Strauch, Angelina ORCID: 0009-0000-9077-0946
(2024).
Radiologische Evaluation unterschiedlicher Längenmaße retroperitonealer Lymphknoten von Hodentumorpatienten: Einfluss auf das klinische Stadium und die Therapie.
PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Einleitung: Aktuelle nationale und internationale Leitlinien zum bösartigen Hodentumor, wie die der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (Onkopedia), der European Association of Urology (EAU), der European Society for Medical Oncology (ESMO), des American Joint Committee on Cancer (AJCC), der Swedish and Norwegian Testicular Cancer Group (SWENOTECA) sowie die Response Evaluation Criteria in Solid Tumors (RECIST 1.1), unterscheiden sich in ihren Stagingempfehlungen. Dies betrifft sowohl die Empfehlung zur radiologischen Messebene (transversal, sagittal, koronar) als auch die Festlegung des Durchmessers (Kurzachsendurchmesser (short-axis diameter = SAD), Längsachsendurchmesser (long-axis diameter = LAD)) für die Ausmessung der größten retroperitonealen Lymphknotenmetastase. Diese ist maßgeblich für die klinische Stadieneinteilung, auf welcher die Therapieempfehlung der Hodentumorpatienten basiert - von einer Überwachung bis hin zu vier Zyklen Polychemotherapie oder Radiatio. Aufgrund fehlender einheitlicher Angaben zum Lymphknotenstaging könnte demzufolge entweder eine Untertherapie der Patienten mit erhöhtem Risiko für ein Rezidiv resultieren oder die Patienten würden möglicherweise einer Übertherapie mit einer nicht notwendigen Chemo- oder Strahlentherapie zugeführt, mit dem Risiko unnötiger Akut- und Langzeittoxizitäten. Daher war das Ziel der Studie, den Einfluss der verschiedenen Lymphknotenausmessungen auf das klinische Stadium (cS) und die Therapie der Patienten zu untersuchen, um daraus für den klinischen Alltag eine Vereinheitlichung des Stagings mit möglichst wenig Unter- und Übertherapie abzuleiten. Methoden: In der Klinik für Urologie des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz wurden in einer retrospektiven, explorativen Studie 154 Hodentumorpatienten im cSI eingeschlossen, welche im Zeitraum von 2000 bis 2021 mittels inguinaler Ablatio testis ohne adjuvante Therapie behandelt wurden. Ein Follow-up von mindestens 24 Monaten war obligat. Das cSI wurde definiert über den größten retroperitonealen Lymphknoten in transversaler Ebene mit einem SAD < 10mm. Für diesen Lymphknoten wurden in allen drei radiologischen Messebenen jeweils die beiden Lymphknotendurchmesser (SAD und LAD) erhoben. Die statistische Analyse der Lymphknotenmessungen erfolgte mit IBM SPSS Statistics System for Windows, v29.0 (Armonk, NY, USA). Kontinuierliche Variablen wurden als Median mit dem jeweils ersten und dritten Quartil dargestellt, kategoriale Variablen wurden als n (%) aufgeführt. Die Gruppenvergleiche erfolgten mittels t-Test, Mann-Whitney-U-Test, Kruskal-Wallis-Test und Pearson-Chi-Quadrat-Test. Der Zusammenhang zwischen dem Rezidivrisiko und den histologischen Risikofaktoren wurde mithilfe einer binären logistischen Regression untersucht. 9 Für die Darstellung der Überlebenszeiten der Studienkohorte wurden Kaplan-Meier-Kurven berechnet. Ein p-Wert von 0,05 galt als statistisch signifikant, Konfidenzintervalle wurden mit einem Konfidenzniveau von 95% angegeben. Ergebnisse: Das Gesamtüberleben der Studienkohorte der Hodentumorpatienten im cSI gemäß transversalem SAD (RECIST 1.1) betrug 100%, 82% der Patienten blieben in einer medianen Follow-up-Zeit von 83 Monaten rezidivfrei. Im Vergleich zum transversalen SAD (RECIST 1.1) würden unter Verwendung des transversalen LAD (DGU und SWENOTECA) oder des größten LAD in beliebiger Messebene (Onkopedia, EAU, ESMO und AJCC) für die retroperitonealen Lymphknotenausmessungen bereits signifikant mehr Patienten als cSIIA (0% vs. 38% vs. 52%) (p < 0,001) oder überdies als cSIIB (0% vs. 1% vs. 25%) klassifiziert (p < 0,001). Damit würde eine hypothetische Übertherapie in 0% vs. 31% vs. 61% der Patienten, basierend auf der Ausmessung im transversalen SAD, im transversalen LAD sowie im größten LAD in beliebiger Messebene, erfolgen (p < 0,001). Zu einer Untertherapie käme es für die drei Messparameter in jeweils 18% vs. 10% vs. 2% der Patienten (p < 0,001). Hypothetisch hochgerechnet auf die gesamte Studienkohorte würden bei einer stadiengerechten Behandlung unter Verwendung des transversalen SAD 34 Zyklen Chemotherapie verabreicht, bei Ausmessung im größten LAD in beliebiger Messebene wären es bis zu 361 Zyklen Chemotherapie. Schlussfolgerung: Die unterschiedlichen Leitlinienempfehlungen zum Staging beim bösartigen Hodentumor führen zu einer klinisch relevant divergierenden Einteilung in das cS mit entsprechend unterschiedlichen Therapieempfehlungen für dieselben Patienten. Unter Abwägung der Risiken einer Über- und Untertherapie könnte die radiologische Lymphknotenausmessung gemäß RECIST 1.1 den bestmöglichen Messparameter für die Beurteilung der Lymphknotenmetastasen darstellen, ohne dass sich hierdurch die Rezidivrate erhöht. Aktuell wird eine Validierung der Daten in einer prospektiven, multizentrischen Studie geplant, um zukünftig ein möglichst optimales Staging einheitlich in den verschiedenen Leitlinien zu implementieren, so dass derselbe Patient überall gleich behandelt wird.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-787770 | ||||||||
Date: | 2024 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Medicine | ||||||||
Divisions: | Faculty of Medicine > Urologie > Klinik und Poliklinik für Urologie | ||||||||
Subjects: | Medical sciences Medicine | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 18 June 2025 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/78777 |
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