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Die Degradation natürlicher Ressourcen stellt mit ihren negativen Auswirkungen auf das pastorale Ökosystem, den Tierbestand und damit die Existenzgrundlagen der lokalen Bevölkerung eine große Herausforderung für aride und semi-aride Weidegebiete dar. In Namibia, dem trockensten Staat des südlichen Afrika, können 45 Prozent der Landfläche nur als Weideland genutzt werden. Viele Namibier sind Pastoralisten, deren Lebensunterhalt hauptsächlich von Wasserressourcen und der natürlichen Vegetation des Weidelandes abhängt. 43 Prozent des Kommunallandes in Namibia werden von 90 Prozent der Bevölkerung genutzt. Dieser starke Landdruck und die Tatsache, dass das nördliche Namibia stark vom Klimawandel betroffen sein wird, machen eine nachhaltige Nutzung der Weideland-Ökosysteme unabdingbar. Das Integrieren von lokaler und wissenschaftlicher Umweltwahrnehmung, das Einbeziehen von Entscheidungsfindungsprozessen der lokalen Landnutzer und die Analyse der Auswirkungen der Landnutzung auf Vegetationsdynamiken durch ökologische Forschung gewinnen in dem komplexen Netz aus sozialen, ökologischen und politischen Veränderungen zunehmend an Bedeutung. In der vorliegenden Arbeit wurde demgemäß ein integrierter Ansatz mit einem speziellen Fokus auf ökologischen Aspekten in einem sozial-ökologischem Weidesystem im nordwestlichen Namibia entwickelt. Zunächst wurde ein methodischer Ansatz für die Synthese von lokalem ökolo-gischem Wissen (LÖK) und wissenschaftlichem Wissen entwickelt. Damit konnte herausgefunden werden, dass holzige Pflanzenarten für die lokale Hirten von größerer Bedeutung sind als krautige Pflanzenarten, was nicht mit dem Artenvorkommen im Weidegebiet korreliert. Daraus wurde die Hypothese ab-geleitet, dass die Verlässlichkeit der Futterressourcen in Zeiten von knappen Naturressourcen einen essentiellen Faktor in der lokalen Umweltwahrnehmung darstellt. Es hat sich gezeigt, dass das Integrieren von LÖK in die ökologische Forschung dazu beiträgt, Kriterien und Indikatoren für lokale Managementent-scheidungen zu identifizieren. Bei dem Umgang mit knappen und variablen natürlichen Ressourcen ist es un-abdingbar, ein funktionelles Verständnis der Interaktionen zwischen Manage-mentstrategie und den Mechanismen, welche die Variabilität von Niederschlägen abpuffern, zu entwickeln. Deshalb wurde in einem zweiten Schritt das lokale Wissen den lokalen Managemententscheidungen gegenüber gestellt und diese miteinander verglichen. Diese Studie unterscheidet zwischen abiotischen Puffern (�key resources areas�) und biotischen Puffern (�storage tissue� und �stockpiled forage�). Die zwei biotischen Puffermechanismen können durch die Mobilität der Rinderherden gemanagt werden. Es wurde analysiert, wie die Mobilität mit dem Angebot der �ecosystem goods� Wasser und Futter verbunden ist, wobei die Mobilitätsentscheidungen der lokalen Hirten mit den biotischen und abiotischen Puffern auf den Weiden verglichen wurden, um herauszufinden, ob die Hirten die Weiden mit den entsprechenden Schlüsselressourcenmerkmalen nutzen. Im Gegensatz zu einem geläufigen Ansatz in der Weideökologie, spiegelt sich nicht die Verfügbarkeit von Futter-Schlüsselressourcen in den Entscheidungen der lokalen Hirten wider, sondern hauptsächlich eine zweite essentielle Ressource für die Tiere, das Trinkwasser. Zudem verfolgen die Hirten nur kurzfristige Managementziele. Es kann ge-schlussfolgert werden, dass ihre Handlungsmöglichkeiten von Einflüssen limi-tiert sind, welche über die ökologischen Bedingungen im Untersuchungsgebiet hinaus gehen, wie beispielsweise Landknappheit, unangepasste institutionelle Rahmenbedingungen und eingeschränkte Möglichkeiten der Einkommenssicherung. Dieser Abschnitt der Arbeit zeigt, dass es wichtig ist, die Ziele der lokalen Ressourcennutzer und Kriterien für ihre Entscheidungen darüber, wann und wo sie mit ihren Tieren hinziehen, zu verstehen. Diese Kenntnisse gewinnen vor allem in Zeiten knapper natürlicher Ressourcen an Bedeutung, um die essentiellen Elemente des lokalen Weidemanagements zu erfassen. �Verlässlichkeit�, was als ein wesentliches lokales Kriterium für die Bedeutung von Futterressourcen wahrgenommen wird, hat erhebliche Gemeinsamkeiten mit dem Konzept der Schlüsselressourcen, welche als diejenigen Futterressourcen definiert sind, die in Zeiten von Ressourcenknappheit zur Verfügung stehen. Viele Autoren beschränken sich auf einen deskriptiven Zugang zur Verlässlichkeit von Schlüsselressourcen. Diese Arbeite dagegen definiert sie funktional als abiotsche und biotische Puffer. Im dritten Schritt evaluiert diese Studie den Einfluss der identifizierten Beweidungsstrategien auf die Vegetation und die Möglichkeiten, wie ökologische Schwellenwerte (thresholds) identifiziert werden können. Aufgrund multipler Faktoren, die auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen agieren, ist es schwierig, direkte Maße für Systemänderungen zu erarbeiten. Folglich gibt es einen Bedarf für die Entwicklung von Indikatoren, um bestimmen zu können, ob sich ein Ökosystem bereits einem Schwellenwert annähert. Aufgrund der vorliegenden Forschungsergebnisse konnten Frühwarn- und Langzeitindikatoren entwickelt werden, welche zeigen, wann sich ein System einem degradierten Zustand annähert. Diese Indikatoren konnten auf verschiedenen Ebenen identifiziert werden. Der wesentliche Langzeitindikator ist der strukturelle Übergang vom Grasland zu �woodland�, was eine essentielle Veränderung in der Versorgung mit Futterressourcen bedeutet. Diese Veränderung kennzeichnet eine bedeutende Umstrukturierung auf funktionaler Ebene, symptomatisch für Degradationsprozesse. Als Frühwarnindikator wurde das Verhältnis von annuellen zu perennen Gräsern identifiziert. Die aktuell praktizierte lokale Strategie der Weidenutzung ist möglicherweise noch nicht als adaptiv einzuordnen, dennoch erscheint sie als die einzige mög-liche Adaption der lokalen Nutzer an die derzeitige ökologische und sozioöko-nomische Situation, denn ihre Handlungsoptionen sind eingeschränkt. Da die Ausgangskriterien für die Analyse eines sozial-ökologischen Systems die nachhaltige Versorgung mit �ecosystem services� und die Erhaltung der Le-bensgrundlagen sind, ist die entwickelte integrierte Analyse notwendig, um die Effekte von Umweltvariabilität, die Versorgung mit �ecosystem services� und ihre Verbindung zu Managementregeln zu konzeptionalisieren. Ein Fortschritt in der Weideökologie kann erreicht werden, wenn lokales Wissen, lokale Ent-scheidungsfindungsprozesse im Bezug auf ihre Treiber sowie der Einfluss von Landnutzung und Umweltvariabilität auf die natürlichen Ressourcen in die Forschung integriert werden. Wenn integrierte Analysen den Herausforderungen, vor denen unsere globalen Weidesysteme stehen, gerecht werden sollen, müssen Nutzer und Wissenschaftler sowie Theorie und Anwendung mit einem gemeinsamen Satz von Zielen, bei denen Monitoring ein wichtiges Werkzeug für die Etablierung der nachhaltigen Nutzung von Weidegebieten ist, verbunden werden. | German |
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