Ban, Bong-Jin (2011). Selbständerung und Selbstentwicklung im Rahmen von Pädagogik, Training und Beratung. Von der Wissenschaft zur Praxis. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Das humanistische Ideal einer kontinuierlichen Weiter- und Höherentwicklung der menschlichen Persönlichkeit über die gesamte Lebensspanne hinweg wird einerseits durch wissenschaftliche Belege für die grundsätzlich lebenslang gegebene enorme Plastizität und Lernfähigkeit des menschlichen Gehirns gestützt. Andererseits werden Menschen in ihrem Alltag und Berufsleben häufig damit konfrontiert, dass sie unkonstruktive Denk- und Verhaltensmuster als einflussreiche Aspekte ihres Selbst trotz guter Vorsätze und besseren Wissens nur sehr schwer zu ändern vermögen. In seiner Dissertation zeigt der Autor auf der Grundlage einer intensiven Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der aktuellen empirisch-wissenschaftlichen Forschung sowie mit klassischen psychologischen, pädagogischen und philosophischen Theorien auf, welche Faktoren für eine erfolgreiche Selbständerung und Selbststeuerung sowie für erfolgreiches soziales Problemlösen relevant sind und wie sich die entsprechenden Erkenntnisse gewinnbringend in die Praxis übertragen lassen, insbesondere in Bezug auf pädagogisches und beraterisches Vorgehen. Hinsichtlich der „Selbständerung“ findet der Autor die Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie, der Bindungsforschung, der Selbstkonzeptforschung sowie die Wirkmechanismen der etablierten psychotherapeutischen Schulen (tiefenpsychologische, kognitiv-verhaltenstherapeutische und humanistische) besonders relevant gerade mit Blick auf (sonder)pädagogische Maßnahmen und behandelt diese daher ausführlich. Der Autor identifiziert weiterhin Selbststeuerungskompetenz (bzw. Selbstregulationskompetenz) sowie soziale Problemlösekompetenz als zentrale Aspekte erfolgreicher Selbständerung und Selbstentwicklung. Bei der Selbststeuerungskompetenz bezieht sich der Autor vor allem auf die Theorien des Forschers Julius Kuhl, bei der sozialen Problemlösekompetenz auf klassisch kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze wie etwa von Goldfried und D´Zurilla sowie auf modernere „integrierte“ Ansätze wie etwa von Kanfer. Durch die Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur gelangt der Autor zu der Auffassung, dass sich Schlüsselkompetenzen der Selbständerung (wie Selbststeuerungskompetenz, emotionale Selbstregulationskompetenz oder soziale Problemlösekompetenz) vor allem durch „Lernen in Beziehungen“ entwickeln (lassen). Dabei bezieht er sich insbesondere auf Arbeiten von John Bowlby, Carl Rogers, Julius Kuhl und Karl Kluge und versucht diese miteinander zu verbinden. Im Anschluss beschreibt der Autor konkrete pädagogische Interventionen zur Förderung der Selbststeuerungsfähigkeit und sozialen Problemlösefähigkeit und beschreibt dabei unter anderem die pädagogischen Konzepte von Karl und Eva Kluge ausführlich. In einem Exkurs beschreibt der Autor weiterhin die pädagogische Konzeption des von ihm gegründeten und geleiteten Jugendhilfeträgers „IJN“ (Integrale Jugendhilfe Neuraum). Grundidee dieser Konzeption ist die systematische und flexible Verbindung unterschiedlicher Methoden der Selbständerung aus den Bereichen der Pädagogik und Psychologie zur optimalen Förderung von Klienten und Familien in der Jugend- und Familienhilfe. Aufbauend auf den gewonnenen theoretischen Erkenntnissen wurde das „Integralpädagogische Training zur Steigerung der Selbststeuerungsfähigkeit und der sozialen Problemlösefähigkeit“ konzipiert, durchgeführt und evaluiert. Das sich über 12 Einheiten à 90 Minuten erstreckende Training wurde von 23 Probanden einer Studentenstichprobe (11 männlich, 12 weiblich, Alter: Median 26) vollständig absolviert. Parallel arbeiteten die Probanden über den ganzen Trainingszeitraum hinweg an einem selbstgewählten, individuellen Verhaltensziel (beispielsweise „Rauchen reduzieren“). Als Kontrollgruppe diente eine Stichprobe von 25 Mitarbeitern eines Jugendhilfeträgers (9 männlich, 16 weiblich, Alter: Median 26), die von sich aus motiviert waren, ebenfalls an einem individuell gewählten Verhaltensziel zu arbeiten. Die Intervention in der Kontrollgruppe beschränkte sich darauf, das Verhaltensziel im Rahmen einer einmaligen Einführungssitzung differenziert herauszuarbeiten, weiterhin wurden die Kontrollgruppenteilnehmer angehalten, einen Protokollbogen zur Erfassung der Zielannäherung regelmäßig auszufüllen. Um Veränderungen der Selbststeuerungskompetenz und der sozialen Problemlösefähigkeit zu erfassen, wurden von den Probanden beider Gruppen zu Beginn und nach Beendigung des Trainings bzw. der Intervention die Fragebogeninstrumente SSI-K (Kuhl), Hakemp90 (Kuhl) und DIP (Dirksmeier) ausgefüllt. Zur Erfassung der Zielannäherung an das selbstgewählte Verhaltensziel diente ein im Rahmen dieser Arbeit spezifisch konzipiertes Verhaltensmaß, welches mittels eines Protokollbogens erfasst wurde. In den Resultaten der empirischen Untersuchung zeigte sich, dass die Probanden in der Versuchsgruppe ihren selbst gesetzten Verhaltenszielen deutlich näher kamen und sich hinsichtlich ihrer Problemlösekompetenz deutlich verbessern konnten. Überraschenderweise konnten sich auch die Kontrollgruppenteilnehmer deutlich hinsichtlich der Zielannäherung und der Problemlösekompetenz verbessern, wobei die Versuchsgruppe der Kontrollgruppe jeweils nur tendenziell überlegen war. Bei der Erfassung der Selbststeuerungskompetenz bzw. Handlungsorientierung mittels der Instrumente SSI-K Hakemp90 zeigten sich in der Versuchsgruppe bei 3 von insgesamt 8 Unterskalen signifikante Verbesserungen, ansonsten konnten lediglich tendenzielle Verbesserungen festgestellt werden. Weiterhin zeigte sich bei 2 Unterskalen zur Erfassung der Selbststeuerungsfähigkeit bzw. Handlungsorientierung eine signifikante Überlegenheit der Versuchsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe, bei den übrigen 6 Unterskalen wurde lediglich eine tendenzielle Überlegenheit festgestellt. Die deutliche Verbesserung hinsichtlich der (sozialen) Problemlösefähigkeit in der Versuchsgruppe war aus Sicht des Autors zu erwarten, denn Problemlösefähigkeit nach dem klassischen Modell von Goldfried und D´Zurilla ist sehr konkret auf der Verhaltensebene operationalisiert, zudem waren bereits bewährte Vorbilder für entsprechende Trainingseinheiten gegeben und konnten in das vorliegende Trainingskonzept übernommen werden. Überraschend war dagegen die deutliche Verbesserung der Problemlösefähigkeit auch in der Kontrollgruppe, womit ein Hinweis gegeben wurde, dass sich bereits mit minimalen Interventionen oder kurzfristigen Impulsen (Ausarbeitung von Zieldefinitionen und Zielkriterien, Verwendung von Protokollen) große Effekte bei der Problemlösekompetenz erzielen lassen. Eine größere Herausforderung stellte das Training der Selbststeuerungsfähigkeit dar, bei dem die Verbesserungen bei einigen Unterskalen zwar sehr deutlich waren, bei der Mehrzahl der Skalen jedoch vergleichsweise gering. Eine Aufgabe für Zukunft bestände darin, aufbauend auf den Resultaten dieser Arbeit noch spezifischer abgestimmte Trainingsmodule zu entwerfen und dabei unter anderem die im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse zur Bedeutung des „Lernens in Beziehungen“ sowie der verstärkten Berücksichtigung von Emotionen für die Entwicklung der Selbststeuerungskompetenz einzubeziehen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-52368 | ||||||||
Date: | 12 December 2011 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Human Sciences | ||||||||
Divisions: | Ehemalige Fakultäten, Institute, Seminare > Heilpädagogische Fakultät > Seminar für Erziehungsschwierigenpädagogik | ||||||||
Subjects: | Philosophy Psychology Education |
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Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 31 January 2013 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/5236 |
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