Dooling, Vivienne ORCID: 0000-0002-8782-3733 (2023). Retrospektive Langzeitanalyse myoper Augen mit Glaukom nach Viskokanaloplastik mit Mitomycin C. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Primäre und sekundäre Offenwinkelglaukome stellen eine der häufigsten Ursachen der irreversiblen Sehnervenschädigung in Europa und weltweit dar. Bei der operativen Therapie des Glaukoms, die auf die Senkung des Intraokulardrucks (IOD) zielt, kann es jedoch zu verschiedenen Komplikationen kommen, die je nach Art des chirurgischen Verfahrens und der Konstitution des Auges variieren. Klassische Filtrationschirurgien wie die Trabekulektomie (TE) tragen dabei insbesondere für achsenmyope Augen ein bedeutsames Risiko der okulären Hypotonie in sich, die durch postoperative Überfiltration verursacht wird. Ein nicht-penetrierendes Verfahren wie die Viskokanaloplastik (VKP) in modifizierender Kombination mit Mitomycin C kann dieses Risiko durch Vermeidung der postoperativen Überfiltration bei gleichzeitig effizienter Drucksenkung verringern. Das Auftreten einer postoperativen okulären Hypotonie bei emmetropen oder refraktiv heterogenen Kohorten wird nach VKP mit oder ohne Mitomycin C mit 9 - 20 % angegeben im Vergleich zu 20 - 42 % nach TE mit Mitomycin C. Die Notwendigkeit früher postoperativer Interventionen aufgrund von Hyper- und Hypotonien ist nach VKP geringer als nach TE. Mittels einer retrospektiven Analyse von Patientendaten aus dem Glaukomzentrum der Augenklinik des Universitätsklinikums Köln wurden in dieser Arbeit Evaluationen insbesondere der hypotoniebedingten Komplikationen sowie der Langzeiteffektivität einer mit Mitomycin C modifizierten VKP an mittel- und hochgradig myopen Augen durchgeführt. Einunddreißig konsekutiven Augen nach VKP mit Mitomycin C mit einem mittleren sphärischen Äquivalent (SÄ) von -8,4 ± 4,5 dpt (Standardabweichung) (Spannweite: -2,25 - -21,00 dpt) wurden dabei 23 myope Augen mit einem mittleren SÄ von -7,5 ± 3,7 dpt (-3,00 - -18,00 dpt) vergleichend gegenübergestellt, die größtenteils in einem Zeitraum vor Einführung der modifizierten VKP eine konventionelle TE mit Mitomycin C erhielten. Es wurden Jahresdaten sowie Erfolgsraten nach standardisierten Kriterien analysiert. Die 31 Augen nach VKP mit Mitomycin C hatten ein Follow-up von 40 ± 26 Monaten. Ihr IOD reduzierte sich ein Jahr nach der Operation um 46 % von 32,3 ± 9,6 mmHg (17 - 58 mmHg) auf 16,8 ± 8,1 mmHg (5 - 44 mmHg) (p=<0.001) bei einer gleichzeitigen Abnahme des Medikamentenscores von 5 auf 1,2 (p=<0.001). Die Reduktion des Medikamentenscores <2 hielt im Mittel nicht länger als 2 Jahre postoperativ an. Die IOD-Reduktion nach TE betrug nach einem Jahr 57 % von 30 ± 8,3 mmHg auf 13 ± 4,4 mmHg (5 - 20 mmHg) (p=<0.001). Die Senkung der Medikation <2 war über 7 Jahre hinweg stabil. Die bedingten Erfolgsraten nach VKP mit Mitomycin C lagen bei 83 % nach dem 1. Jahr und 61 % nach dem 2. und 3. postoperativen Jahr, wenn der IOD <21 mmHg betrug mit einer Reduktion von >20 % zum präoperativen Wert und keine Glaukom-Revisionsoperation indiziert war. Die bedingten Erfolgsraten nach den weiteren definierten Erfolgskriterien waren nach VKP mit Mitomycin stets signifikant niedriger als nach TE mit Mitomycin C. Das Auftreten einer frühen okulären Hypotonie (≤5 mmHg) war mit 16 % nach VKP mit Mitomycin C signifikant seltener, verglichen zu 44 % (10 Augen) nach TE mit Mitomycin C (p=0.027). Dabei war die Häufigkeit von postoperativen Hypotonien bei myopen Augen nach VKP mit Mitomycin C insgesamt vergleichbar mit emmetropen oder refraktiv heterogenen Studiengruppen nach konventioneller VKP ohne Mitomycin C. In 75 % unserer myopen Augen nach VKP mit Mitomycin C wurde eine Filterzone beschrieben. Es zeigte sich ein Unterschied im Auftreten von potentiell schwerwiegenden Komplikationen wie Aderhautamotiones oder Aderhautfalten, die sich aus postoperativer Überfiltration und folgender Hypotonie entwickeln. Innerhalb der ersten 3 Monate zeigten sich diese bei 7 % der Augen nach VKP mit Mitomycin C gegenüber 17 % nach TE mit Mitomycin C. Insgesamt war damit die Inzidenz von hypotonieinduzierten Komplikationen des hinteren Augenabschnitts in der Langzeitbeobachtung unserer exklusiv myopen Kohorte im Vergleich zu emmetropen oder refraktiv heterogenen Kohorten sowohl nach VKP als auch nach TE mit Mitomycin C gering. Die Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention zur Regulation von sowohl hyper- als auch hypotoner Krisen in der frühen postoperativen Phase war nach TE mit Mitomycin C signifikant wahrscheinlicher als nach VKP mit Mitomycin C. Die Erholung der Sehschärfe nach einem unmittelbar operativ bedingten Absinken war nach VKP mit Mitomycin C zügiger als nach TE mit Mitomycin C. Eine Revisionsoperation war in der langfristigen Nachbeobachtung nach TE mit Mitomycin C nur selten erforderlich, bei VKP mit Mitomycin C signifikant häufiger. Eine Subgruppenanalyse mit Untersuchung der Parameter zwischen mittel- und hochgradig myopen Augen zeigte keine signifikanten Unterschiede im postoperativen Verlauf auf, insbesondere nicht in der Kernfrage des Auftretens und der Persistenz von hypotoniebedingten Komplikationen. Es ergab sich demnach in den Subgruppen, bei denen eine statistische Auswertung aufgrund einer limitierenden Gruppengröße nicht zu allen erfassten Zeitpunkten konsequent durchgeführt werden konnte, kein erhöhtes Risiko für hyperfiltrationsbedingte Komplikationen, das mit der Höhe der Myopie korreliert war. Zusammenfassend konnte anhand der Daten ermittelt werden, dass die modifizierte VKP mit Mitomycin C in ihren mittelfristigen Verlaufsdaten ein sicheres und effizientes chirurgisches Verfahren zur Senkung des IODs bei mittelgradig myopen und hochmyopen Glaukompatienten ist. Postoperative okuläre Hypotonien sind selten, ebenso ihre schwerwiegenden Komplikationen. In der Nachbeobachtung sind häufig Revisionsoperationen zur erneuten Drucksenkung erforderlich. Die relative Drucksenkung, die Rate der medikamentenfreien Patienten sowie insgesamt die Langzeiterfolgsraten nach standardisierten Kriterien waren im Vergleich zur TE mit Mitomycin C jedoch signifikant niedriger, so wie dies aus der Literatur im Vergleich zur VKP ohne Zugabe von Mitomycin C bei emmetropen Kohorten bekannt ist. Hypo- und hypertone Krisen und ihre Folgen waren signifikant und relevant häufiger nach TE mit Mitomycin C als nach VKP mit Mitomycin C.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Dooling, Viviennevivienne.dooling@gmx.deorcid.org/0000-0002-8782-3733UNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-654697
Date: 2023
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Augenheilkunde > Klinik und Poliklinik für Allgemeine Augenheilkunde
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Glaukom Myopie Viskokanaloplastik Trabekulektomie Mitomycin C HypotonieGerman
Date of oral exam: 18 January 2023
Referee:
NameAcademic Title
Dietlein, ThomasProfessor
Siebelmann, SebastianPrivatdozent
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/65469

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