Behrens, Melanie (2009). Die Bedeutung von Körper und Bewegung für die kindliche Resilienz. Psychomotorik als Beitrag zum Aufbau des Selbstwertgefühls bei sozial ängstlichen Kindern. Eine empirische Erhebung in Kasuistiken. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

In der vorliegenden Dissertation steht die Frage nach der Bedeutung von Körper und Bewegung für die kindliche Resilienz im Fokus. Den theoretischen Zugang zur Bearbeitung der Fragestellung bilden die Konstrukte Entwicklung und Gesundheit. Diese prägen die aktuelle Fachdiskussion zur Lebensspanne Kindheit entscheidend mit. Kindheit wird in der vorliegenden Arbeit als soziale Konstruktion verstanden, das sich als integrales Element moderner Gesellschaften in sozialgeschichtlichen und politisch-institutionellen Zusammenhängen konstituiert. Dies impliziert die Annahme, dass Kinder in gleichem Maße von gesellschaftlichen Entwicklungen betroffen sind, wie Erwachsene. Kindheiten sind demnach stets in ihrem aktuellen Kontext und im Zuge des vielfach diskutierten Wandels der Kindheit im Spannungsfeld aktueller gesellschaftlicher Entwicklung zu interpretieren. Entwicklung wird in dieser Arbeit als subjektive Sinn-Konstruktion, als dynamischer, lebenslanger und interaktiver Prozess verstanden. Ausgehend von einem kontextualistisch geprägten Entwicklungsbegriff, gestaltet das Kind Entwicklungsprozesse auf der Grundlage sich wechselseitig beeinflussender Person-Umwelt-Interaktionsprozesse als Produzent aktiv handelnd mit (Entwicklung als Handlung im Kontext. Für die Bewältigung altersspezifisch anstehender Entwicklungsaufgaben rückt auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse aus der Resilienzforschung sowie gesundheitstheoretischer Aspekte die Frage nach den Ressourcen in den Vordergrund, die das Kind gegen risikoreiche Einflüsse resilient macht. Mit Bezugnahme auf die salutogenetische Perspektive von Antonovsky (1997) wird dem Aufbau des Kohärenzsinns als gesundheitsrelevante Ressource eine besondere Bedeutung im Rahmen kindlicher Entwicklungsprozesse beigemessen. Hier stellte sich die Frage, wie diese Vorüberlegungen für sozial ängstliche Kinder mit einem gering ausgeprägten Selbstwertgefühl zu interpretieren sind. Soziale Ängstlichkeit wird in diesem Zusammenhang als Problemlage angenommen, die sich als Bewertungsangst in der Besorgnis und Aufgeregtheit angesichts von sozialen Situationen im Sinne einer Selbstwertbedrohung widerspiegelt. Wenn sozial ängstliches Verhalten bei Kindern zur Problemlage wird, wirkt sich dies negativ auf den Kohärenzsinn und somit negativ auf den optimalen Einsatz von Widerstandsressourcen aus, was in der Konsequenz ein erhöhtes Entwicklungs- und Gesundheitsrisiko zur Folge haben kann. Dies führt dazu, dass Ressourcen zur Kompensation der bestehenden Problemlage eingesetzt werden, anstatt diese für die Auseinandersetzung mit und Bewältigung von anstehenden Entwicklungsaufgaben zu nutzen. Dem Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls als kindbezogene Ressource kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Dieses stellt in Orientierung an die Überlegungen von Renate Zimmer die evaluative Komponente des Selbstkonzeptes dar und hebt den engen Zusammenhang zwischen dem Selbstwertgefühl, dem Selbstbild als kognitive und der Selbstwirksamkeit als motivationale Komponente hervor. Indem das Kind in der aktiven Auseinandersetzung selbst wirksam tätig ist, versteht es eigene spielerische Handlungen bei der Konstruktion der eigenen sozialen Wirklichkeit. Dabei können zunehmend Handlungskompetenzen aufgebaut werden. Das Kind erlebt sein Tun als sinnvoll und subjektiv bedeutsam. Eine solche kompetenzstrukturierende Perspektive findet sich sowohl im handlungsorientierten Ansatz von Fischer (2006) als auch im Konzept der Psychomotorischen Entwicklungstheorie von Krus (2004) wieder, da das Handeln als Entwicklungshandeln interpretiert wird. Demnach wird der Dialogcharakter der Bewegung, das Entwicklungshandeln als Realitätskonstruktion und Kompetenzgewinn sowie ein Begreifen der Handlungskompetenz als Zusammenspiel kognitiver, sozialer und emotionaler Elemente akzentuiert und den untrennbaren Zusammenhang von Wahrnehmung, Bewegung, Selbstkonzept und Körpererfahrungen hervorhebt. Da die motivationale Komponente insbesondere für sozial ängstliche Kinder mit einem gering ausgeprägten Selbstwertgefühl von Bedeutung ist, bieten sich zirzensische Inhalte in der Psychomotorik für den Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls sehr gut an. Für die empirische Überprüfung der oben benannten Vorannahmen ist eine mehrperspektivische Betrachtungsweise erforderlich. In dieser Arbeit wird ein einzelfallbezogener Zugang gewählt, bei dem sozial ängstliche Kinder einzelfallspezifisch in ihren kontextuellen Bezügen betrachtet werden. Die Datenanalyse erfolgt ebenfalls mehrperspektivisch auf den Betrachtungsebenen "Kind", "Kontext" und "Projekt". Dabei bildete die Einzelfallanalyse in Form der kindbezogenen Themenbildung und die Grounded Theory im Sinne der kontextbezogenen Theoriebildung den Ausgangspunkt für eine Prä-Post-Analyse. Projektbezogen stellte die zielorientierte Dokumentation den Ausgangspunkt dar, um verlaufsbezogene Veränderungen einzelfallspezifisch aufzuzeigen.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Translated title:
TitleLanguage
Die Bedeutung von Körper und Bewegung für die kindliche Resilienz. Psychomotorik als Beitrag zum Aufbau des Selbstwertgefühls bei sozial ängstlichen Kindern. Eine empirische Erhebung in Kasuistiken.German
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Behrens, Melaniebehrensm@uni-koeln.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-30297
Date: 2009
Language: German
Faculty: Faculty of Human Sciences
Divisions: Faculty of Human Sciences > Department Heilpädagogik und Rehabilitation
Subjects: Education
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Psychomotorik , Resilienz , Selbstwert , Zirkus , soziale ÄngstlichkeitGerman
Date of oral exam: 24 January 2010
Referee:
NameAcademic Title
Fischer, KlausProf. Dr.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/3029

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