Dobbelstein, Clara ORCID: 0000-0002-2065-3784 (2024). „Was dieser Furie den Athem nehmen mag“ – Seuchenmetaphern im AIDS- und COVID-19-Journalismus sowie in Briefen aus der Cholerapandemie 1830–32. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Gegenstand der Analyse ist Seuchenmetaphorik und die Häufigkeit ihrer Quellenbereiche in deutschen Briefen und Volksaufklärungsschriften über die Cholera um 1830, in Artikeln über AIDS aus der ZEIT und der FAZ von 1982 bis 2019 sowie in der ZEIT- und SPIEGEL-Presseberichterstattung über COVID-19 im ersten Pandemiejahr. Auch wurde geprüft, inwiefern Journalisten Metaphern dazu nutzen, Fachbegriffe zu erläutern, und ob metaphorische Erklärungen für Fachbegriffe ihre Häufigkeit während der AIDS- und COVID-19-Pandemien veränderten. Besonders häufig sind militärische Bilder für die Seuchen. In den 1830ern waren außerdem Metaphern aus den Bereichen der Religion, des Mythos oder Märchens und des Tierreichs geläufig. Nach Einführung der hochaktiven antiretroviralen AIDS-Therapie 1996 wurden doppelt so viele militärische Metaphern wie zuvor gebraucht. Nun gab es effektive Mittel, um die Seuche zu „besiegen“. Es kam zu einer Verwissenschaftlichung der Pressetexte über AIDS und COVID-19 im Laufe der Pandemien und im Vergleich von ihnen: Metaphorische Erklärungen für Fachbegriffe wurden insgesamt seltener. Während der Ausbreitung jeder dieser Seuchen suchte man nach Erklärungen für den Ursprung der Erkrankungen und nach ihren Ausbreitungswegen. In den 1830ern griffen viele der untersuchten Briefe miasmatische oder kontagiöse Krankheitskonzepte auf und entwickelten sie weiter. Metaphern können Spiegel für solche Krankheitskonzepte der Schreibenden sein, die sich im Laufe der Geschichte durch wissenschaftliche Entdeckungen und gesellschaftspolitische Strömungen verändern. Mit kontagiösen Konzepten waren eher Metaphern aus dem militärischen Bereich und dem des Feuers verbunden, miasmatische Auffassungen zeigten sich bei dem Einsatz meteorologischer Metaphern. Die Metaphernanalyse offenbart, wie Kollektive durch Sprachbilder versuchen, Seuchen anschaulich zu begreifen, Ängste zu bannen, die mit ihnen verbunden sind, und Hypothesen zu entwickeln, die Krankheiten erklären. Umgekehrt deutet das zunehmende Verschwinden von Metaphern im 21. Jahrhundert an, dass Leser aus der Perspektive der Journalisten im Verlauf der AIDS- und COVID-19-Pandemien Expertenwissen ansammelten. Sie benötigten offenbar immer weniger Metaphern zur Erläuterung wissenschaftlicher Zusammenhänge.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Dobbelstein, Claraclaradobbelstein@gmail.comorcid.org/0000-0002-2065-3784UNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-742843
Date: 11 November 2024
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Geschichte und Ethik der Medizin > Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
Subjects: News media, journalism, publishing
Language, Linguistics
Germanic
Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
MetapherUNSPECIFIED
SeuchenjournalismusUNSPECIFIED
AIDSUNSPECIFIED
COVID-19UNSPECIFIED
CholeraUNSPECIFIED
KrankheitskonzeptUNSPECIFIED
BriefeUNSPECIFIED
Date of oral exam: 10 September 2024
Referee:
NameAcademic Title
Schäfer, DanielProfessor
Fätkenheuer, GerdProfessor
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/74284

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