Rosendahl, Gaëlle (2004). Die oberen Schichten von La Micoque (Dordogne, Frankreich). PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Die Fundstelle La Micoque (Dordogne, Frankreich) liegt unweit des Ufers des Flüsschens Manaurie. Ihre Ablagerungen bestehen hauptsächlich aus Hangschutt und fluviatilen Sedimenten. 1895 entdeckt, wurde sie schnell berühmt, was Forscher dieser Zeit veranlasste, dort zu graben. 1907 pachtete der Schweizer Hauser die Fundstelle und grub dort bis 1914. Bis 1929, als Peyrony die Fundstelle für den Staat kaufte, blieb diese offen und verwahrloste, so dass die obere, faustkeilführende Schicht 6 vollkommen abgetragen war, als neue Forschungen aufgenommen wurden. Die unteren Schichten jedoch sind Objekt umfangreicher Untersuchungen geworden. Obwohl die Stratigraphien von Hauser und Peyrony bisher als unvereinbar galten, konnte in dieser Arbeit eine Angleichung vorgenommen und dabei der Beweis von der Existenz zweier zusätzliche Schichten, die über der faustkeilführenden Schicht lagen und nun als Schicht 7 und Schicht 8 geführt werden, erbracht werden. Heute sind die Stücke, die aus der Schicht 6 stammen, über ganz Europa verstreut. Eine bisher unbekannte Sammlung befindet sich in Berlin. Dort sind, nach Schichten sortiert, Reste der Abschlagsherstellung, die aus allen damals bekannten Lagen der Fundstelle stammen. Es war hiermit möglich, eine technologische Untersuchung der Schichten 6, 7 und 8 vorzunehmen. Sechs Abbaumethoden konnten identifiziert werden. Die Levallois-Methode ist selten, der diskoide Abbau ist in allen drei Schichten vertreten. Häufigste Abbauform ist eine opportunistische Grundformproduktion zum Abbau von kugeligen Rohmaterialstücken, gekennzeichnet durch kurze Serien von Negativen, die alle günstigen Abbauwinkel ausnutzen ("Kerne mit Serien"). Weiter sind barrenförmige Kerne an Abschlägen und langschmalen, im Querschnitt annähernd dreieckigen Rohmaterialstücken vorhanden. Dazu kommen unförmige Kerne und Abschläge, die nur wenige Negative aufweisen. Ein weiteres Merkmal der Industrien aus La Micoque ist das Vorhandensein von Kernkantenabschlägen, die etwa ein Viertel aller Spaltprodukte ausmachen. Im Vergleich zu den übrigen Abschlägen konnte gezeigt werden, dass sie gewöhnliche Produkte der Grundformproduktion sind. Sie werden weder als Abfall noch als Zielprodukte betrachtet, da sie proportional fast so häufig wie Abschläge retuschiert wurden. Der Vergleich zwischen den Größen der auf den Kernen vorhandenen Negative, der Abschläge und der Kerne ließ erkennen, dass die Kerne aufgrund der geringen Größe der Rohmaterialstücke nicht sehr stark abgebaut wurden, jedoch soweit, wie die Qualität und die Größe des Rohmaterials es erlaubten. Statistische Untersuchungen aller Spaltprodukte erwiesen, dass unterschiedliche Ablagerungsmechanismen für die drei Schichten angenommen werden können. Während die Schicht 6 und die Schicht 8 eine gemäßigte Fragmentierung der Stücke aufweisen, sind diejenigen aus der Schicht 7 deutlich öfter gebrochen und gerollt, was diese Industrie insgesamt kleiner aussehen lässt. Für die Schicht 7 kann eine fluviatile Ablagerung angenommen werden, während die Funde der Schichten 6 und 8 höchstwahrscheinlich aus Hangschuttlagen stammen. Die modifizierten, aus Abschlägen hergestellten Werkzeuge aus den drei Schichten ähneln sich morphologisch und technologisch ebenfalls sehr stark und sind von Schabern dominiert. Die Schicht 6 ist, außer zwei stratigraphisch sehr problematischen Schichten (P und Q) die einzige, die bifazielle Artefakte lieferte. Die Untersuchungen an den bifaziell bearbeiteten Stücken ergab, dass neben den "klassischen Faustkeilen", die eine ideelle Symmetrie aufweisen, auch keilmesserähnliche Stücke existieren, die durch einen Rücken gegenüber einer aktiven Kante gekennzeichnet sind. Diese Untersuchung hat ebenfalls gezeigt, dass die Stücke aus La Micoque im Bereich der Retusche und der Feinbearbeitung zwar regelmäßig nachgeschärft wurden, eine generelle Überholung mit Neugestaltung der Flächen jedoch nicht statt fand. Das Alter der oberen Fundschichten von La Micoque bleibt trotz neuerer radiometrischer Datierungsversuche ungelöst. Diesbezüglichen typologischen Methoden haftet eine außerordentliche Unsicherheit an, denn welche Merkmale eine chronologische Bedeutung beitzen und welche Ausdruck geographischer oder aktivitätspezifischer Elemente sind, ist bisher nicht abschließend zu beurteilen. Die "kulturelle" Ausprache der Funde an den Schichten 7 und 8 erwies sich als problematisch. Sie können nach Auswertung ihrer kumulativen Diagramme als Quina-Moustérien angesehen werden. Von der Schicht 6 trennt sie im Wesentlichen aber nur das Fehlen von bifaziell gestalteten Geräten, während die Merkmale der Abschlagindustrie aller drei Schichten sich ähneln. Die technologische und konzeptionelle Analyse dieser Artefakte führt nun zu einem soliden Verständnis und ausreichenden Vergleichsmöglichkeiten dieser namensgebenden Industrie mit den Artefaktspektrum anderer Fundstellen der Keilmessergruppen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Translated title: |
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Translated abstract: |
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Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-13596 | ||||||||
Date: | 2004 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 2: Archäologie, Altertumskunde und Kulturen des Mittelmeerraums > Institut für Ur- und Frühgeschichte | ||||||||
Subjects: | History of ancient world | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 23 June 2004 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/1359 |
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