Paetz gen. Schieck, Annette (2002). Textile Bilderwelten. Wechselwirkungen zwischen Ägypten und Rom. Untersuchungen an `koptischen´ Textilien unter besonderer Berücksichtigung unbearbeiteter Sammlungsbestände in Nordrhein-Westfalen. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Unter den archaeologisch fassbaren Hinterlassenschaften der Antike sind organische Produkte wie Textilien ausgesprochen selten. In den Graebern Aegyptens dagegen haben sich textile Zeugnisse der spaetantiken bis fruehislamischen Zeit in einer bemerkenswerten Fuelle und Qualitaet erhalten. Diese Stoffe, die gemeinhin als �koptische� Textilien bezeichnet werden, bieten einzigartige Einblicke in die textile Ausstattung spaetantiken Alltagslebens, nicht nur in Aegypten. Vergleiche mit den wenigen andernorts erhaltenen Fragmenten, aber auch mit Darstellungen in der Wandmalerei und Mosaikkunst zeigen, dass es sich bei den �koptischen� Stoffen nicht um ein lokales Phaenomen handelt, sondern dass sie ein im roemischen Kulturkreis allgemein verbreitetes Bekleidungs- und Dekorspektrum repraesentieren. Trotz der einzigartigen Erhaltungsbedingungen nimmt es Wunder, dass bei der Masse der �koptischen� Textilien keinerlei Herkunftsangaben und Informationen zu den Fundkontexten vorliegen. Datierende Beifunde wurden von ihnen getrennt, Gewebe oftmals zerschnitten, nur die ornamentierten Partien verwahrt, Notizen ueber das Geschlecht des Besitzers oder die Kombination von Kleidungsstuecken und Dekoren mit Schuhen, Schmuck und anderem nicht gemacht. Meist fehlen sogar die Angaben zur Fundregion und zum Herkunftsort. Die Stoffe sind auf ihre inhaerenten Informationen reduziert und koennen lediglich ueber ihre textiltechnischen Charakteristika, Farben, Muster, Verschmutzungen und schliesslich durch Analogien mit anderen Geweben und Kunstgattungen analysiert und eingeordnet werden. Zunaechst wurde eine Bestandsaufnahme der �koptischen� Textilien in den oeffentlichen Sammlungen Nordrhein-Westfalens vorgenommen. Die Gewebe der bislang unpublizierten Kollektionen � annaehernd 1000 Stueck � bilden die Grundlage der Arbeit. Im ersten Textteil werden die Voraussetzungen und Schwierigkeiten im Umgang mit dieser Materialgattung erlaeutert. Neben der eher irrefuehrenden Bezeichnung als �koptisch� wird ihre Entdeckungsgeschichte und ihre ploetzliche Begehrtheit im spaeten 19. Jahrhundert erlaeutert, ebenso wie die Forschungsgeschichte und die Bestattungssitten, die zu ihrer Konservierung gefuehrt haben. Weiterhin werden die Sammlungen mit ihren Konzepten und Sammlerpersoenlichkeiten vorgestellt, zeitbedingte Restaurierungsmassnahmen und eventuelle Faelschungen diskutiert sowie bei den Gewebeanalysen beobachtete Herstellungstechniken, Besonderheiten und Reparaturen erlaeutert und die Textilien hinsichtlich ihrer Kettfadendichte statistisch ausgewertet. Schliesslich erfolgt eine Eingrenzung des Materials auf Bekleidungstextilien. Im zweiten Teil werden antike und spaetantike Schriftquellen auf ihre Erwaehnungen von Bekleidungskonventionen hin betrachtet und die Anwendbarkeit von Begriffen wie �Mode� und �Tracht� diskutiert. Der dritte Teil widmet sich der Datierung. Zum Vergleich werden datierbare Fundstuecke des gesamten roemischen Kulturkreises herangezogen, die in der gleichen Technik hergestellt wurden und die vergleichbare Motive tragen. Ein weiterer Abschnitt widmet sich dem Vergleich mit datierbaren nichttextilen Bildquellen. Gestaltungsprinzipien der Komposition und Farbauswahl lassen Parallelen zu Mosaiken, bemalten Glaesern, reliefverzierten Tongefaessen oder Bronze- und Silberarbeiten erkennen und Rückschlüsse über die zeitliche Einordnung zu. Zuletzt wurden elf repräsentative Gewebe als Vertreter der bereits stilistisch analysierten Dekorgruppen ausgewählt, auf ihren 14C-Gehalt analysiert und die Datierung ueber Bildquellenvergleiche ueberprueft. Das vierte Kapitel widmet sich ausschliesslich der Ikonografie der gewebten Bilder. Zunaechst werden die so genannten Maenadentuniken und Tuniken mit Jagddekor, als besonders haeufig nachgewiesene Vertreter von Tunikatypen vorgestellt, ihre Farb- und Gestaltungskonzepte im Verhaeltnis zu anderen Kunstgattungen geschildert, sie im Kontext der spaetantiken Bildersprache betrachtet, eine relative Chronologie bis zur islamischen Zeit erstellt, Aussagen ueber ihre gesellschaftliche Funktion und damit verbunden auch der Versuch zur Spezifizierung des Geschlechts des Besitzers vorgenommen. Dem werden zudem zwei Tunika- und Dekortypen gegenueber gestellt, die mittels der 14C-Datierung in die islamische Zeit zu datieren sind und die erstmals Bilderreigen alttestamentarischer Geschichten, die des Joseph aus Aegypten und die von Koenig David praesentieren.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-21302 | ||||||||
Date: | 2002 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 2: Archäologie, Altertumskunde und Kulturen des Mittelmeerraums > Archäologisches Institut | ||||||||
Subjects: | History of ancient world | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 11 June 2002 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/2130 |
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