Lassak, Maria (2020). Unconditional Cash Transfer als staatliches Instrument der Armutslinderung in Tansania am Beispiel des Bezirks Kilombero, Südwest-Tansania. Masters thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die vorliegende Arbeit von Maria Lassak, die von Prof. Michael Bollig betreut wurde, wendet sich, empirisch fundiert, einem vernachlässigten Thema der Wirtschafts- und Sozialethnologie zu. Welche Bedeutung haben staatliche Wohlfahrtszahlungen für die Bearbeitung der Armutsfrage im Globalen Süden? Zunehmend entscheiden sich Länder des Globalen Südens (etwa Südafrika, Brasilien und Iran) dazu, durch großangelegte Wohlfahrtsprogramme ländliche Armut zu bekämpfen. In Südafrika (und auch in den Nachbarländern Botswana und Namibia) werden gehaltsunabhängige Renten gezahlt, die leicht über dem gesetzlich verbürgten Mindesteinkommen liegen. Jede Person über 65 (bzw. 60) – einerlei ob sie in ihrem Leben in einem formalen Arbeitsverhältnis war oder nicht – erhält eine Grundrente. Diese Grundrenten spielen im ländlichen Raum des südlichen Afrika eine zentrale Rolle. Im ländlichen Südafrika etwa stellen gehaltsunabhängige Renten in fast 50 Prozent der Haushalte das zentrale Haushaltseinkommen dar. In anderen Staaten des Globalen Südens werden derartige Renten, Kindergelder und Grundeinkommen an bedürftige Haushalte ausgezahlt (so etwa im Bolsa Familia Programm Brasiliens). Diesen Weg geht auch Tansania in einigen Pilotprojekten. Lassak nimmt als theoretische Vorlage die neuesten Arbeiten James Fergusons, die in der Streitschrift „Give Man a Fish“ überzeugend zusammengefasst wurden. Ferguson argumentiert, dass angesichts überbelasteter natürlicher Ressourcen und vielfach gescheiterter Versuch den ländlichen Raum in marktorientierte Produktionsprozesse einzubeziehen und so Wohlstand zu schaffen, nur „social transfers“ (Renten, Kindergelder etc.) die Möglichkeit bieten, Armut zu bekämpfen. Ferguson beschreibt wie die permanenten Versuche, verarmte ländliche Bevölkerungen zu Produzenten für den Weltmarkt zu machen, immer wieder scheitern – schlicht, weil derartige Produzenten auf dem Weltmarkt nicht konkurrieren können. Die alte Diktion, man solle den Menschen keine Fische geben, sondern sie beim Fischen anleiten (um so unabhängig zu werden), entlarvt Ferguson als neoliberale Ideologie. Lassak erläutert diesen theoretischen Hintergrund ihrer Arbeit kurz, aber angemessen und zielführend. Mit empirischen Daten aus dem Süden Tansanias weist sie auf die große Bedeutung dieser Thematik für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raums hin. Angesichts der Vielzahl nationaler Programme, die alle „social transfers“ als zentrale Strategie der Armutsbekämpfung identifizieren, wird die Ethnologie sich in den kommenden Jahren vermehrt dieser Thematik zuwenden müssen, um kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel in ruralen Zonen des Globalen Südens zu verstehen.

Item Type: Thesis (Masters thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Lassak, MariaUNSPECIFIEDUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-303695
Series Name at the University of Cologne: Kölner ethnologische Beiträge
Volume: 56
Date: 2020
Place of Publication: Köln
ISSN: 1611-4531
Language: German
Faculty: Faculty of Arts and Humanities
Divisions: Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 4: Außereuropäische Sprachen, Kulturen und Gesellschaften > Institut für Ethnologie
Subjects: Customs, etiquette, folklore
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Tansania, Bedingungsloser Geldtransfer, Armutslinderung, MasterarbeitGerman
Tanzania, Unconditional cash transfer, poverty alleviation, Master thesisEnglish
Date of oral exam: 2020
Referee:
NameAcademic Title
Bollig, MichaelProf. Dr.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/30369

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