Renes, Karima (2024). Literarisches Schaffen und politisches Wirken des französischen Rom Matéo Maximoff. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Aufgrund ihrer mündlichen Tradition war das kulturelle Gedächtnis von Roma jahrhundertelang äußerst fragil angesichts der Übermacht skripturaler Gesellschaften und blieb diesen überwiegend verborgen. Diffamierende Stereotype über Roma wurden einseitig von den sie umgebenden Mehrheitsgesellschaften festgeschrieben und als Rechtfertigung für Verfolgung und Diskriminierung herangezogen – epistemische Gewalt bereitete den Weg und wurde konstituierender Bestandteil des Genozids an Roma durch die Nationalsozialisten. Die Ermordung etwa einer halben Million Roma, durch welche Ketten mündlicher Überlieferung ihres kulturellen Gedächtnisses mangels Chroniken, Archiven und literarischen Zeugnissen unwiderruflich zerrissen wurden, bedeutete auch einen Epistemizid. In Folge dieser kollektiv traumatischen Erfahrung haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa vermehrt Roma aus dem Paradigma oraler Tradition gelöst, um zum Writing Back anzuheben und Zeugnis abzulegen vom bis 1982 in Deutschland verleugneten Völkermord – insofern wurde Literatur auch ein politisches Instrument der Kommunikation. Ein Protagonist dieser Entwicklung im französischen Sprachraum war Matéo Maximoff (1917–1999), dessen literarisches Schaffen und politisches Wirken als Mitbegründer der in der Folge des Zweiten Weltkriegs entstandenen internationalen Roma-Bürgerrechtsbewegung Gegenstand dieser Dissertationsschrift sind. Nach einer ausführlichen historischen Einbettung werden sechs von Maximoffs belletristischen Werken zunächst einzeln untersucht und anschließend einem themenzentrierten Vergleich mit Werken der europäischen Literatur des 20. Und 21. Jahrhunderts unterzogen. Vergleichend herangezogen werden „Doktor Shiwago“ von Boris Pasternak, „Die Bertinis“ von Ralph Giordano und „Fires in the Dark“ von Louise Doughty. Die Auswahl der Werke ermöglicht eine ethnien- und klassenübergreifende Betrachtung soziokultureller Konsequenzen von Krieg und Verfolgung jenseits stereotypisiernder Zuschreibungen entlang eines epochalen tertium comparationis. Grenzverschiebungen und Erschütterungen von ‚Zentrum‘ und ‚Peripherie‘ werden in den Blick genommen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der literarischen Verarbeitung der großen Traumata des 20. Jahrhunderts zu untersuchen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||||
Creators: |
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Corporate Creators: | Romanisches Seminar | ||||||||||
URN: | urn:nbn:de:hbz:38-732271 | ||||||||||
Date: | 2024 | ||||||||||
Language: | German | ||||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||||
Divisions: | Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 5: Moderne Sprachen und Kulturen > Romanisches Seminar | ||||||||||
Subjects: | Romance languages French | ||||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 21 December 2022 | ||||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/73227 |
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