Grimm, Katrin
(2006).
Evaluation des Kompentenztrainings für Eltern sozial auffälliger Kinder (KES).
PhD thesis, Universität zu Köln.
Abstract
Damit aus Kindern Erwachsene werden können, die sich in unserer Gesellschaft zurecht finden, muss ihre Entwicklung positiv verlaufen. Dies geschieht zu einem großen Teil durch die Erziehung der Eltern. Die unterschiedlichsten Studien aus den verschiedenen Fachrichtungen zeigen "eine Konvergenz der Forschungsbefunde, die sich auf einen Nenner bringen lässt: kompetente Eltern haben auch kompetente Kinder." (Schneewind, 1999, S. 139). Hier sollte aber nicht vergessenen werden, dass die Erziehung von sogenannten "einfachen Kindern" (Chess & Thomas, 1991) auch einfacher ist. Schwierige Kinder hingegen neigen zu negativen und intensiven Stimmungslagen und können sich neuen Situationen schlecht anpassen. Durch derartige Situationen geraten Eltern und Kinder leicht in einen "Teufelskreis" (Patterson, 1982; Schneewind, 1999). In solchen Situationen ist es wichtig, dass den Eltern im Rahmen eines Elterntrainings Kompetenzen an die Hand gegeben werden, mit denen sie aus solchen "Teufelskreisen" herauskommen. "Ziel ist es, die Eltern mit Hilfe eines Therapeuten in die Lage zu versetzen, kindliches Verhalten und Eltern-Kind-Interaktionen zu beobachten, zu beschreiben, neu zu bewerten und zu modifizieren." (Lauth & Heubeck, 2005). Für diese Eltern müssen die Inhalte des Training leicht erlernbar und in den Alltag transferierbar sein, damit ein deutlicher Trainingseffekt erzielt werden kann (vgl. Hattie et al. 1996). Dies zeigte sich in diesem Training vor allem in der Subskala des HSQ "Das Kind erfüllt bestimmte Aufgaben und Pflichten" dort gaben die Eltern eine hochsignifikante Verringerung ihrer Belastung mit deutlichen Effekten (d=0,74) an. Im Gegensatz dazu, gaben die Eltern der Alternativbehandlung keinerlei signifikante Veränderungen ihrer Situation an. Die Gruppe ohne Verhaltensübungen zeigte zwar eine signifikante Veränderung, aber mit niedrigeren Effekten (d=0,51). Einen weiteren Vorteil für die Vergabe von therapeutischen Hausaufgaben zeigt sich im Folgenden: Die Eltern üben einen sehr engen Kontakt mit ihren Kindern. Dies führt in der Regel zu einer Verbesserung der Kommunikation zwischen den Eltern und den Kindern (Huey, Henggeler et al. 2000). In der Subskala "Alltagssituationen, in denen das Kind beaufsichtigt wird" wird diese Veränderung hoch signifikant mit hohen Effekten (d=0,88) deutlich. Weder im Training ohne Verhaltensübungen noch in der Alternativbehandlung wurden die Eltern dazu angehalten Hausaufgaben zu verrichten. Dies führte dazu, dass sich keinerlei Veränderungen ergaben. Die Strukturierungen der Familiensituationen hängen eng mit der signifkanten Reduzierung des Familienstresses zusammen (d=0,43; d=0,48). In der Gruppe ohne Verhaltensübungen konnte zwar eine signifikante Reduzierung von vor dem Training zu nach dem Training erzielt werden, diese hielt sich aber nicht zu Follow up. Offensichtlich zeigt ein rein kongitives Training kurzfristig eine stressreduzierende Wirkung. Die besprochenen (aber nicht geübten) Lösungsstrategien können aber nicht komplett in den Alltag transferiert werden und der Stresslevel steigt wieder. Deutlich wird dies auch in der Alternativbehandlung, geben keine signifkaten Veränderungen ihrer Sitauion an. Zusätzlich verbessern die Eltern durch ein Elterntraining ihre Familienmanagementfähigkeit und ihr konstruktives Erziehungsverhalten (Weersing & Weisz, 2002). Persönlich sind die Eltern ebenfalls in der Lage eine Verbesserung ihres Elterziehungsverhalten zu erfassen und anzugeben (Spaccarelli, Cotler & Penman, 1992). Die Eltern der Gruppe mit Verhaltensübungen berichten, im Gegensatz zur Gruppe ohne Verhaltensübungen und der Alternativbehandlung, dass sie durch das Training ihr Erziehungsverhalten hoch signifikant mit guten Effekten (d=0,72) verbessert haben. Als Kritik an dieser Untersuchung ist zu bemerken, dass durchgängig keine signifikanten Interaktionen Messzeitpunkt x Gruppe gemessen werden konnten. Es stellt sich aber an dieser Stelle die Frage, ob eine signifikante Interaktion überhaupt zu erwarten ist, da alle Eltern mit einer bestimmten Erwartungshaltung in die Trainings gegangen sind und sich eine gewisse Zeit mit dem Thema Kindererziehung auseinander gesetzt haben. Allein dieses Bemühen führt bei allen Eltern zu einer kurzfristigen Entspannung und Reduzierung des Stresses. Deshalb können erst in der differenzierten Betrachtung Unterschiede in den einzelnen Gruppen gemessen werden. Stellt man also die einzelnen Werte der Gruppen gegenüber, kann gesagt werden, dass ein Elterntraining mit Verhaltensübungen im Gegensatz zu einem Training ohne Verhaltensübungen oder einer Alternativbehandlung bessere und längerfristige Effekte erzielt. Dabei ist es wichtig, dass den Eltern genügend Raum gegeben wird, ihre Probleme anzusprechen und in der Gruppe oder als therapeutische Hausaufgabe zu üben. So sind sie in der Lage das Gelernte in den Alltag einzubauen und über einen längeren Zeitraum diese Abläufe beibehalten.
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