Kroker, Samira
(2024).
Evaluierung der Routinepanendoskopie bei oralen Plattenepithelkarzinomen zur Detektion von synchronen Zweittumoren.
PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Die Routinepanendoskopie in der Diagnostik von Zweittumoren bei Patienten mit Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinomen (HNSCC) gehört für viele Autoren zum Goldstandard während andere den Einsatz immer mehr in Frage stellen. Ziel dieser Arbeit war es, mit Hilfe der erhobenen Patientendaten die Notwendigkeit und Vorteile der Panendoskopie zur Zweittumordiagnostik bei HNSCC Patienten zu evaluieren. Die vorliegende retrospektive Arbeit beinhaltet 324 Patienten mit oralem Plattenepithelkarzinom, welche sich von Februar 2014 bis Dezember 2021 in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität zu Köln befanden und eine Panendoskopie zur Zweittumordiagnostik erhielten. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Detektionsrate von synchronen Zweittumoren durch die Panendoskopie insbesondere im Vergleich zur Bildgebung und dem Einfluss von Risikofaktoren sowie Komplikationen durch die Panendoskopie gelegt. Folgende Parameter wurden zur genaueren Charakteristik der Patienten herangezogen: Alter, Geschlecht, Datum der Panendoskopie, Datum der Operation, Biopsie, Klassifizierung der Tumore, Vorerkrankungen und Medikamente. Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen, dass mehr Männer (55,9%) als Frauen (44,1%) an einem oralen Plattenepithelkarzinom erkrankten. Am häufigsten erkrankten beide Geschlechter im Alter zwischen 60 und 69 Jahren (36,1%). Die meisten Patienten zeigten ein erhöhtes Risikoprofil (77,5%) bedingt durch Alkohol- und/oder Nikotinabusus. Während der Panendoskopie kam es bei keinen Patienten zu Grad II-V Komplikationen und bei 3,4% zu Grad I Komplikationen nach Clavien-Dindo. Der zeitliche Abstand zwischen Panendoskopie und Operation lag durchschnittlich bei 24,5 (± 25,4) Tagen. Insgesamt wurden während der Panendoskopie 129 Biopsien entnommen. Die häufigste Primärtumorlokalisation war mit 27,5% der Mundboden. Das häufigste UICC-Stadium bei den Primärtumoren war mit 26,5% Stadium IVA. Beim Grading fand sich am häufigsten das G2-Stadium (76,5%) und bei den Resektionsstadien die R0-Resektion (80,9%). Insgesamt handelte es sich bei 13% um ein Rezidiv des Primärtumors. Bei 3,4% der Patienten wurde ein synchroner Zweittumor und bei 0,9% eine Leukoplakie detektiert. Demnach wurde bei 4,3% ein maligner Befund oder eine Präkanzerose bestätigt. Unter diesen Patienten fanden sich mehr Männer (64,3%) als Frauen (35,7%). Am häufigsten war auch hier die Altersklasse zwischen 60 und 69 Jahren (42,9%) vertreten. Der Larynx war die häufigste Lokalisation (35,7%) bei synchronem Zweittumor/Leukoplakie. Bei den UICC- Stadien der dazugehörigen Primärtumore fanden sich am häufigsten Stadium I Tumore (35,8%). 92,8% zeigten ein erhöhtes Risikoprofil durch isolierten oder mit Alkohol kombinierten Nikotinabusus. 18,2% der Zweittumore konnten alleinig durch die Panendoskopie entdeckt werden, während die anderen 81,8% auch in der Bildgebung detektiert wurden. 100% der Leukoplakien wurden alleinig durch die Panendoskopie detektiert. Auf das gesamte Patientenkollektiv bezogen ergibt sich eine Zweittumordetektionsrate von 0,6% und eine Leukoplakiedetektionsrate von 0,9% (Gesamt: 1,5%). In der Inferenzstatistik konnte keine signifikante Überlegenheit der Panendoskopie im Vergleich zur Bildgebung bei der Detektion von synchronen Zweittumoren festgestellt werden. Auch der Einfluss von Risikofaktoren auf die erhöhte Inzidenz der Zweittumoren zeigte sich als statistisch nicht signifikant. Jedoch zeigte sich ein signifikanter Unterschied bei der Anzahl der pack years zwischen den Patienten mit und ohne Zweittumor. Die Patienten mit synchronem Zweittumor zeigten durchschnittlich mehr pack years. Die Ergebnisse dieser Dissertation legen nahe, dass die Anwendung der Panendoskopie bei Patienten mit Risikofaktoren weiterhin obligat ist. Vor allem exzessiver Nikotinkonsum über einen längeren Zeitraum könnte die Entstehung von Zweittumoren begünstigen. Bei Patienten ohne Risikofaktoren kann weiterhin über die Sinnhaftigkeit der Routinedurchführung diskutiert werden. Anhand der in unserer Studie gewonnenen Daten kann jedoch eine Empfehlung für die weitere Durchführung ausgesprochen werden. Ein entscheidender Faktor für die Fortführung der Panendoskopie ist die Detektion von kleinen (Vorläufer)-Läsionen. Dadurch bietet die Panendoskopie einen signifikanten Vorteil gegenüber bildgebenden Diagnoseverfahren und kann somit einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung haben. In unserem Patientenkollektiv traten Komplikationen nur selten und in geringem Maße auf, weshalb der positive Nutzen im Vergleich zu möglichen Risiken überwiegt. Trotzdem sind weitere prospektive Studien mit höheren Patientenzahlen und standardisierten klinischen Kriterien notwendig, um ein besseres Verständnis für den Nutzen der Panendoskopie zu entwickeln. Insbesondere die Indikationsstellung bei Patienten mit unterschiedlichen Risikoprofilen sollte genauer geprüft werden. Außerdem sollten individuelle Modifikationen der Panendoskopie auf die Patienten abgestimmt werden und nicht zwingend alle Behandlungsschritte bei jedem Patienten durchgeführt werden. Auch die TNM/UICC- Klassifikation des Primärtumors und die damit verbundene Lebenserwartung sollte in die Beurteilung über die Sinnhaftigkeit der Panendoskopie einfließen. Durch eine Weiterentwicklung der bisherigen Studienmodelle könnten sowohl Patienten als auch das Gesundheitssystem zukünftig von einer risikoärmeren und ökonomischeren Diagnostik profitieren.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-781318 | ||||||||
Date: | 2024 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Medicine | ||||||||
Divisions: | Faculty of Medicine > Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde > Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie und Interdisziplinäre Klinik für Orale Chirurgie und Implantologie | ||||||||
Subjects: | Medical sciences Medicine | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 6 March 2025 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/78131 |
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