Gui, Lingchang
(2020).
Das Maß der moralischen Handlung bei Thomas von Aquin.
PhD thesis, Universität zu Köln.
Abstract
Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, Thomas‘ Ansichten zum Maß, insbesondere zum Mehr-oder-Weniger von Gut und Böse der moralischen Handlung gemäß seinem eigenen System darzustellen. Das Mehr-oder-Weniger in Bezug auf die moralische Handlung diskutiert Thomas intensiv zusammen mit seiner Kritik an der These „quantum intendis, tantum facis“ (wieviel du intendierst, soviel tust du). Diese Arbeit folgt dieser Kritik hauptsächlich in der Summa Theologiae und in De malo und versucht zu zeigen, dass Thomas‘ Abhandlung zum Maß der moralischen Handlung und zur quantum-tantum-Formel keine spontanes Zusammenfügen der Ergebnisse seiner Vorgänger, sondern das notwendige Ergebnis seines eigenen Systems darstellt. Anhand seiner Handlungslehre und seiner Lehre des zweifachen Glückes (duplex beatitudo) wird das Maß der Handlung im wesentlichen und im akzidentiellen Guten bzw. Bösen betrachtet. Die jenseitige Handlung bezieht sich nur auf das wesentliche Gute, d.h. die Gottesschau (visio Dei). Das Maß des Guten bleibt während des gesamten Handlungsprozesses unverändert, weil hierbei keine Fehlerhaftigkeit oder kein Hindernis vorkommen darf. Daher ist die quantum-tantum-Formel in der Gottesschau bedingungslos gültig. In der diesseitigen guten Handlung geht es sowohl um das wesentliche als auch um das akzidentielle Gute. Die quantum-tantum-Formel kann in Bezug auf das akzidentielle Gute im inneren Akt und äußeren Akt ungültig werden. Das äußere Hindernis beeinflusst das Maß des wesentlichen Guten jedoch nicht. Daher ist die Formel dann gültig, wenn sich das Verb intendere auf den ganzen intendierten Prozess bezieht. Das Maß und die entsprechende quantum-tantum-Formel werden auch hinsichtlich der wesentlichen und der akzidentiellen Sünde diskutiert. Die Todsünde direkt gegen Gott ist geistlich, ihre Durchführung benötigt also keinen äußeren Akt, daher ist die Formel immer gültig, aber es besteht hier kein Mehr-oder-Weniger. Eine Todsünde gegen das Geschaffene hingegen hat eine solche Graduierung, welche vom Schaden an der Ordnung und von der Durchführung abhängt, da diese Sünde nicht nur die ewige, sondern auch eine untergeordnete Strafe verdient. Die lässliche Sünde verdient lediglich eine zeitliche Strafe. Das Maß der Handlung hat nach Thomas außerdem noch weitere Dimensionen wie die der Multiplikation, Dauerhaftigkeit und Intensität.
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