Fakouri, Arezou
(2011).
Entwicklung von prozessnahen Teilstrom-Abwasser-Behandlungsverfahren auf der Basis biologischer und sonochemischer Reaktorstufen mit online-prozessanalytischer Verfahrensoptimierung.
PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Kurzzusammenfassung
Der Textilindustrie und insbesondere der Textilveredelungsindustrie wird aufgrund des
hohen Anfalls von intensiv gefärbtem Abwasser ein hohes Potenzial an
Umweltbelastung zugeschrieben. Azofarbstoffe bilden die größte in Chemie- und
Textilindustrie eingesetzte Gruppe der Farbstoffe. Sie gehören wegen ihrer potenziellen
Bildung von toxischen aromatischen Aminen, ihrer schweren biologischen Abbaubarkeit
und ihrem hohen chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) zu den wichtigen Schadstoffen in
Industrieabwässern. Im Jahre 2000 trat in Deutschland mit Anhang 38 der
Abwasserverordnung eine neue gesetzliche Regelung für Abwasser und Konzentrate
der Textilveredlungsindustrie in Kraft. Sie verlangt eine Vorbehandlung mit mindestens
95%-iger Reduktion der Farbigkeit sowie 80%-iger Reduktion des chemischen
Sauerstoffbedarfs sowohl für Färbebehälter als auch für Konzentrate von
Prozesswasser- Rücklaufströmen.
Die zur Entfärbung und Behandlung von farbigen Textilabwässern eingesetzten
Verfahren gliedern sich in mehrere Gruppen, die sich physikalischen, chemischen und
biologischen Bereichen zuordnen lassen. Bezüglich der Entfärbeleistung und
wirtschaftlichen Aspekte erbringen biologische Verfahren die effizientesten Resultate.
In dem ersten Teil der vorliegenden Arbeit wurde der Einsatz eines aquasonolytischen
Behandlungsverfahrens für organische Phosphorverbindungen, die als
Antiflammschutzmittel in der Textilindustrie eingesetzt werden, untersucht. Diese Stoffe
erwiesen sich als problematisch, da sie bei den biologischen und chemischen
Behandlungsverfahren (Fällung-Flockung-Prozess) nicht in gewünschtem Umfang
abgebaut werden.
Textilien und Kunststoffe sind allgemein aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung
brennbar. Um solche Materialien angesichts des Brandrisikos in Bereichen wie der
Bekleidungsindustrie, bei Elektronikgeräten und in der Baukonstruktion einsetzen zu
können, ist es notwendig, sie mit Flammschutzmitteln auszurüsten.
Der Einsatz von Ultraschalltechnik, die zur Erzeugung von OH-Radikalen fähig und
daher den AOP-Verfahren zuzuordnen ist, hat den Vorteil, dass bei Generierung der
Aquasonolyse keine zusätzlichen Hilfsmittel oder Reagenzien zur Bildung von OHRadikalen
oder zur thermischen Zersetzung von Schadstoffen (Pyrolyse) nötig sind.
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Kurzzusammenfassung
Diese chemisch und biologisch schwer abbaubaren Verbindungen konnten durch eine
sonochemische Behandlung bei einer Frequenz von 575 kHz, einem Leistungseintrag
von 30 W und innerhalb von 5,5 Stunden verringert werden. Es wurde für die
Abbaureaktionen eine Kinetik höherer Ordnung bestimmt.
Durch Einfügen des Radikalfängers tert-Butanol im Abwasser wurde herausgefunden,
dass der sonochemische Abbau der Stoffe nach einer Kombination aus Pyrolyse und
Radikalbildung erfolgt. Daher ist eine Behandlung mit Ultraschall mit höheren
Ausgangskonzentrationen wirtschaftlicher und zu empfehlen.
In dem zweiten Teil dieser Dissertation wurde die biologische Entfernung von zwei in
großer Menge in der Textil-, Chemie- und Papierindustrie eingesetzten
Reaktivazofarbstoffen, CABVBF und NYROF, untersucht. Die beiden Farbstoffe wurden
als synthetisches und Realabwasser in einer Versuchskläranlage behandelt, die auf
miteinander kombinierten zweistufigen anaerob/aeroben Prozessschritten eines Bio-
Membran-Reaktors beruht.
Durch eine online-prozessanalytische Methode werden Proben kontinuierlich mit einem
mikrofiltrationsbasierten Probenahmesystem über eine 75 m Bypass-Kapillare mit einer
Flussrate von 1 mL/min zum Analysegerät geführt. Zur Analyse der biologischen
Abbaureaktionen der untersuchten Azofarbstoffe und ihrer Intermediate wurde eine
Ionenpaar-flüssigchromatographische (HPLC) Methode mit Gradienten-Elution und
einem Dioden-Array-Detektor (200-800 nm) entwickelt. Die HPLC-Trennung ist mit
einem Tandem-Massenspektrometer (Triple Quadropol) über eine Ionenspray-
Ionisationsquelle als Interface gekoppelt. Zur Erzeugung von Ionen der Farbstoffe und
ihrer Intermediate wird die Ionenspray-Ionisationsquelle im negativen Modus eingesetzt.
Zur Entfernung der Matrixeffekte und des Ionenpaarreagenzes (Tetrabutylammoniumacetat)
ist nach der HPLC-Trennung und vor der MS-Detektion ein
ionenchromatographischer Kationen-Suppressionsschritt installiert.
Während der biologischen Behandlung wurden mehrere Peaks in den HPLC-DAD und
MS-Chromatogrammen der Bioreaktorinhalte beobachtet. Um die Strukturen dieser
Stoffe identifizieren zu können, wurde das HPLC-ESI-MS/MS-Analysensystem mit
verschiedenem Scan-Modi eingesetzt.
In gleichem Zeitabstand wurde die Konzentration der Azofarbstoffe im anaeroben
Reaktor gemessen. Es wurde ein vollständiger Abbau von den beiden untersuchten
Farbstoffen erreicht. Für die Abbaureaktionen der beiden Azofarbstoffe wurde eine
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Kurzzusammenfassung
Kinetik 1. Ordnung bestimmt. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass unter gleichen
Bedingungen (pH = 7, Temperatur = 37-38 °C, Stoffbeladung = 0,5 mmol·L-1) CABVBF
schneller als NYROF abgebaut wird.
Basierend auf den Ergebnissen der stoffspezifischen Monitoring-Methode
i. konnte eine Abhängigkeit der Entfärberate von Prozessparametern wie dem
Redoxpotenzial nachgewiesen werden, welches zur Optimierung der biologischen
Entfärbeprozesse verwendet werden kann.
ii. konnte ein Abbaumechanismus als Basis für ein besseres Verständnis der
Abbaureaktionen vorgeschlagen werden.
iii. wurden trotz eines erfolgreichen 95%-igen Abbaus und einer 80%-igen CSBReduktion
farbige, biologisch schwer abbaubare Intermediate der anaeroben
Reduktion des CABVBF, CSRF (M = 303 g/mol), Hydroxynaphthalin (M = 144
g/mol) und PANDSA (M = 299 g/mol) identifiziert, die zu einer Restfarbigkeit am
Ende des Prozesses beitragen. Ihre Strukturen wurden identifiziert.
Die Optimierung des biologischen Prozesses zur Behandlung hochkonzentrierter
azofarbstoffhaltiger Abwässer kann durch Kontrolle des optimierten Redoxpotenzials
mittels Zugabe eines Induktors wie Ethanol erzielt werden. Des Weiteren lässt sich
das Behandlungsverfahren durch Installation eines weiteren Schrittes wie einer
Ultrafiltrationsanlage zur Rückhaltung von farbigen Intermediaten und
Rückverfärbungsprodukten bei unvollständiger anaerober Farbstoffreduktion sowie
durch einen zusätzlichen Ultraschall-Reaktor zum Abbau biologisch schwer abbaubarer
Intermediate weiter ausbauen.
Ein Vorschlag für die Übertragung der mechanistischen und kinetischen Ergebnisse für
die Auslegung eines 3 m3 anaeroben Reaktors wurde erarbeitet. Dazu wurden
geeignete Prozessparameter wie Redoxpotenzial, pH, Raumbelastung zur Verfügung
gestellt.
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Item Type: |
Thesis
(PhD thesis)
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Translated title: |
Title | Language |
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UNSPECIFIED | German |
|
Translated abstract: |
Abstract | Language |
---|
Abstract
The textile industry in general and the textile finishing industry in particular are known
to have a high environmental impact due to the high production volume of colored
sewage. Azo dyes form the largest group of colorants used in chemical and textile
industries. They belong to the most important wastewater pollutants because of their
potenzial to form toxic aromatic amines, their low biodegradability and their high
chemical oxygen demand (COD). The German regulation (Regulation on
requirements for the discharge of sewage into waters: Annex 38 textile manufacture,
textile finishing), which came into force in 2001, requires pre-treatment of both dye
bath concentrates and concentrates from process water recycling streams in order to
meet the requirement of 95% decolorization and 80% reduction of COD.
There are various chemical, physical and biological sewage treatment methods in
order to achieve total degradation and mineralization of azo dyes in industrial
wastewaters. Due to their high efficiency of decolorization and favorable economic
aspects, biological treatment methods are considered to be the most effective routes.
In the first part of this work the biological removal of two reactive azo dyes CABVBF
and NYROF that have found widespread use in the textile, chemical and paper
industry was investigated. Both dyes were treated as synthetic and real wastewater
in a pilot-plant comprising two biological steps (anaerobic/aerobic) of a membrane
bioreactor.
An online process analytical method involves continuous micro filtration based
sampling of the reactor content and injection into the analytical system via a 75 m
capillary by-pass at a flow rate of 1.0 mL/min. An ion-pair high-performance liquidchromatography
(HPLC) method with gradient elution and diode-array detector (200-
800 nm) has been developed for the analysis of the biodegradation process of the
azo dyes and their intermediates. The HPLC-separation is coupled with a tandem
mass spectrometer (triple quadrupole) interfaced with electrospray ionization (ESIMS/
MS). The electrospray ionization source operates in negative ionization mode to
generate dye and intermediate ions. After HPLC separation and before MS detection
a cation exchange step is applied in order to eliminate matrix effects and to remove
the ion pair reagent (tetra butyl ammonium acetate) used in the experiments.
Multiple peaks are observed in HPLC-DAD and MS chromatograms of bioreactor
contents during the biological treatment of dyes. Structural information was obtained
by the HPLC-ESI-MS/MS analytical system with different scan modes.
The concentration of dyes in anaerobic bioreactor was measured in equal time
intervals. The two investigated azo dyes were completely degraded. First order
kinetics was found for the degradation reactions of the azo dyes. It was also
observed that CABVBF is faster degradable than NYROF under similar conditions
(pH = 7, temperature = 37-38°C , concentration = 0.5 mmol·L-1).
Based on the compound specific monitoring the following results were obtained:
i. The degradation rate depends on sum parameters such as redox potenzial,
which can be used for optimizing the biological treatment process.
ii. A possible degradation mechanism for treated azo dyes is proposed. It
forms the basis for the understanding of the biological treatment process.
iii. In spite of a successful degradation of 95 % and 80% reduction of COD
some colored intermediates CSRF (Mw = 303 g), hydroxynaphthalene (Mw =
144 g) and PANDSA (Mw = 299 g) of anaerobic reduction of CABVBF were
observed, which were not completely removed even in the aerobic step and
result in a residual chromaticity at the end of process. The molecular
structures of these hardly biodegradable intermediates were elucidated.
Effective degradation of highly concentrated dye wastewater could be assured by
further process optimization such as controlling the process parameter redox
potenzial by dosage of an inductor (ethanol). An additional final step such as the
installation of an ultrafiltration device for the retention of both re-colorization products
from anaerobic reduction and colored critical intermediates or the use of a
sonochemical reactor for the decomposition of hardly and incompletely degradable
substances is recommended.
The mechanistic and kinetic results of the biological process led to the development
and design of an anaerobic reactor with 3 m3 volume. For this reason optimal redox
potenzial, pH and volume loading were used as process parameters.
The objective of the second part of this thesis was to evaluate the sonochemical
decomposition of organic phosphorous compounds which are used as fire retardants
in the textile industry.
Textiles and polymers are flammable due to their chemical nature. As a consequence
such materials must be treated with flame retardants before using in fields with high
flammability risks such as textiles, electronic devices, and building constructions.
These organic phosphorous compounds can be incompletely removed by
conventional treatment methods such as biological and chemical precipitationflocculation
methods.
The use of sonochemical treatment as a kind of Advanced Oxidation Process
(AOP’s) due to the generation of OH radicals can be considered as an effective way
for the removal of pollutants. This treatment involves hydroxyl radicals that are strong
oxidants and very reactive species. It was shown that sonication is suitable to
degrade these environmental pollutants without additional chemicals.
All compounds decomposed during sonochemical treatment at a frequency of 575
kHz, a power of 30 W and an exposure time of 5.5 h.
It was observed that the sonochemical decomposition reaction follows a kinetics of
higher order. In addition, by using a radical scavenger (tert.-butanol) it was shown
that the degradation mechanism is a mixture of pyrolysis and radical reactions.
Therefore, it is reasonable and economically advantageous to treat highly
concentrated rather than diluted wastewater. | English |
|
Creators: |
Creators | Email | ORCID | ORCID Put Code |
---|
Fakouri, Arezou | arezu_fakuri@yahoo.de | UNSPECIFIED | UNSPECIFIED |
|
URN: |
urn:nbn:de:hbz:38-43937 |
Date: |
17 October 2011 |
Language: |
German |
Faculty: |
Faculty of Mathematics and Natural Sciences |
Divisions: |
Faculty of Mathematics and Natural Sciences > Department of Chemistry > Institute of Inorganic Chemistry |
Subjects: |
Chemistry and allied sciences |
Uncontrolled Keywords: |
Keywords | Language |
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Textilindustrie, Textilveredelungsindustrie, Entfärbung, Industrieabwasser,organische Phsphorverbindungen, Ultraschalltechnik, Online-Prozessanalytik,Ionenpaar-Flüssigchromatographie,Tandem-Massenspektrometer,Anaerob, Aerob,Bioreaktor | German | textile industry, textile finishing industry, decolorization, industrial waste water, organic phosphorous compounds, sonochemical treatment, online process analytical, ion-pair high-performance liquid-chromatography, tandem mass spectrometer,anaerob,aerob, bioreactor | English |
|
Date of oral exam: |
22 October 2010 |
Referee: |
Name | Academic Title |
---|
Griesbeck, Axel G. | Prof. Dr. | Ruschewitz, Uwe | Prof. Dr. | Rehorek, Astrid | Prof. Dr. |
|
Refereed: |
Yes |
URI: |
http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/4393 |
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