Grunwald, Susanne (2013). José Martí und die Indiothematik von Nuestra América. Rasse - Kategorie - Kultur - Poesie. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Bestimmt durch eine von politisch-ideologischen Implikationen überfrachtete Rezeption wird das Werk des gebürtigen Kubaners José Martí im Rahmen eines langen und nach wie vor andauernden Instrumentalisierungsprozesses für propagandistische Zielsetzungen missbraucht. Aus den ideologischen Vorgaben insbesondere der kubanischen Machtelite, welche die offizielle Martí-Interpretation steuert und kontrolliert, ergab sich für die Rezeption der martianischen Schriften eine vergleichsweise geringe Auseinandersetzung mit denjenigen Themen, welche die indigene Bevölkerung und Kultur Lateinamerikas angehen. Diese 'Nachlässigleit' kontrastiert zu den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung, welche für die Entwicklung Lateinamerikas so wichtige Aspekte wie etwa das Thema der (angeblichen) 'Rassen' und der Mestizisierung, die Rassentheorien des 19. Jahrhunderts und Thesen der Kulturanthropologie einerseits zu Martís Konzept von Nuestra América in Bezug setzt, andererseits zum Them der Indios und ihren Kulturen im Speziellen: Das, was Martí im Sinne einer Lebensaufgabe als "regeneración de los indios" bezeichnete, wird auf Teilaspekte wie das martianische Menschenbild, seine Auffassung(en) des mestizaje, die indigene Antike Lateinamerikas, soziale Komponenten der Indioproblematik oder die 'Schuldfrage' hin perspektiviert. Die Verbindung der dabei greifenden Postulate mit der Rassenthematik dürfte allein adäquat sein, Divergenzen, Konvergenzen und gegebenenfalls punktuelle Überschneidungen der martianischen und der anthropologischen Postulate der Zeit zu erklären. In Bezug auf die Frage nach der Stellung der Indioproblematik wird hinlänglich deutlich, dass 'der Indio' - über eine Symbolfigur eines autochthonen Identitätsbewusstseins hinausgehend - als menschliches Wesen, als soziales Problem und als Erbe eines reichen kulturellen Vermächtnisses die zentrale Stelle innerhalb der über Martí so berühmt gewordenen Nuestra América-Thematik einnimmt. Sie stellt den Kern der gesamten Konzeption dar, ohne den Nuestra América letztlich weder zu beschreiben noch zu denken ist. Hinsichtlich der indigenen Kulturen und interkulturellen Elemente wird über 'Martís Bibliothek' insbesondere der Frage nachgegangen, auf welchem Wege und durch welche Quellen der auch als "hijo de México" in Erscheinung tretende Kubaner jenes Wissen erlangte, das ihm ermöglichte, in einem für seine Zeit und komplizierten Lebensumstände erstaunlich profunden Maße Elemente der indigenen Kosmogonien und Symbolwelten sowohl seiner Prosa als auch seiner Lyrik einzuverleiben - die Asche Quetzalcóatls mag hier als Sinnbild dienen; ein Wissen, das auch als Umsetzung der martianischen Idee einer 'nuestra América mestiza' gelten kann und mit einer ideologisch motivierten 'Festsetzung', wie sie insbesondere im offiziellen kubanischen Machtdiskurs praktiziert wird, wenig gemein hat. Grundlegende Komponenten dieser Lyrik stellen sich letztlich als Spiegelung und Einlösung der kulturpolitischen und poetologischen Forderungen Martís dar, die sich auf die Integration indigener Kulturelemente in die Literatur Nuestra Américas beziehen.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Grunwald, Susannesugrunwald@gmx.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-52336
Date: July 2013
Language: German
Faculty: Faculty of Arts and Humanities
Divisions: Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 5: Moderne Sprachen und Kulturen > Romanisches Seminar
Subjects: Italic Latin
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Rassismus Antirassismus Rassentheorien Rassentheorien des 19. Jahrhunderts Eugenik Indios Meszizen mestizaje Literatur Lateinamerikas Kultur Lateinamerikas Krausismus Kreolen criollismo Nationalliteratur lateinamerikanische Literatur conquista Altamerikanistik indigener Symbolismus aztekische Religion altmexikanische Religion Geschichte Lateinamerikas Museo Nacional de MéxicoUNSPECIFIED
Date of oral exam: 14 July 2010
Referee:
NameAcademic Title
Wentzlaff-Eggebert, ChristianProf. Dr.
Funders: Graduiertenförderung der Universität zu Köln; Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD; Dirección General de Relaciones Culturales y Científicas des spanischen Außenministeriuns
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/5233

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