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Obgleich bekannt ist, dass die Ausprägung zahlreicher neuropsychiatrischer Erkrankungen genetisch bedingt ist, sind die grundlegenden Mechanismen dieses Zusammenhangs noch weitestgehend unbekannt. Eine Methode, um Einblicke in die Genetik neuropsychiatrischer Erkrankungen zu erhalten, sind genomweite Assoziationsstudien (GWASs). Mit Hilfe dieser konnten bisher über 2.000 Loci für genetische Risikofaktoren von Hirnerkrankungen identifiziert werden. Die Mehrheit dieser Loci befindet sich in nicht-codierenden DNA-Bereichen, was ihre funktionelle Erforschung erschwert. Die vorliegende Arbeit geht der Fragestellung nach, inwieweit regulatorische Sequenzvarianten, welche DNA-Methylierung und Genexpression beeinflussen, zur genetischen Disposition von neuropsychiatrischen Erkrankungen beitragen. Meine Studie nutzt einen integrativen Ansatz der funktionellen Genomik, um epigenetische Regulationen im hippocampalen Hirngewebe bei Patienten mit pharmakoresistenter mesialer Temporallappenepilepsie zu untersuchen. Hierzu wurden SNP-Genotypen mit genomweiter CpG-Methylierung und mRNA Genexpression korreliert. Die daraus resultierenden »genomweiten Landkarten« von quantitativen Methylierungs Trait Loci (meQTLs) und quantitativen Expressions Trait Loci (eQTLs) wurden zur Lokalisation von regulatorischen SNPs (rSNPs) verwendet die in Zusammenhang mit einigen Hirnerkrankungen stehen (488 GWAS Katalog Einträge, P < 5,0 x 10-8). Die vorliegende Arbeit stellt die erste meQTL Studie dar, welche den leistungsfähigen Human Methylation450 array auf Basis von frisch-gefrorenem menschlichem Hirngewebe verwendet. Mit Hilfe einer linearen Regressionsanalyse und unter Berücksichtigung einer Korrektur für die Gewebeheterogenität, wurden insgesamt 19.954 (8,5% der 362.000 CpGs) cis-regulierte meQTLs identifiziert. Dies entspricht einer Versechsfachung der bisher bekannten meQTLs aus postmortalem Hirngewebe. Eine signifikante Anreicherung der meQTLs in der 5´-regulatorischen Region vor den Genpromotoren (TSS201-1500; P = 7,7 x 10-61) spiegelt den funktionellen Einfluss dieser Region wider, welche Enhancer als auch Insulatoren beherbergt. Es hat sich gezeigt, dass einige der hoch signifikanten cis-meQTLs bekannte Kandidaten Gene für neurologische Entwicklungsstörungen beeinflussen (ADARB2, HDAC4, NAPRT1, MAD1L1, PTPRN2 und RIMBP2). Die Gewebespezifität wurde anhand einer weiteren meQTL-Analyse, unter Beibehaltung gleicher experimenteller Bedingungen, in Blutzellen von 496 deutsch stämmigen Kontrollproben ohne neuropsychiatrische Erkrankungen untersucht. 65% der im Hirngewebe identifizierten meQTLs konnten auch in Blutzellen wiedergefunden werden (Spearman Rank Koeffizient = 0,42). Diese nennenswerte Übereinstimmung eröffnet die Möglichkeit, epigenetische Biomarker für komplexe Hirnerkrankungen in einfach zugänglichem Gewebe auszuwählen. Die zusätzlich zur meQTL Analyse durchgeführte eQTL Analyse konnte unter den 31.000 mRNA-Sonden insgesamt 734 signifikant cis-wirkende eQTLs identifizieren. In einer weiteren Analyse wurden CpG-Methylierung und Genexpression korreliert – diese stellt die erste systematische Untersuchung dieser Form in frisch-gefrorenem Hirngewebe dar. Hierbei wurden sowohl negative (73%) als auch positive (27%) Korrelationen beobachtet. Die stärksten negativen Korrelationen wurden bei dem Gen NAPRT1, welches die Nicotinat Phosphoribosyltransferase kodiert, beobachtet. Des Weiteren konnte bei den mit NAPRT1 assoziierten meQTLs und eQTLs eine genetische Beeinflussung durch ein und denselben SNP rs9657360 festgestellt werden. Die Korrelations-Ergebnisse kombiniert mit der genetischen Beeinflussung des SNPs zeigten auf, dass das minor C Allel eben dieses SNPs mit einer erhöhten Methylierung in der NAPRT1-Promoterregion und einer verminderten Genexpression assoziiert ist. Die Kombination aus einer tumorspezifischen Hypermethylierung einer in der Promoterregion gelegenen CpG island mit gleichzeitiger Verminderung der NAPRT1 Expression wurde ebenfalls in der Krebsforschung erkannt: NAPRT1 kann als prädiktiver Biomarker zur Therapie von Karzinomen mit NAMPT Inhibitoren eingesetzt werden. Durch den innovativen Ansatz, translationale Auswirkungen der epigenetischen Regulation der Genexpression in Kombination mit meQTLs und eQTLs zu testen, wurde zusätzliche eine genetische Determination erkannt. Diese ist von großer klinischer Bedeutung, da sie einen Ansatz zur Erfassung von Patienten erlaubt, die von der Gabe von NAMPT Inhibitoren profitieren können. Zusätzlich wurde eine Imprinting meQTL (imeQTL) Analyse durchgeführt, um das Potential der Kombination aus Imprinting und Methylierung zu untersuchen. Zur Erfassung der imeQTLs wurde der Methylierungsstatus von 269 Individuen (auf Basis von Blutzellen), stratifiziert nach den elterlich inversen heterozygoten Genotypen, verglichen. Insgesamt konnten 177 CpGs an 31 genomischen Loci identifiziert werden, von denen 22 bisher unbekannte Imprinting Regionen darstellen. Die stärkste Auswirkung von Parent-of-Origin-Effekte auf Methylierung wurde in Regionen beobachtet, die Gene für neurologische Entwicklungsstörungen beherbergen, sowie im chromosomalen Segment 3p21.1, welches eine GWAS Kandidaten Region für affektive Störungen ist. Positionelle Gene in Imprinting Regionen sind aussichtsreiche Kandidaten Gene aufgrund ihrer potentiell monoallelischen Genexpression. Hierdurch wird es möglich, potentiell rezessive Erkrankungsmutationen zu ermitteln. Die Enrichment Analysen von cis-meQTL assoziierten Genen ergab eine Überrepräsentation von Genen, die positionell im Bereich von GWAS Loci liegen (P = 5,8 x 10-4). Potentielle rSNPs wurden in der GWAS Kandidaten Region von 1q31.2 (RGS1) und von 3p21.1 (PRBM1) lokalisiert. Die allelische Veränderung von Transkriptionsfaktor-Bindungsstellen durch potentielle rSNPs führt zu quantitativen Änderungen der Gentranskription oder Spleißprozessen, welche wiederum zu pathogenen Verläufen von neuropsychiatrischen Erkrankungen beitragen. Die aus diesen Studien hervorgehende Datenbank von autosomalen meQTLs, imeQTLs und eQTLs in Hirngewebe stellt eine wertvolle Quelle dar, um rSNPs zu identifizieren und deren Beteiligung an Erkrankungsprozessen aufzuklären. | German |
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Uncontrolled Keywords: |
Keywords | Language |
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Epigenetics, CpG Methylation, Human Methylation450k array, mRNA Expression, meQTL, eQTL, Imprinting, GWAS, SNPs, mesial Temporal Lobe Epilepsy, Fresh Frozen Human Hippocampal Brain Tissue | English |
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