Ziegler, Alina (2018). "Ausländer-Time!" Zur Konstruktion und Inszenierung sozialer Identitäten durch Schülerinnen und Schüler an einer Realschule in Köln. Masters thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Alina Ziegler bearbeitet in ihrer MA Arbeit, die von Prof. Michael Bollig betreut wurde, ein Thema, das in der deutschen Ethnologie bislang wenig behandelt wurde: die Konstruktion und Inszenierung sozialer Identitäten in einer (Kölner) Schule, in der 95 Prozent der Schüler einen migrantischen Hintergrund haben. Während derartige Arbeiten in der interkulturellen Pädagogik, teilweise auch in der Soziologie, bislang einen (begrenzten) Platz hatten, stellt Ziegler eindrucksvoll unter Beweis, dass eine spezifisch ethnologische Herangehensweise an die Thematik neue Perspektiven eröffnet. Ziegler greift dabei auf ein klassisches „Instrument“ ethnologischer Forschung zurück, die teilnehmende Beobachtung: über zwei Jahre hat sie an selbiger Schule die Nachmittagsbetreuung und Hausaufgabenaufsicht koordiniert, hat vielfältige Schulaktivitäten mit Schülern (vor allem Fünft- und Sechstklässlern) unternommen und sich in anderweitigen schulischen Angelegenheiten eingebracht. Aufbauend auf diese lange Zeit der unmittelbaren Teilhabe am Schulgeschehen hat sie verschiedene Verfahren angewendet. Einige wenige Interviews hat sie mit Lehrern und Schulleitung durchgeführt. Die Informationen zu den Innensichten der Kinder hat sie durchgehend aus unmittelbarer Beobachtung oder aus eigens für die Forschung entworfenen Spielen gewonnen. Auf beeindruckende Art und Weise gelingt es Ziegler so den Kindern eine Stimme zu geben. Ihre Ansichten über Identitäten, Eingrenzung und Ausgrenzung werden authentisch kolportiert und nachvollziehbar analysiert. Zentrales Ergebnis der Arbeit Zieglers ist, dass die Kinder ihr „Ausländer-Sein“ sehr gezielt und prononciert inszenieren. „Nicht-deutsch“ zu sein verleiht Identität und stiftet Gemeinschaft. Die Schüler distanzieren sich explizit von einer deutschen Identität, obwohl viele von ihnen deutsche Staatsbürger sind oder über eine doppelte Staatsbürgerschaft verfügen. Dabei werden vor allem äußere morphologische Merkmale (Hautfarbe, Haar- und Augenfarbe), Religion aber auch die Kontaktintensität mit dem Herkunftsland der Eltern (oft auch der Großeltern) hervorgehoben. Bestimmte Verhaltensweisen werden plakativ als „Nicht-Deutsch“ konstruiert. Die Kinder wollen keineswegs eine hybride Identität sondern eine eindeutige. Identität, hier vor allem nationale Identität, wird hier essentialisiert, auch wenn objektive Gegebenheiten genügend Anlass geben würden, den konstruierten, situativen Charakter von Identität herauszustreichen.
Item Type: | Thesis (Masters thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-89600 | ||||||||
Series Name at the University of Cologne: | Kölner ethnologische Beiträge | ||||||||
Volume: | 51 | ||||||||
Date: | 2018 | ||||||||
ISSN: | 1611-4531 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 4: Außereuropäische Sprachen, Kulturen und Gesellschaften > Institut für Ethnologie | ||||||||
Subjects: | Customs, etiquette, folklore | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 2018 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/8960 |
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