Hoffmann, Mareike (2008). Verzerrt, Verfehlt, Verfälscht? oder Kann man Führungsstärke intuitiv erkennen? PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Immer, wenn Menschen sich begegnen, wird beurteilt, geurteilt, oftmals auch verurteilt. Erste Eindrücke, spontane Kategorisierungen und intuitive Einschätzungen sind unausweichlich -Menschen können sich nicht einfach vornehmen, an einem bestimmten Tag oder in einer bestimmten Woche keine Urteile über ihre Mitmenschen zu treffen. Dies muss auch so sein, denn wann immer Menschen sich für eine bestimmte Verhaltensweise -und damit gegen andere- entscheiden, beruht diese Entscheidung auf einer Beurteilung. Doch wie gehen Menschen bei diesem Prozess vor? Und sind diese intuitiven Urteile über andere Menschen auch zutreffend? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden vier Studien durchgeführt, die konkret untersuchten, ob Menschen in der Lage sind, die Führungsstärke und den sozialen Status anderer Menschen schnell und akkurat einzuschätzen und an welchen Merkmalen sie sich dabei orientieren. In allen vier Studien sahen die Beurteiler sehr kurze tonlose Videosequenzen (�Thin slices�) von den zu beurteilenden Personen und schätzten in der jeweils folgenden kurzen Pause die soeben beobachtete Person intuitiv auf ihre Führungsstärke hin ein. Bezogen auf den Prozess der Zuschreibung von Führungsstärke wurde angenommen, dass sich die Beurteiler an dem biologischen Geschlecht und der physische Attraktivität der zu beurteilenden Personen orientieren, da beide Merkmale salient und schnell zugänglich sind und außerdem Bestandteile von weit verbreiteten und gängigen Stereotypen sind. Über die Richtung beziehungsweise das Zusammenspiel dieser beiden Merkmale wurden aus den relevanten Forschungsrichtungen konkurrierende Hypothesen aufgestellt und gegeneinander getestet. Aus der sozialen Kognitionsforschung heraus besagte die erste Hypothese, dass die Beurteiler intuitiv Männern (�think manager - think male�- Phänomen) und attraktiveren Personen (�what is beautiful is good�- Heuristik) eine höhere Führungsstärke zuschreiben. Zweitens resultiert aus dem �Lack-of-fit�- Modell die Hypothese, dass eine Interaktion zwischen Attraktivität und Geschlecht das Urteil beeinflusst. So sollte attraktiven männlichen Personen eine hohe Führungsstärke zugesprochen werden, während attraktive weibliche Personen im Vergleich zu weniger attraktiven Frauen in der Wahrnehmung abfallen. Aus der Forschung zum �sexual attribution bias� wurde angenommen, dass Menschen attraktiven Personen des anderen Geschlechts eine hohe Führungsstärke zuschreiben, während sie gleichzeitig attraktive Kandidaten des gleichen Geschlechts im Vergleich zu Personen mittlerer Attraktivität eher abwertend beurteilen. Die Resultate dieser Studien zeigen, dass sowohl das Geschlechts- als auch das Attraktivitätsstereotyp direkt und unabhängig voneinander die Wahrnehmung von Führungsstärke beeinflussen. Menschen schreiben Männern sowie attraktiveren Personen eine höhere Führungsstärke zu. Die Hypothesen des �Lack-of-fit�- Modells und des �sexual attribution bias� über eine Interaktion der beiden Merkmale Attraktivität und Geschlecht konnten dagegen auf Basis der vorliegenden Daten nicht bestätigt werden. Über die stereotype Wahrnehmung von Führungsstärke hinaus wurde der Frage nachgegangen, ob Menschen in der Lage sind, die tatsächliche Führungsstärke anderer, fremder Personen zu erkennen. Aus dem evolutionspsychologischen Ansatz resultierte die Vermutung, dass intuitive Urteile auf Basis simpler und sparsamer heuristischer Strategien getroffen werden, die dennoch zum gewünschten Ziel führen. Dies wäre dann der Fall, wenn die Stereotype �Körnchen Wahrheit� enthielten und daher deren Nutzung eine sinnvolle Herangehensweise darstellen würde. Die Ergebnisse der durchgeführten Studien zeigen, dass Menschen die Führungsstärke anderer intuitiv nicht gut einschätzen können. Auch scheint die Einschätzung der Führungsstärke nicht erlernbar zu sein. Professionelle Personenbeurteiler (Personalreferenten und Teamleiter), die berufsbedingt regelmäßig Personalauswahlentscheidungen treffen, konnten Führungsstärke ebenso wenig einschätzen wie Studenten. Der soziale Status fremder Personen kann dagegen schnell und recht zuverlässig erkannt werden. Den intuitiven Beurteilern gelang es, auf Basis von 20-sekündigen tonlosen Videosequenzen, Mitarbeiter von Führungskräften zu unterscheiden. Weiterhin zeigte sich, dass sich in dem sozialen Status, das heißt in der beruflichen Position, beide Stereotype bewahrheiten. Männer und attraktivere Personen waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit unter den Führungskräften zu finden als Frauen oder weniger attraktive Personen.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Translated title:
TitleLanguage
Totally biased? - On the intuitive perceptibility of leadership qualitiesEnglish
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Hoffmann, Mareikemareike.hoffmann@uni-koeln.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-26329
Date: 2008
Language: German
Faculty: Faculty of Management, Economy and Social Sciences
Divisions: Faculty of Management, Economics and Social Sciences > Social Sciences > Sociology and Social Psychology > Department of Economic and Social Psychology
Subjects: Psychology
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Personenwahrnehmung, Führungsstärke, Stereotype, Charisma, AttraktivitätGerman
person perception, leadership qualities, thin slices, kernel of truth, stereotypeEnglish
Date of oral exam: 12 January 2009
Referee:
NameAcademic Title
Fetchenhauer, DetlefProf. Dr.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/2632

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