Weyler, Eva-Julia (2006). Kosten-Nutzwert-Analyse von Strategien zur Prävention von Hüftfrakturen: eine Markov-Modellierung. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Teil 1: Aufgrund seiner fundamentalen Axiome eignet sich der Standard-Gamble-Ansatz (SG) zur Erhebung gesundheitsbezogener Lebensqualität (HRQOL) für die Verwendung im Konzept qualitäts-adjustierter Lebensjahre (QALYs). Die methodische Anwendung von QALYs ist dagegen problematisch, da verschiedene Annahmen getroffen werden. Pliskin et al. [1980] haben belegt, welche Grundannahmen neben den Axiomen der Erwartungsnutzentheorie plausibel sind, um Lebensqualität mit Lebenslänge kombinieren zu können. So werden konstante Trade-Offs, Risikoneutralität und die Unabhängigkeit von Lebenszeit und Lebensqualität vorausgesetzt. Die Annahmen bedingen für chronische Gesundheitszustände u.a. eine Nutzenfunktion, die linear und monoton steigt. Als eine Konsequenz impliziert der Ansatz eine proportionale Zunahme der QALY-Zahl mit zunehmender Lebenserwartung. Besonders für schlechte Gesundheitszustände hat sich diese Annahme als fraglich erwiesen. Vielmehr ist zu erwarten, dass der Nutzen mit steigender Lebenserwartung abnehmen und eine sogenannte "maximal endurable time" (MET) auftreten könnte. In enger Assoziation mit der Problematik stehen Fragen in Bezug auf die Präferenzordnung des Entscheiders. Den Kern stellt dabei eine mögliche Umkehr der Präferenz (PR) dar. Ziel war es, 1. die Phänomene von MET und PR unter Anwendung des SG erstmalig in einer umfassenden Studie zu untersuchen, 2. einen Schwellenwert für das Auftreten einer MET im SG zu ermitteln und 3. die Abhängigkeit der MET von der Erfahrung mit einer Krankheit herauszustellen. Die Evaluation basiert auf den Ergebnissen einer systematischen Befragung von 148 Personen. Dazu wurde der Ansatz des SG gewählt. Als Krankheitsbild diente die unipolare Depression. Multivariate Regressionsanalysen wurden durchgeführt, um die Abhängigkeit des MET- bzw. PR-Auftretens von anderen abgefragten Variablen zu ermitteln. Insgesamt war bei 70,9% der 148 befragten Probanden eine MET zu beobachten. Der Schwellenwert dafür lag bei 0,41. Eine Umkehr der Präferenz ließ sich in mehr als 50% der Fragebögen nachweisen. Den stärksten Einfluss auf das Auftreten einer MET hatte der Depressionsstatus. Die Ergebnisse der Studie bestätigen die in anderen Arbeiten bereits beschriebenen Inkonsistenzen im QALY-Konzept. Insbesondere bei schwerwiegenden Erkrankungen muss mit dem Auftreten einer MET gerechnet werden. Auch die Grundannahmen zu Präferenzrelationen konnten nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse machten damit auch die Verletzung der Annahme einer Unabhängigkeit von Lebenszeit- und Lebensqualität im QALY-Konzept deutlich. Teil 2: In medizinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass geeignete Präventionsmaßnahmen das Risiko einer Oberschenkelfraktur bei älteren Personen in Senioreneinrichtungen reduzieren können. Ziel war es, die langfristige inkrementale Kosteneffektivität der Versorgung institutionalisierter Personen (Durchschnittsalter 81 Jahre) in Deutschland mit Alendronat (AL), Calcium/Vitamin D (C/V) oder Hüftprotektoren (HP) im Vergleich zur Nichtbehandlung zu ermitteln. Die Kosteneffektivität der Präventionsmaßnahmen wurde aus der Perspektive von Gesellschaft und GKV mit einem Markov-Modell ermittelt. Hierzu wurden publizierte Literaturdaten verwendet. Nach 17 Jahren ließen die Alendronatgabe sowie die Versorgung mit Hüftprotektoren gesenkte Ausgaben bei gleichzeitig erhöhten Nutzwerten erwarten. Die Behandlung mit Calcium/Vitamin D führte zu einer inkrementalen Kosteneffektivität von Euro 944 (Gesellschaft) bzw. Euro 860 (GKV), wurde jedoch von der Alendronattherapie dominiert. Die Ergebnisse erwiesen sich in Sensitivitätsanalysen weitgehend stabil. Selbst für geringe Zahlungsbereitschaften zeigten Akzeptanzkurven für alle Maßnahmen hohe Wahrscheinlichkeiten für eine Kosteneffektivität. Insgesamt liegt das jährliche Einsparpotential durch Einführung der Prävention für die Gesellschaft schon heute bei gut Euro 14 Millionen (HP) bzw. Euro 6 Millionen (AL) und kann im Zuge der demographischen Verschiebungen auf bis zu Euro 40 Millionen (2050) ansteigen. Sowohl durch die Versorgung mit Hüftprotektoren wie auch mit einer Alendronattherapie zur Prävention von Oberschenkelfrakturen bei Personen in deutschen Alten- und Pflegeeinrichtungen können individueller Nutzen generiert und simultan gesellschaftliche Einsparungen erzielt werden. Obwohl für Gesellschaft wie auch für die GKV zunächst zusätzliche Ausgaben notwendig werden, rentieren sich die Investitionen schon mittelfristig und lassen langfristig Betroffene, Sozialsysteme und Krankenversicherung profitieren.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-20067 | ||||||||
Date: | 2006 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Mathematics and Natural Sciences | ||||||||
Divisions: | Faculty of Medicine > Gesundheitsökonomie > Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie | ||||||||
Subjects: | Management and auxiliary services | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 30 November 2006 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/2006 |
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