Jansen, Sabine (2002). Die Texte des Kirchberg-Corpus'. Überlieferung und Textgeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Die Kirchberger Viten gehören zu jenem Corpus volkssprachlicher frauenmystischer Vitentexte, das im 14. Jahrhundert in den oberdeutschen Dominikanerinnenklöstern entstand und das religiöse Leben und die Gnadenerlebnisse der Konventsangehörigen dieser Zeit zum Thema hat. Das Kirchberg-Corpus selbst setzt sich zusammen aus dem 'eigentlichen' Schwesternbuch und der umfangreichen sogenannten Irmgard-Vita, die - zumindest im Mittelalter - unabhängig von dem Schwesternbuch überliefert wird. Beide Texte dürften zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstanden sein, doch die erhaltenen mittelalterlichen Handschriften stammen sämtlich aus dem 15. Jahrhundert und wurden darüber hinaus in anderen Klöstern niedergeschrieben. Mindestens eine der drei neuzeitlichen Handschriften aus dem 17. bis 19. Jahrhundert wurde allerdings in Kloster Kirchberg selbst angefertigt, womit belegt wäre, daß das Schwesternbuch in Kirchberg also durchaus bis in die Neuzeit tradiert wurde. Insgesamt sind bislang neun solcher sogenannter dominikanischer Schwesternbücher bekannt: das Adelhausener (Ah), Engelthaler (GU), St. Katharinentaler (Kath), Kirchberger (Ki, I, KiS, KiS/I), Oetenbacher (Oet), Tösser (Töss), 'Ulmer' (Ulm), Weiler (Weil) und, in lateinischer Sprache, Unterlindener Schwesternbuch (VS). Mittlerweile haben diese Texte innerhalb der mediävistischen Literaturforschung ein breites Interesse gefunden, was sich auch in zahlreichen Untersuchungen niedergeschlagen hat. Verhältnismäßig wenig Interesse haben jedoch bislang die Kirchberger Schwesternviten gefunden, sieht man einmal von den Gesamtdarstellungen zu den dominikanischen Schwesternviten ab, in denen sie durchaus repräsentiert sind. Das mag zum einen an der bislang fehlenden kritischen Edition der Texte liegen, zum anderen an der überhaupt noch unzureichend aufgearbeiteten Überlieferungsgeschichte des Corpus�. Die Lücke insbesondere innerhalb der überlieferungs- und textgeschichtlichen Forschung zum Kirchberg-Corpus zu schließen, bemüht sich die vorliegende Arbeit. Dabei wurde versucht, möglichst viele Themenfelder anzusprechen und damit einen literarhistorischen Überblick über das Corpus als Ganzes zu geben. Ein solcher Ansatz hat freilich zur Folge, daß viele Einzelfragestellungen literaturtheoretischer beziehungsweise textanalytischer Art ausgespart werden müssen. Darüber hinaus liegt der Schwerpunkt auf den mittelalterlichen Textzeugen, wenngleich versucht wurde, die neuzeitliche Überlieferung, mehr noch als dies sonst in einer mediävistischen Arbeit üblich sein mag, miteinzubeziehen. Im ersten Kapitel werde ich einen Überblick über die Geschichte Kloster Kirchbergs von seinen Anfängen im 13. bis zu seiner Auflösung im 19. Jahrhundert geben sowie einiges Material zur Kirchberger Bibliothek und zum dortigen Schriftbetrieb im Mittelalter zusammentragen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich zunächst mit den vorhandenen Handschriften des Kirchberg-Corpus'. In einem zweiten Schritt werden dann die einzelnen Handschriften und ihre spezifische Überlieferungssituation ausführlich zu untersuchen und zu diskutieren sein. Besonderes Interesse gilt dabei - neben der Frage nach der Herkunft und Datierung - insbesondere auch den diese Handschriften überliefernden Klöstern und der historisch-sozialen Situation, aus der heraus die Niederschrift der Kirchberger Texte erfolgte. Das dritte Kapitel der Arbeit wird sich schließlich mit dem Text des Kirchberger Schwesternbuches und der Irmgard-Vita befassen, und zwar zum einen in inhaltlich-thematischer Hinsicht, zum anderen in bezug auf die erzählerische Vermittlung des in den Viten dargestellten Geschehens. Letzteres provoziert freilich auch die Frage nach der Verfasserschaft der Kirchberger Viten, so daß im Anschluß an die Analyse der Erzählinstanz der Verfasserfrage nachzugehen sein wird. Im Vergleich mit den Texten der mittelalterlichen Überlieferung werden dann noch kurz die in der Neuzeit überlieferten Texte vorgestellt sowie eine synoptische Übersicht der Texte beider Redaktionen gegeben. Abschließend wird schließlich die Textgeschichte des Kirchberg-Corpus' diskutiert. Im letzten Kapitel sollen dann einige Thesen diskutiert werden, die sich mit den Interessen und funktionsgeschichtlichen Zusammenhängen der Überlieferungsgeschichte der Kirchberger Texte im besonderen und der dominikanischen Schwesternviten im allgemeinen beschäftigen. Im Fokus wird dabei stehen, inwiefern die dominikanischen Schwesternviten als 'offene' Texte zu betrachten sind, insbesondere bezogen auf die Problematik der 'Autorschaft' sowie den Einfluß der dominikanischen Ordensreform im 15. Jahrhundert auf die Überlieferungs- und Textgeschichte. Angefügt ist der Untersuchung darüber hinaus ein Textteil. Dieser vereint die Texte des Kirchberg-Corpus' sowohl der mittelalterlichen als auch der neuzeitlichen Überlieferung, die darüber hinaus mit einem kritischen Apparat sowie einem historischen Kommentarteil versehen sind.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-15960 | ||||||||
Date: | 2002 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Ehemalige Fakultäten, Institute, Seminare > Faculty of Arts and Humanities > Institut für Deutsche Sprache und Literatur mit volkskundlicher Abteilung | ||||||||
Subjects: | Germanic | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 8 July 2002 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/1596 |
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