Stolz, Jonas Dominik (2024). Inzidenz und klinische Relevanz ventrikulärer Fernfeldsignale bei ICD-Patienten: Vergleich von Elektroden mit ultrakurzem und normalem Tip-Ring Abstand der atrialen Elektrode. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Ventrikuläres FFRW Oversensing kann als Störsignal verschiedene ungünstige Folgen haben. Dazu gehören bei Herzschrittmachern unter anderem inadäquater Mode-Switch und bei ICDs eine fehlerhafte Beeinflussung der SVT-VT Diskrimination. Bipolare atriale Sonden mit ultrakurzem Tip-Ring Abstand zeigten im Vergleich zu konventionellen Sonden bei Herzschrittmachern eine Verbesserung des Quotienten Stör-/Nutzsignal und konnten zu einer Abnahme von inadäquaten Mode-Switch Episoden führen. Im Gegensatz dazu wurde das Verhalten dieses Quotienten und die Inzidenz von FFRW sowie dessen Oversensing und die daraus resultierenden klinischen Konsequenten in ICD-Populationen bisher noch nicht ausreichend untersucht und sind Thema der Dissertation. Datenbasis ist die prospektiv randomisierte DECREASE Studie, die den Effekt einer Erhöhung der Schwelle zur Detektion von Tachyarrhythmien auf die Abgabe von inadäquaten Schocks bei 543 Patienten mit primärprophylaktischer ICD-Indikation im Vergleich zu einer konventionellen Programmierung mit niedriger Detektionsschwelle untersuchte. Im Rahmen der Studie wurde der Einsatz von atrialen Sonden mit einem ultrakurzen Tip-Ring Abstand (1,1 mm) empfohlen, allerdings nur bei ca. 38% der Patienten mit Zwei- oder Dreikammersystemen eingesetzt. Die restlichen Patienten erhielten abgesehen von wenigen Ausnahmen atriale ST-Sonden mit einem handelsüblichen Tip-Ring Abstand von 10 mm. Die aktuell durchgeführte Arbeit entspricht einer nachträglichen Subanalyse, bei der alle Patienten mit Zweikammer- oder CRT-ICDs, welche kein permanentes Vorhofflimmern hatten und bei denen IEGMs vorlagen, während des Grundrhythmus (Baseline) und während Tachykardieepisoden untersucht wurden. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von n=61 untersuchten Patienten. Ziel der Arbeit war es herauszufinden, welchen Effekt der Einsatz von UST-Sonden in Bezug auf FFRW spontan, dessen Oversensing und daraus resultierenden klinischen Konsequenzen im Vergleich zu ST-Sonden hat. Untersuchte Parameter waren die Amplituden von Nahfeldsignal und FFRW spontan, der Quotient FFRW spontan-/Nahfeldsignal und die Inzidenz von FFRW und dessen Oversensing sowie daraus resultierende klinische Auswirkungen. Als Ergebnis konnte festgestellt werden, dass sowohl die Amplituden von Nahfeldsignalen (ST: 2,92 ± 1,49 mV; UST: 2,33 ± 1,28 mV; p=0,141) als auch von FFRW spontan (ST: 0,34±0,40 mV; UST: 0,04±0,13 mV; p=0,0027) während der Baseline bei UST-Sonden deutlich kleiner als bei ST-Sonden waren. Für den letztgenannten Parameter war der Unterschied dabei signifikant. Auch in Bezug auf den resultierenden Quotienten Stör-/Nutzsignal zeigte sich ein signifikanter Vorteil der UST-Sonden. Hinsichtlich der Inzidenz von FFRW spontan im Bereich der kumulativen Baseline war diese bei ST-Sonden signifikant höher als bei UST-Sonden (ST: 25/42, UST: 3/19); p=0,002). Während der Tachykardieepisoden war der diesbezügliche Unterschied allerdings knapp nicht signifikant (ST: 12/26, UST: 1/10; p=0,06). Wurden die Häufigkeiten von kumulativer Baseline und Tachykardieepisoden zusammengefasst, ließ sich ebenfalls eine signifikant höhere Inzidenz von FFRW spontan bei ST-Sonden nachweisen (ST: 37/68, UST 4/29; p=0,002). Tatsächliches FFRW Oversensing trat nur bei einem Patienten mit ST-Sonde auf. Insgesamt führte der Einsatz der UST-Sonden somit sowohl zu einer deutlichen Reduktion der Amplitude und der Inzidenz von FFRW spontan. Die Tachykardiedetektion durch tatsächliches FFRW Oversensing wurde im meinerseits untersuchten Patientenkollektiv nicht beeinflusst. Allerdings berichteten andere Autoren über durch FFRW Oversensing bedingte Fehlfunktionen im Bereich der SVT-VT Diskrimination oder inadäquaten Mode-Switch bei ICD-Patienten. Somit wäre prinzipiell die Reduktion von FFRW und dessen Oversensing durch Einsatz von UST-Sonden wünschenswert. Im klinischen Alltag haben diese heutzutage allerdings kaum Relevanz, da sie nicht MRT-fähig sind und unter optimaler Beachtung beziehungsweise Konfiguration diverser weiterer Parameter trotz des handelsüblichen Tip-Ring Abstands moderner atrialer Sonden von 10-12 mm eine ausreichende Reduktion von FFRW Oversensing in der Regel möglich zu sein scheint. Angesichts der genannten Vorteile in Bezug auf FFRW und dessen Oversensing wäre die häufigere Verwendung von UST-Sonden im klinischen Alltag sowie deren technische Weiterentwicklung trotzdem wünschenswert.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Stolz, Jonas DominikUNSPECIFIEDUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
Contributors:
ContributionNameEmail
CensorLüker, JakobUNSPECIFIED
CensorEberhardt, FrankUNSPECIFIED
Corporate Creators: Universität zu Köln
URN: urn:nbn:de:hbz:38-730533
Date: 16 April 2024
Place of Publication: Köln
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Innere Medizin > Klinik III für Innere Medizin - Kardiologie, Pneumologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Tip-Ring AbstandGerman
ventrikuläres FernfeldsignalGerman
ultrakurzer Tip-Ring AbstandGerman
FFRW OversensingEnglish
Inzidenz FFRW OversensingUNSPECIFIED
FFRW Oversensing klinische RelevanzUNSPECIFIED
FFRW Oversensing KonsequenzUNSPECIFIED
FFRW Oversensing ICD-FehlfunktionUNSPECIFIED
FFRW Oversensing TachykardiedetektionUNSPECIFIED
FFRW Oversensing inadäquate ICD-TherapieUNSPECIFIED
Amplitude NutzsignalGerman
Amplitude StörsignalGerman
Quotient Nutz-/StörsignalGerman
Amplitude FFRWGerman
FFRW Oversening PräventionUNSPECIFIED
FFRW Oversensing VerhinderungUNSPECIFIED
ultrakurzer Tip-Ring Abstand klinische RelevanzGerman
Subanalyse DECREASEGerman
Optisense SondeGerman
Störsignal ICDGerman
atriale Sondentypen VergleichGerman
atriales SondendesignGerman
Far-Field-SensingEnglish
Date of oral exam: 16 April 2024
Referee:
NameAcademic Title
Lüker, JakobPriv.-Doz. Dr. med.
Eberhardt, FrankPriv.-Doz. Dr. med.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/73053

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