Grigo, Delia Maria (2025). Retrospektive Analyse des Auftretens, der Diagnostik und der Therapie von Speicheldrüsenkarzinomen anhand des Kölner Patientenkollektivs zwischen 1986-2021. PhD thesis, Universität zu Köln.

[img] PDF
Dissertationsschreiben_Grigo_ohneUnterschrift.pdf

Download (2MB)

Abstract

In dieser retrospektiven Arbeit wurde das Auftreten der Kopfspeicheldrüsenkarzinome anhand von 317 Patienten im Zeitraum vom 01.09.1986 bis 31.12.2021 untersucht, welche an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums zu Köln aufgrund eines Speicheldrüsenkarzinoms behandelt wurden. Speicheldrüsenkarzinome traten geschlechter-, alters- und seitenunabhängig auf, am häufigsten jedoch in der Gl. parotis (89,9%), gefolgt von den kleinen Speicheldrüsen (5,4%), der Gl. submandibularis (4,4%) und der Gl. sublingualis (0,3%). Die meisten Speicheldrüsenkarzinome wurden in niedrigen T-Stadien festgestellt (T1 23,7%, T2 25,6%, T3 19,2%, T4a 18,3%, T4b 2,2%, Tx 1,9%). Ein Großteil der Patienten hatte keine Lymphknotenmetastasen (N0 61,2%, N1 8,8%, N2a-c 17,9%, N3 3,2%, Nx 4,1%). Die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA) wurde standardmäßig durchgeführt, sofern der Patient sich nicht mit einer bereits extern gesicherten Diagnose vorstellte. Dabei wurde präoperativ bereits in 22,1% eine Malignität und in 11,6% der Fälle ein malignitätsverdächtiger Prozess diagnostiziert. In der Gl. parotis stellten das Plattenepithelkarzinom und das Mukoepidermoidkarzinom die häufigsten Entitäten dar. In der Gl. submandibularis und Gl. sublingualis trat das adenoidzystische Karzinom am häufigsten auf. Auffällig war der Unterschied in der Geschlechterverteilung. Das Plattenepithelkarzinom und das Speicheldrüsenkarzinom not otherwise specified (NOS) traten signifikant häufiger bei männlichen Patienten auf, wohingegen das adenoidzystische Karzinom, das Mukoepidermoidkarzinom und das Azinuszellkarzinom häufiger bei weiblichen Patienten nachgewiesen wurden. Die Therapie der Wahl war die chirurgische Entfernung des Karzinoms. Es wurde bei über 80% der Fälle zusätzlich zur Entfernung des Primarius eine Neck Dissection (ND) durchgeführt. 62,1% der Patienten erhielten eine selektive ND, 14,8% eine radikale ND. Bei 34,1% der Patienten wurden zervikale Lymphknotenmetastasen festgestellt. Ungefähr 53% der Patienten wurden postoperativ bestrahlt. Präoperativ zeigten 69,5% der Patienten mit einem Speicheldrüsenkarzinom der Gl. parotis eine uneingeschränkte Funktion des Nervus (N.) facialis (House-Brackmann-Scala (HBS) 1) und 24,6% wiesen postoperativ eine periphere Facialisparese auf (HBS > 1). 11 Eine Perineuralscheideninvasion trat bei 28,4% der Patienten auf, venöse Invasionen bei 9,5%, Lymphgefäßinvasionen bei 12% und extrakapsuläre Ausbreitungen der Lymphknotenmetastasen bei 14,2%. Anteilig betrachtet gab es bei 66,7% der Patienten mit einem Speichelgangkarzinom eine Perineuralscheideninvasion, bei 40% mit einem adenoidzystischen Karzinom und bei 34,9% der Patienten mit einem Speicheldrüsenkarzinom NOS. Eine Lymphgefäßinvasion wurde bei 47,6% der Betroffenen mit einem Speichelgangkarzinom diagnostiziert. Zudem wiesen 38,1% der Patienten mit einem Speichelgangkarzinom eine extrakapsuläre Ausbreitung der Lymphknotenmetastasen des Karzinoms auf. 18% der Patienten entwickelten ein Tumorrezidiv innerhalb der ersten fünf Jahre nach Erstdiagnose. Die meisten Rezidive traten lokoregional und beim adenoidzystischen Karzinom auf mit einem Anteil von 26,1% auf, gefolgt vom Speicheldrüsenkarzinom NOS mit einem Anteil von 17,4% und Mukoepidermoidkarzinom und Azinuszellkarzinom mit jeweils einem Anteil von 13% aller Rezidive. Fernmetastasen bildeten sich hauptsächlich in der Lunge, gefolgt von Knochen und Gehirn. Die Gesamtüberlebensraten (overall-survival) für die gesamte Kohorte nach 12/24/60/120 Monaten betrugen 87,1%/80,6%/71,7%/63,0%. Ein schlechteres Gesamtüberleben hatten männliche Patienten, Patienten mit einem hohen Alter bei der Erstdiagnose, Entitäten wie Plattenepithelkarzinome, Speicheldrüsenkarzinome NOS und Speichelgangkarzinome, eine präoperative Facialisparese, hohe TNM-Stadien, high- grade Tumore, intermediate-grade Tumore und Resektionen mit einem positiven Resektionsstatus. Diese Arbeit verdeutlicht, wie wichtig die Früherkennung für das Überleben der Patienten ist. Zudem wird das besonders aggressive Wachstum der adenoidzystischen Karzinome und Speichelgangkarzinome dargelegt, welches sich durch häufige perineurale Invasionen, Lymphgefäßinvasionen, extrakapsuläre Ausbreitungen der Lymphknotenmetastasen und hohe Rezidivraten äußert. Die Therapien und Nachsorgen der Patienten sollten daher die erhöhten Risikofaktoren dieser Entitäten berücksichtigen Aufgrund der Seltenheit von Speicheldrüsenkarzinomen sind retrospektive Analysen an großen Kohorten von enormer Bedeutung. Diese Arbeit bietet eine umfassende Ergänzung zur bisherigen Studienlage.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Grigo, Delia Mariadelia-grigo@gmx.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-786285
Date: 2025
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Hals-Nasen-Ohrenheilkunde > Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
SpeicheldrüsenkarzinomGerman
Date of oral exam: 5 June 2025
Referee:
NameAcademic Title
Klußmann, Jens PeterUniversitätsprofessor Dr. med.
Kreppel, Matthias PeterProfessor Dr. med. Dr. med. dent.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/78628

Downloads

Downloads per month over past year

Export

Actions (login required)

View Item View Item