Ossmann, Julian Sandro (2025). Die Behandlung von Wirbelkörpermetastasen mit intraspinalem Wachstum bei Personen ohne neurologische Defizite. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Einleitung: Tumormetastasen in der Wirbelsäule sind ein häufiges Krankheitsbild in der Onkologie, Radiologie, Strahlentherapie und Chirurgie. Bei einem intraspinalen Tumor kann es zu Kompressionen des Rückenmarks und konsekutiv zu sensiblen oder motorischen Ausfallerscheinungen kommen 1,2. Um dies zu verhindern, sind chirurgische Eingriffe und Bestrahlungen die beiden gängigsten Therapieverfahren 3. Bei hochgradiger Rückenmarkskompression und manifesten neurologischen Defiziten wird in der Regel die operative Versorgung einer alleinigen Strahlentherapie vorgezogen 4,5, allerdings ist die Datenlage zur Evaluation therapeutischer Interventionen bei niedrigen und mittleren Kompressionsgraden ohne derartige Defizite unklar. Unsere Studie sollte den Einfluss der chirurgischen Dekompression auf das neurologische Outcome, die lokale Tumorkontrolle und die Therapiekomplikationen in dieser Kohorte untersuchen. Methoden: Es wurde eine retrospektive Kohortenstudie mit insgesamt 181 Patientenfällen aus dem Universitätsklinikum Köln und dem Zeitraum vom 01.01.2012 bis 31.05.2020 durchgeführt. Diese hatten vor Therapiebeginn allesamt einen ESCC-Grad von 1b, 1c oder 2 und einen Frankel-Grad von E. Erhoben wurden allgemeine Patienten- und Therapiedaten, die Entität der Primärtumoren, lokale Tumorrezidive, verstorbene Personen, relevante Vorerkrankungen, der prätherapeutische Karnofsky-Index, die prä- und posttherapeutischen Frankel-Grade sowie jene beim letzten Follow-up, die proximalen und distalen Kraftgrade vor und nach der Therapie, die Gesamtzahl und der Hauptbefund der betroffenen Wirbelkörper, der ESCC-Grad, die axiale Tumorlokalisation und der Spine Instability Neoplastic Score vor der Behandlung, das Behandlungskonzept selbst sowie die Therapiekomplikationen. Für die statistische Analyse wurden anhand der durchgeführten Primärtherapie zwei Kohorten gebildet: Gruppe A mit chirurgischer Dekompression (ggf. plus Stabilisierung) und Gruppe B ohne Dekompression (alleinige Radiatio, Stabilisierung oder minimalinvasive Zementaugmentation). Verglichen wurden die Anteile neurologischer Verschlechterungen, die quantitativen Veränderungen der Frankel- und Kraftgrade, die Rezidivquoten sowie die Komplikationsraten in beiden Gruppen. Dieselben Endpunkte verglichen wir unter jenen Fällen mit in der Literatur als strahlensensibel beschriebenen Primärtumoren. Schließlich analysierten wir auch, ob die einzelnen Primärtumorentitäten, verschiedene Vorerkrankungen, die betroffenen Wirbelsäulenabschnitte, die Anzahl befallener Wirbelkörper, die ESCC-Grade, die axialen Tumorlokalisationen, die SINS-Kategorien und die Karnofsky-Indizes einen Einfluss auf die Endpunkte hatten. Ergebnisse: Unmittelbar posttherapeutisch kam es in Gruppe A bei 1,5 % der Fälle zu einer neurologischen Verschlechterung (mittlere Verschlechterung: 0,0150 Frankel-Grade), in Gruppe B waren es 3,2 % (Mittelwert: 0,0323). Bis zum letzten Follow-up war der Anteil in Gruppe A 5,2 % (Mittelwert: 0,0597) und in Gruppe B 3,2 % (Mittelwert: 0,0645). Die proximalen oder distalen Kraftgrade verschlechterten sich nach der Therapie in Gruppe A bei 6,3 % der Fälle (mittlere Verschlechterung proximal bzw. distal: 0,0125 bzw. 0,0250 Grade) und in Gruppe B bei 4,8 % (Mittelwert proximal bzw. distal: 0,0000 bzw. 0,0476). Die Rezidivquoten lagen in Gruppe A bzw. Gruppe B bei 4,8 % bzw. 2,8 %, die Gesamtkomplikationsraten bei 27,6 % bzw. 28,6 %. In Gruppe A kam es bei 11,0 % und in Gruppe B bei 11,4 % der Fälle zu einer oder mehreren komplikationsbedingten Re-Operation(-en). Komplikationsbedingte Verzögerungen der adjuvanten Therapie traten in Gruppe A bzw. Gruppe B bei 11,0 % bzw. 2,9 % auf. Für keinen dieser Unterschiede zwischen den Kohorten konnte eine statistische Signifikanz festgestellt werden. Auch in der Subgruppenanalyse mit strahlensensiblen Primärtumoren ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf das Outcome, die Rezidivquoten und die Therapiekomplikationen. Ebenso konnten wir keine patienten- oder tumorbezogenen Merkmale mit einem signifikanten bzw. klinisch relevanten Einfluss auf die primären und sekundären Endpunkte identifizieren. Diskussion: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass für dieses spezielle Patientenkollektiv mit dekompressiven und nicht-dekompressiven Behandlungsstrategien jeweils ein ähnlich gutes klinisches Outcome bei vergleichbaren Therapierisiken erreicht werden kann. Eine Dekompression sollte bei Zutreffen der genannten Kriterien also besonders kritisch hinterfragt werden, insbesondere vor dem Hintergrund des in unserer Kohorte relevanten, wenn auch nicht signifikant größeren Anteils von Personen, die durch operationsbedingte Komplikationen eine Verzögerung ihrer weiteren Therapie erfahren haben. Die große Mehrheit der Fälle konnte in beiden Gruppen durch die therapeutische Intervention vor neurologischen Verschlechterungen bewahrt werden. Dass keinerlei statistisch signifikante Unterschiede nachgewiesen wurden, könnte jedoch auch auf die ungleiche Verteilung der Fallzahlen auf die beiden zu vergleichenden Kohorten zurückzuführen sein. Trotzdem kann unsere Schlussfolgerung von den Daten einer ähnlich konzipierten Studie unterstützt werden 6. Für eine evidenzbasierte Umsetzung im klinischen Alltag werden letztlich weitere, prospektive randomisierte und kontrollierte Untersuchungen die Ergebnisse überprüfen müssen.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Ossmann, Julian SandroUNSPECIFIEDUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-789019
Date: 2025
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Neurochirurgie > Klinik für Allgemeine Neurochirurgie
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
WirbelsäuleUNSPECIFIED
WirbelkörperUNSPECIFIED
spinale MetastasenUNSPECIFIED
ChirurgieUNSPECIFIED
NeurochirurgieUNSPECIFIED
OnkologieUNSPECIFIED
RadioonkologieUNSPECIFIED
StrahlentherapieUNSPECIFIED
RadiochirurgieUNSPECIFIED
WirbelsäulenchirurgieUNSPECIFIED
spinale ChirurgieUNSPECIFIED
epidurale MyelonkompressionUNSPECIFIED
DekompressionUNSPECIFIED
Date of oral exam: 18 August 2025
Referee:
NameAcademic Title
Neuschmelting, VolkerProfessor Dr. med.
Oikonomidis, StavrosPrivatdozent Dr. med.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/78901

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