Lopes Alves, Sara (2025). Langzeitergebnisse der Tiefen Hirnstimulation beim therapierefraktären Tourette-Syndrom. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die Tiefe Hirnstimulation wird seit 1999 bei schwer betroffenen und ansonsten therapieresistenten Patienten mit Tourette-Syndrom zur Tic-Reduktion eingesetzt. Mehrere randomisierte Doppelblindstudien und Metaanalysen berichten über die Wirksamkeit und die Sicherheit dieser Behandlung. Allerdings sind die bis dato vorliegenden Fallzahlen und Beobachtungszeiträume deutlich limitiert. Zur Abschätzung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses der Tiefen Hirnstimulation bei Patienten mit Tourette-Syndrom ist die Auswertung von Langzeitdaten zur Verträglichkeit und Wirksamkeit des Therapieverfahrens sowie zur psychosozialen Funktionsfähigkeit und Lebensqualität erforderlich. In die vorliegende retrospektive Open-Label-Studie wurden 19 Patienten mit Tourette-Syndrom eingeschlossen, die zwischen den Jahren 2006 und 2016 an der Uniklinik Köln mittels Tiefer Hirnstimulation behandelt wurden. Es wurden Daten zum Schweregrad der Tic-Symptomatik [Yale Global Tic Severity Scale (YGTSS)], zu unerwünschten Ereignissen, zur begleitenden Pharmakotherapie, zur alltäglichen Funktionsfähigkeit [Global Assessment of Functioning Scale (GAF) und zur Lebensqualität (Gilles de la Tourette Syndrome - Quality of Life Scale (GTS-QoL)] präoperativ, ein Jahr nach der Implantation und zur letzten Verlaufskontrolle (6,5 ± 3,0 Jahre) erhoben. Außerdem wurde die Behandlung subjektiv durch die Patienten bewertet. Bei der letzten Verlaufskontrolle war die Stimulation bei 17 von 19 Patienten noch aktiv. Die Ergebnisse der YGTSS zeigen, dass die Tiefe Hirnstimulation geeignet ist, Tic-Symptome langfristig zu verbessern (p <,001) und dass die Wirkung über den untersuchten Zeitraum konstant blieb: Der durchschnittliche YGTSS-Gesamtscore verbesserte sich signifikant um 52,0% (p <,001) nach dem ersten Behandlungsjahr und um 53,3% (p <,001) bei der letzten Verlaufsuntersuchung. 95,31% aller somatischen Nebenwirkungen waren transient und meist durch Änderungen der Stimulationsparameter reversibel, jedoch teilweise regelmäßig wiederkehrend. Hinsichtlich einzelner psychischen Nebenwirkungen zeigten sich subjektiv im Rahmen der Tiefen Hirnstimulation sowohl Verbesserungen (Stimmungsschwankungen und Apathie) als auch Verschlechterungen (Unruhe und Zwangshandlungen). Die Tiefe Hirnstimulation konnte jedoch auf lange Sicht die Pharmakotherapie der eingeschlossenen Patienten nicht ersetzen. Die alltägliche Funktionsfähigkeit verbesserte sich signifikant (p=,003) unter der Stimulation, ließ jedoch nach dem ersten Behandlungsjahr nach. Bei der letzten Verlaufsuntersuchung zeigten sich signifikante Verbesserungen von Lebensqualität und Lebenszufriedenheit im Vergleich zum Ausgangswert. Subjektiv schätzten die Patienten (n = 15) den Schweregrad der Tics zum Zeitpunkt der letzten Verlaufskontrolle im Vergleich zu dem Zeitpunkt vor Therapiebeginn um 61,5% niedriger ein. Von allen 19 Patienten gaben 13 Patienten (68,42%) an, dass ihre Erwartungen an die Therapie erfüllt wurden. 15 Patienten (78,95%) berichteten, dass sie sich retrospektiv erneut für eine Behandlung mit der Tiefen Hirnstimulation entscheiden würden. Wichtig scheint es vor der Implantation realistische Erwartungen zu schaffen, um Unzufriedenheit und oder gar Therapieabbrüche zu vermeiden. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie, dass die Tiefe Hirnstimulation bei therapieresistenten Patienten mit Tourette-Syndrom eine langfristig und konstant wirksame Behandlung zur Tic-Reduktion mit akzeptablem Nebenwirkungsprofil darstellt. Zugleich kann die Stimulation zur Verbesserung von alltäglichem Funktionsniveau, Lebensqualität und Lebenszufriedenheit beitragen.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Lopes Alves, Sarasaralopesalves@hotmail.comUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
Contributors:
ContributionNameEmail
CensorKuhn, Jensj.kuhn@alexianer.de
Scientific advisorHuys, DanielDaniel.Huys@lvr.de
URN: urn:nbn:de:hbz:38-753366
Date: 2025
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Psychiatrie und Psychotherapie > Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Tourette-SyndromUNSPECIFIED
Tiefe HirnstimulationGerman
Deep Brain StimulationEnglish
LangzeitergebnisseGerman
Date of oral exam: 6 January 2025
Referee:
NameAcademic Title
Kuhn, JensProfessor Dr. med.
Jessen, FrankUniversitätsprofessor Dr. med.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/75336

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