Jakob, Carolin (2025). Langzeitoutcome von Krebspatient*innen in der Intensivmedizin. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Viele Krebserkrankungen haben sich zu chronischen Erkrankungen entwickelt und begegnen Mediziner*innen in jedem Fachgebiet. Auch in der Intensivmedizin machen an Krebs erkrankte Menschen einen wachsenden Anteil der Patient*innen aus. Bei besonders schlechter Prognose war die Sinnhaftigkeit und das Outcome der intensivmedizinischen Therapie von Krebspatient*innen in der Vergangenheit wiederholt Diskussionsthema. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, das Kurz- und Langzeitüberleben von Krebspatient*innen nach einer intensivmedizinischen Behandlung zu untersuchen. Es gilt zu untersuchen, welche Faktoren mit der Mortalität korrelieren. Von besonderem Interesse ist die Gegenüberstellung der Überlebenszeitanalysen der Patient*innen mit hämatologischen und soliden Neoplasien, der Patient*innen mit verschiedenen Arten und Anzahl von Organversagen sowie der Patient*innen in unterschiedlichen Therapiestadien. Dabei soll herausgestellt werden, inwiefern sich die Intensivtherapie auf das Kurz- und Langzeitüberleben von Krebspatient*innen auswirkt. Die Ergebnisse können einen Beitrag zur klinischen Entscheidungsfindung in der Triage und im Therapiezielmanagement von Krebspatient*innen auf der Intensivstation leisten sowie Aufschluss über relevante Untersuchungszeiträume für zukünftige Studien über das Langzeitüberleben geben. Für diese retrospektive, monozentrische Studie wurden Krebspatient*innen mit hämatologischen und soliden Neoplasien untersucht, die 2014 in der internistischen Intensivmedizin der Uniklinik Köln behandelt wurden. In Zusammenarbeit mit der iCHOP Initiative (Intensive Care in Hematologic and Oncologic Patients) wurde der intensivmedizinische Verlauf der Patient*innen anhand von über 200 Variablen aufgearbeitet und eine Überlebenszeitanalyse durchgeführt. Von 207 eingeschlossenen Patient*innen waren 37 % weiblichen und 63 % männlichen Geschlechts. Sie hatten ein medianes Alter von 65 Jahren und waren zu 55 % an einer hämatologischen und zu 45 % an einer soliden Neoplasie erkrankt. Der häufigste ITS-Hauptaufnahmegrund war das respiratorische Versagen (34 %), gefolgt von: Infektiöse Ursachen (25 %), neurologische Notfälle (11 %), gefolgt von weiteren. Das ITS-, KH- und 1-Jahres-Überleben betrug 63,77 %, 47,34 % und 19,2 % in gleicher Reihenfolge. Das 2- und 5-Jahres-Überleben (in Tabelle 3 nicht aufgeführt) betrug 16,43 % und 8,7 %. Frauen, Patient*innen mit solider Neoplasie und ohne allogene Stammzelltransplantation überlebten häufiger die Intensivstation, das Krankenhaus und das erste Jahr nach intensivmedizinischer Therapie. Organdysfunktionen wie das respiratorische Versagen, inklusive invasiver Beatmung sowie das Kreislaufversagen und die Therapie mit Vasopressoren korrelierten mit der ITS-, KH- und 1-Jahres-Mortalität. Die Korrelation des akuten Nierenversagen beschränkte sich auf die ITS-Mortalität. Darüber hinaus zeigten hämatologische Neoplasien sowie das Stellen der 9 Erstdiagnose auf der Intensivstation insbesondere eine Korrelation mit der KH-Mortalität. Überraschenderweise stellte sich eine Korrelation der LDH mit der ITS-, KH- und 1-Jahres-Mortalität heraus. Die Überlebenszeitanalysen zeigten, dass hämatologisch erkrankte Krebspatient*innen eine niedrigere Überlebenswahrscheinlichkeit als Patient*innen mit soliden Krebserkrankungen im ersten Jahr nach ITS-Entlassung haben. Patient*innen mit den jeweiligen Organdysfunktionen Kreislaufversagen, respiratorisches Versagen und akutes Nierenversagen zeigten niedrigere Überlebenswahrscheinlichkeiten als Patient*innen ohne die jeweilige Organdysfunktion. Waren mehrere Organe betroffen, sank die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patient*innen mit der Anzahl der dysfunktionalen Organe. Die Unterschiede der Überlebenswahrscheinlichkeiten zeichneten sich hierbei besonders in den ersten ein bis zwei Jahren nach ITS-Entlassung ab und nahmen anschließend einen gleichförmigen Verlauf an. Die Ergebnisse der Überlebenszeitanalysen der Patient*innen in unterschiedlichen Therapiestadien waren nicht signifikant. Dennoch deuteten sich tendenziell ähnliche Überlebenswahrscheinlichkeiten für Patient*innen mit Progression und Rezidiv der Grunderkrankung an, während Patient*innen in Remission eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit zeigten und diese für therapienaive Patient*innen insbesondere direkt nach ITS-Entlassung und im Jahr danach geringer ausfiel. Die Gegenüberstellung der vorliegenden Arbeit mit internationalen und nationalen Studien zeigte neben einzelnen Unterschieden in Größe und Studiendesign ein insgesamt vergleichbares Patient*innenkollektiv ähnlichen Alters, Geschlechterverteilung, Vorerkrankungen und dem respiratorischen Versagen gefolgt von infektiösen Ursachen beziehungsweise Sepsis als ITS-Hauptaufnahmegrund. Überlebensraten unterschiedlicher Studien variieren stark. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit reihen sich im Durchschnitt anderer ein und liefern mit einem 2- und 5-Jahres-Überleben von 16,43 % und 8,7 % bisher nicht beschriebene Daten. Es konnte an die Ergebnisse anderer Studien angeschlossen werden, indem sich vorrangig Organdysfunktionen wie das respiratorische Versagen und Kreislaufversagen, einschließlich Therapie mit maschineller Beatmung und intravenösen Vasopressoren sowie die hämatoonkologische Grunderkrankung und Stammzelltransplantationen als Variablen herausstellten, die eine Korrelation mit der ITS-, KH- und/oder 1-Jahres-Mortalität zeigten. Überraschenderweise und so bisher nicht beschrieben zeigte die LDH eine Korrelation mit der Mortalität bis zu einem Jahr nach ITS-Entlassung. Hier präsentiert sich ein spannender Ansatz für zukünftige Untersuchungen insbesondere in Bezug auf hämato-onkologisch erkrankte Intensivpatient*innen. Überlebenszeitanalysen über sieben Jahre wurden bisher noch nicht durchgeführt und somit liefert die vorliegende Arbeit neue Erkenntnisse zum Langzeitüberleben von 10 Krebspatient*innen in der Intensivmedizin. Die Gegenüberstellung der Subgruppen nach Grunderkrankung sowie Art und Anzahl von Organdysfunktion zeigten höhere Überlebenswahrscheinlichkeiten für Patient*innen mit soliden Neoplasien, keiner oder weniger Organdysfunktionen nur in den ersten ein bis zwei Jahren nach ITS-Entlassung. Der negative Effekt des intensivmedizinischen Aufenthaltes scheint sich nach dieser Periode auszugleichen. Die Überlebenswahrscheinlichkeiten der Patient*innen unterschiedlicher Therapiestadien erbrachte keine signifikanten Ergebnisse. Schlussfolgernd zeigen sich vielversprechende Überlebensraten, die LDH als mortalitätskorrelierender Faktor, den es weiter zu untersuchen gilt, sowie Langzeitoutcomes, die zwei Jahre nach ITS-Entlassung keine großen Unterschiede mehr zeigen. Dies lässt zu Annahme verleiten, dass die intensivmedizinische Therapie zwar einen Einfluss auf das Kurzzeitoutcome in Sinne der ersten ein bis zwei Jahre hat, jedoch weniger auf das Langzeitoutcome darüber hinaus.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Jakob, Carolincaroli.jakob@gmail.comUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-786786
Date: 2025
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Innere Medizin > Klinik I für Innere Medizin - Hämatologie und Onkologie
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
IntensivmedizinUNSPECIFIED
OnkologieUNSPECIFIED
OutcomeUNSPECIFIED
HämatologieUNSPECIFIED
MortalitätUNSPECIFIED
Date of oral exam: 18 November 2024
Referee:
NameAcademic Title
Kochanek, MatthiasProf. Dr.
Padosch, StephanPD
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/78678

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