemalige Probanden der damaligen Frühgeborenen mit postnatalem visuellem oder Hautkontakt wurden in dieser Studie mit neu rekrutierten ehemaligen Reifgeborenen im Alter von fünf bis acht Jahren bezüglich der Bindungssicherheit, der Expression von Kandidatengenen und weiteren Co-Variablen miteinander verglichen. Die Daten hierfür wurden mittels des Geschich-tenergänzungsverfahren (GEV-B), einem Wangenabstrich, spezifischer Fragebögen sowie Angaben der Eltern und des Kinderuntersuchungsheftes erfasst. Allgemein ist zur Stichprobenzusammensetzung zu sagen, dass die Reifgeborenen zum Untersuchungszeitpunkt circa zwei Jahre älter waren als die ehemaligen Frühgeborenen. Zudem unterschieden sich aufgrund der Frühgeburtlichkeit der ehemaligen deisy-Studien-Teilnehmenden geburtsspezifische Daten signifikant zu den Reifgeborenen. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen bezüglich des Geschlechts, des Alters der Mutter, sozio-ökonomischer Faktoren, der elterlichen Belastung, depressiver Symptomatik der Mütter, der sozialen Unterstützung, der altersgerechten Entwicklung des Kindes, der Benutzung von Seh- und Hörhilfen sowie des Stillverhaltens und des Nahrungsaufbaus. Die Gruppe der ehemaligen Frühgeborenen mit visuellem Kontakt wies einen signifikant niedrigeren Bindungssicherheitswert im GEV-B auf als die ehemaligen Reifgeborenen. Es zeigte sich eine zentrale Tendenz zu einem höheren Bindungssicherheitswert bei Frühgeborenen mit Hautkontakt als bei Frühgeborenen mit visuellem Kontakt. Es bestand Kontinuität mit den Daten der deisy-Studie, in der die Gruppe der Frühgeborenen mit Hautkontakt eine verstärkte Mutter-Kind-Interaktion aufwies, verglichen mit der Gruppe der Frühgeborenen mit visuellem Kontakt. Insgesamt waren alle ehemaligen Frühgeborenen unsicher gebunden, wohingegen zwei Drittel der ehemaligen Reifgeborenen als sicher gebunden klassifiziert wurden. Der postnatale Hautkontakt könnte sich bis zu einem Alter von 5 Jahren als förderlich auf die Entwicklung des Kopfumfanges auswirken, da der Kopfumfang von Frühgeborenen mit Hautkontakt prozentual häufiger zwischen der 10. und 90. Perzentile verortet werden konnte als bei Frühgeborenen mit visuellem Kontakt. Zudem konnten Werte im auffälligen oder grenzwertigen Bereich bezüglich des Verhaltens bei Reifgeborenen nur halb so oft nachgewiesen werden wie bei Frühgeborenen mit Hautkontakt und bei diesen wiederum nur halb so oft nachgewiesen werden wie bei Frühgeborenen mit visuellem Kontakt. Ferner führten bei Eltern von Frühgeborenen häufiger Aspekte auf Seiten der Kinder zu einer erhöhten elterlichen Belastung. Wohingegen Aspekte der Eltern selbst bei den Reifgeborenen führend zur elterlichen Belastung beitrugen. Das relative Expressionsniveau des Glukokortikoid-Rezeptor Gens bei Frühgeborenen mit Hautkontakt lag signifikant unter dem Niveau Frühgeborener mit visuellem Kontakt. Ähnliche Ergebnisse konnten in vorhergegangenen Studien erzielt werden, wodurch sich eine gewisse Kontinuität erkennen lässt. Zudem zeigte sich das Expressionsniveau des Serotonin-Rezeptor 1A Gens bei den Frühgeborenen signifikant höher als bei den Reifgeborenen. Jedoch fehlen bislang Kenntnisse darüber, ob die periphere Genexpression Hinweise auf die zentrale Wirkung geben kann. Weitere Limitationen der Studie begründen sich in der Stichprobengröße, wodurch das Erreichen statistischer Signifikanz erschwert ist. Insbesondere dann, wenn bei Teilen der Stichprobe Werte ausstanden. Diesbezüglich zeigten sich die Daten der ehemaligen Reifgeborenen inkonsistent in der Vollständigkeit. Zudem begann im Laufe der Datenerhebung die Corona-Pandemie und führte zu einschneidenden Veränderungen bei den Kindern und ihren Familien. Ob und inwieweit diese Veränderung zu einer Verzerrung der Daten geführt hat, ist derzeit nicht erkennbar. Ausblickend zeigten die Daten dieser Studie eine protektive Tendenz des postnatalen Hautkontaktes bei Frühgeborenen bezüglich vieler der behandelten Aspekte. Aufgrund der Limitierungen dieser Arbeit wäre eine Bestätigung der Ergebnisse durch weiterführende Untersuchungen wünschenswert.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Reimann, LisaUNSPECIFIEDUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-721522
Date: 2023
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Kinder- und Jugendmedizin > Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
MedizinGerman
Date of oral exam: 22 November 2023
Referee:
NameAcademic Title
Mehler, KatrinPrivatdozentin Dr. med.
Hautmann, Christopher JanPrivatdozent Dr. rer. medic.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/72152

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