Schuchart, Dorothee Magdalena (2024). Assoziation von Anämie und Vitamin D-Mangel in Abhängigkeit und unabhängig von der Nierenfunktion bei Personen ≥ 60 Jahren in Deutschland. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Zusammenfassung Anhand einer retrospektiven Datenanalyse von 4008 Routinelaboren von Patienten im Alter von ≥ 60 Jahren wurde nach einem signifikanten Zusammenhang zwischen Anämie und dem Vitamin D-Spiegel mittels parametrischer und nicht-parametrischer Verfahren in Abhängigkeit und unabhängig von der Nierenfunktion gesucht. Hintergrund zur Studienfrage war die hohe Rate an Anämien bei älteren Menschen sowie die hohe Prävalenz des Vitamin D-Mangels (VDM) in dieser Klientel. Vorausgegangene internationale Studien konnten hier bereits Zusammenhänge aufzeigen. Hypothese hierzu ist ein durch VDM induzierter funktioneller Eisenmangel, welcher über die Hepcidin-Ferroportin-Achse wirke. Es fehlen bislang jedoch repräsentative Daten für Deutschland und für ältere Menschen beider Geschlechter zur Prüfung der Hypothese. Zur Analyse standen für das 25-Hydroxycholecalciferol (25D) 4008 und für das 1,25-Dihydroxycholecalciferol (1,25D) 410 Labore zur Verfügung. 31 % der Personen in der Stichprobe waren Männer, 69 % Frauen. Das durchschnittliche Alter betrug 75 Jahre (SD = 8,61) und reichte von 60 bis 99 Jahren. Die mittlere glomeruläre Filtrationsrate (GFR) betrug 62 ml/min/1,73 m2 (SD = 22,74). Fast 20 % der Personen in der Stichprobe waren laut Definition der Weltgesundheitsorganisation anämisch. Hierbei zeigte sich bei den Männern (27 %) in Relation zu den Frauen (16 %) eine signifikant höhere Prävalenz; p < 0,001. Auflerdem waren Männer mit Anämie signifikant jünger als anämische Frauen und bei beiden Geschlechtern konnte festgestellt werden, dass Menschen mit Anämie signifikant älter waren als Personen ohne Anämie; p < 0,001. Es ließ sich im Weiteren bei beiden Geschlechtern eine deutliche Zunahme der Anämieprävalenz über die Altersdekaden finden. Hierbei war der überwiegende Anteil (57 %) der gefundenen Anämien normozytär und normochrom. Rund 35 % wiesen einen 25D-Mangel mit Werten von < 50 nmol/l auf, wobei auch hier signifikant mehr Männer (38 %) als Frauen (34 %) betroffen waren; p = 0,014. Ebenso zeigten sich im Durchschnitt für das 1,25D um 10 pg/ml niedrigere Werte bei den Männern in Relation zu den Frauen; p < 0,001. Zur Assoziation von Anämie und 25D-Mangel konnte im Chi-Quadrat-Test für 25D-Spiegel unter 30 nmol/l bei Frauen, nicht aber bei Männern, ein signifikanter Zusammenhang aufgezeigt werden; p < 0,001 vs. p = 0,104. Bei den Frauen zeigte sich, dass ein 25D-Spiegel von < 30 nmol/l rund 11 % häufiger mit einer Anämie assoziiert war als ein Spiegel ≥ 30 nmol/l. Für Männer konnte erst durch Ausschluss des Kidney Disease Outcome Quality InitiativeStadiums 5 (KDOQI) eine signifikante Assoziation belegt werden, welche bei zusätzlichem Ausschluss des Stadiums 4 noch an Stärke zunahm, sodass auch hier eine 10%ig höhere Assoziation für Anämie bei VDM < 30 nmol/l nachzuweisen war; p = 0,004. Im Weiteren konnte ebenfalls mittels linearer Regression ein signifikanter Zusammenhang zwischen 25D und Hämoglobin für 25D-Werte < 30 nmol/l bei Männern und Frauen gefunden werden: F (1; 165) = 6,461; R2 = 0,038; p = 0,012 [Männer]; F (1; 357) = 45,386; R2 = 0,113; p < 0,001 [Frauen]. Für die Männer bestand jedoch die höchste Assoziation in den KDOQI-Stadien 3 bis 5: F (1; 94) = 11,843; R2 = 0,112; p < 0,001. Für die Frauen zeigte sich hingegen die höchste Assoziation in den KDOQI-Stadien der „besten“ Nierenfunktion, 1 und 2: F (1; 178) = 25,287; R2 = 0,124; p < 0,001. Die Varianz des Zusammenhangs unter den KDOQI-Stadien war bei den Frauen jedoch geringer ausgeprägt als bei den Männern, sodass für die Männer, aber nicht wesentlich für die Frauen, ein Einfluss der Nierenfunktion auf die Assoziation initial abzuleiten war. In einer multiplen Regression mit dem Alter und der GFR zeigten sich hingegen bei den Männern leicht höhere Effekte des 25Ds pro Anstieg um eine Einheit nmol/l auf das Hämoglobin in Relation zu den Frauen (0,091 g/dl vs. 0,071 g/dl; p < 0,001). Dies ließ in der Gesamtschau auf einen divergenten Einfluss der Nierenfunktion unter den Geschlechtern in der Stichprobe auf die Assoziation des 25Ds mit dem Hämoglobin bei 25D-Spiegeln < 30 nmol/l schlieflen. Insgesamt konnte somit in der Stichprobe bei beiden Geschlechtern ein hoch signifikanter Einfluss des 25Ds auf das Hämoglobin auch unabhängig von der Nierenfunktion im Sinne einer positiven Korrelation gefunden werden. Für das 1,25D zeigte sich initial bei den Männern und Frauen ebenfalls eine signifikante positive Korrelation mit dem Hämoglobin: r = 0,376; p < 0,001 [Männer]; r = 0,342; p < 0,001 [Frauen]. Mittels partieller Korrelation mit der GFR reduzierte sich der gefundene Effekt bei den Frauen jedoch deutlich während bei den Männern kein signifikanter Zusammenhang mehr belegt werden konnte: r = 0,171; p < 0,001 [Frauen]; r = 0,157; p = 0,060 [Männer]. Zusammenfassend konnte für beide Geschlechter für das 1,25D unabhängig von der Nierenfunktion kein statistisch aussagekräftiger Einfluss auf das Hämoglobin belegt werden. Zur Herleitung einer möglichen Ursache der gefundenen Assoziation des 25Ds mit dem Hämoglobin konnte eine signifikante negative Korrelation des 25Ds mit der Erythrozytenverteilungsbreite ab 25D-Spiegel von < 75 nmol/l nachgewiesen werden (p < 0,001), deren Stärke mit abnehmendem mittlerem korpuskulärem Volumen der Erythrozyten stetig zunahm. Statistisch zeigten sich somit in der Stichprobe Hinweise auf einen Zusammenhang von VDM und Eisenmangel gemäß initialer Hypothese. Die Studienzahlen waren hier jedoch begrenzt. Weitere Studien sind erforderlich, um zu analysieren, ob die Substitution von 25D den Hämoglobinspiegel erhöhen kann. Ebenfalls bedarf es weiterer Daten zur weiterführenden ätiologischen Klärung des gefundenen Zusammenhangs.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Translated abstract:
AbstractLanguage
UNSPECIFIEDGerman
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Schuchart, Dorothee Magdalenadschucha@smail.uni-koeln.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-745668
Date: 2024
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Innere Medizin > Klinik II für Innere Medizin - Nephrologie, Rheumatologie, Diabetologie und Allgemeine Innere Medizin
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Vitamin D Mangel; Hämoglobin; Senioren; Deutschland; Anämie, NiereninsuffizienzGerman
Date of oral exam: 4 November 2024
Referee:
NameAcademic Title
Röhrig-Herzog, GabrieleProfessorin Dr. med. habil.
Fabri, MarioUniversitätsprofessor Dr. med.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/74566

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