Dizinger, Julian ORCID: 0000-0001-7934-8082 (2024). Traumatische Kindheitserfahrungen als Prädiktor schizotyper Persönlichkeitsmerkmale sowie Schizotypie: Eine Kausalanalyse mittels Pfadmodellen in einer Kohorte von jungen hilfesuchenden Patient*innen. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Schizotypie bezeichnet die Vulnerabilität eines Individuums gegenüber schizotypen Persönlichkeitsmerkmalen. Diese umfassen gesundheitsfördernde Mechanismen, beispielsweise zur Bewältigung von Traumata, aber auch pathologische Eigenschaften, die das Risiko erhöhen, eine Psychose oder schizotypische Persönlichkeitsstörung zu entwickeln. Zunehmende Evidenz weist auf Korrelationen zwischen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit (englisch: Adverse Childhood Experiences, abgekürzt: ACEs) und Schizotypie hin. Jedoch ist bisher nicht ausreichend belegt, welche Arten von Trauma zu salutogenen - und welche zu pathologischen Formen von Schizotypie führen können. Auch die Auswirkungen des Geschlechts auf diesen Zusammenhang sind noch nicht suffizient erforscht. Um dieses Forschungsfeld zu beleuchten, analysierten wir den detaillierten geschlechtsspezifischen Einfluss von ACEs auf schizotype Persönlichkeitsmerkmale sowie Schizotypie. Dazu führten wir eine Kausalanalyse mittels Pfadmodellen in einer Kohorte von jungen, hilfesuchenden Patient*innen durch. Im Detail wurden die Zusammenhänge zwischen den fünf Domänen der traumatischen Kindheitserfahrungen (emotionaler/physischer/sexueller Missbrauch, emotionale/physische Vernachlässigung) und positiver (magische Ideen, Wahrnehmungsstörungen) sowie negativer Schizotypie (physische/soziale Anhedonie) untersucht. Insgesamt inkludierten wir 240 ambulante Patient*innen des Früherkennungs- und Therapiezentrums für psychische Krisen der Uniklinik Köln (FETZ). Die Abfrage traumatischer Kindheitserfahrungen erfolgte mit der „Trauma and Distress Scale“ (TADS) und die Exploration der Prävalenz und Ausprägung der Schizotypie durch die „Wisconsin Schizotypy Scales“ (WSS). Wir konzeptualisierten drei Strukturgleichungs- beziehungsweise Pfadmodelle. Jeweils eines für die Kohorte von weiblichen, männlichen sowie allen Proband*innen, um den geschlechtsabhängigen Einfluss von Trauma auf Schizotypie zu analysieren. Die in den Pfadmodellen angenommenen Korrelationen überprüften wir mittels Kausalanalysen hinsichtlich ihrer Plausibilität und Signifikanz. Das Pfadmodell der Gesamtstichprobe zeigte signifikante Korrelationen für emotionalen Missbrauch und magische Ideen (p = 0,03; SE = 0,20) sowie emotionale Vernachlässigung und soziale Anhedonie (p = 0,01; SE = 0,26). In der weiblichen Kohorte prädizierte physischer Missbrauch magische Ideen (p = 0,01; SE = 0,33), während emotionale Vernachlässigung physische Anhedonie (p = 0,03; SE = 0,34) und soziale Anhedonie (p = 0,03; SE = 0,32) voraussagte. 9 Bezüglich der männlichen Probanden prognostizierte sexueller Missbrauch Wahrnehmungsstörungen (p = 0,04; SE = 0,19) und emotionaler Missbrauch magische Ideen (p = 0,03; SE = 0,27). Zusammenfassend wurde Positive Schizotypie nach Traumata überwiegend isoliert und in Abwesenheit von negativer und desorganisierter Schizotypie beobachtet. In dieser Konstellation kann Schizotypie bei Betroffenen ein verbessertes Funktionsniveau hervorrufen. Demnach könnte positive Schizotypie als gesundheitsförderlicher Ausdruck im Rahmen der Bewältigung von emotionalem, körperlichem und sexuellem Missbrauch diskutiert werden. Die Ergebnisse zeigen zudem in der weiblichen Kohorte einen deutlichen Zusammenhang von emotionaler Vernachlässigung und negativer Schizotypie. Diese kann mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Psychose oder einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung einhergehen. In Klinik und Forschung sollten Betroffene von emotionaler Vernachlässigung und negativer Schizotypie demnach besonders berücksichtigt werden.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Dizinger, Julianjulian.dizinger@gmail.comorcid.org/0000-0001-7934-8082UNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-727717
Date: 2024
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Psychiatrie und Psychotherapie
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
KindheitstraumataGerman
SchizotypieGerman
Traumatische KindheitsefahrungenGerman
PfadmodellGerman
Wisconsin schizotypy scalesEnglish
PsychoseGerman
Trauma and distress scaleEnglish
Date of oral exam: 31 January 2024
Referee:
NameAcademic Title
Vogeley, KaiUniversitätsprofessor Dr. med. Dr. phil
Walter, DanielProfessor Dr. rer. medic. Dipl.-Psych.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/72771

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