Geiger, Katrin ORCID: 0000-0002-1235-1057 (2025). Paläoökologische Analysen von Bohrkernen aus dem Niedermoor Wawerner Bruch (Trier-Saarburg, Rheinland-Pfalz) vom Spätglazial bis zur Moderne. PhD thesis, Universität zu Köln.

[img] PDF
Dissertation Geiger final.pdf

Download (5MB)

Abstract

Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der paläoökologischen Analyse von Sedimenten aus dem Niedermoor Wawerner Bruch (Landkreis Trier-Saarburg, Rheinland-Pfalz) mithilfe moderner Methoden im Multi-Proxy-Ansatz. Der Fokus liegt auf hochaufgelösten palynologischen Analysen in der Kombination mit Makroresten (Siebfraktionen), XRF-Messungen, C/N-Analysen, der Auswertung von Daten verkohlter Partikel und einem Alters-Tiefen-Modell anhand AMS-Radiokarbondatierungen. Aufgrund der nahezu ununterbrochenen Akkumulation von Torf vom Allerød bis zur Römerzeit, erweisen sich die Sedimente des Wawerner Bruchs als hervorragend geeignet, um paläoökologische Analysen durchzuführen. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden besonders die kulturellen Epochen der Region beleuchtet, die zum Wandel von der ursprünglichen Naturlandschaft zu einer Kulturlandschaft beigetragen haben. Das Untersuchungsgebiet Wawerner Bruch befindet sich in einem früheren Mäanderbogen des Vorläufers der Saar, der nach einem Mäanderdurchbruch vom restlichen Flusslauf abgetrennt wurde. Innerhalb des Altarms, welcher zunächst als Überschwemmungsgebiet fungierte, bildeten sich zunächst Altwasserseen (oxbow lakes). Die Akkumulation von Torf begann vor etwa 13.400 cal. Jahren BP. Die torfbildende Vegetation bestand aus Cyperaceen, d.h. Seggen (Carex), begleitet von Weiden (Salix). Die Einwanderung der Waldkiefern (Pinus sylvestris) und Eichen (Quercus) erfolgte aus den wärmeren Refugien vermutlich aus West-Südwestlicher Richtung in die Steppenlandschaften der Region. Bis 7200 cal. Jahre BP ist die Region Trier-Saarburg von natürlichen Einflüssen geprägt, bevor die ersten Eingriffe des Menschen zu verzeichnen sind. Bis etwa 6500 cal. BP ist das Wawerner Bruch ein offenes Niedermoor mit Seggenbewuchs, mit zeitweiligen Phasen der Verbuschung durch Salix. Ab 6500 cal. Jahre BP breitet sich Alnus aus, und bildet von Zeit zu Zeit dichte Bestände. Die sukzessive Entstehung eines Erlenbruchs ist wahrscheinlich. Von den Klimaschwankungen in der Jüngeren Dryaszeit zeugen intervallartige Einträge allochthoner Partikel. Eine Abkühlungsphase infolge des IRD Ereignis „Event 7“ zeigt sich am Wawerner Bruch durch erhöhte Ti/coh-Gehalte. Um das „8.2 ka BP-Ereignis“ erfolgen absinkende Anteile von Quercus, Corylus und Carex-Beständen und der Eintrag verkohlter Partikel. Ein erster Eingriff in die Naturlandschaften in Trier-Saarburg ist das Verschwinden von Quercus aus dem Datenarchiv um 7200 cal. Jahre BP. Ab 7000 cal. BP zeigen sich die ersten Kulturpflanzen. Erhöhte Eingriffe in die Natur erfolgen während der Bronzezeit. Zum Beginn der Bronzezeit folgen typische Ackerunkräuter und vermutlich sekundäre Kulturpflanzen. Im mittleren Holozän, zwischen 5500-5000 cal. Jahre BP, war die Talaue und das Wawerner Bruch von einem Erlenwald dominiert. Zwischen 5000-5300 cal. Jahre BP erfolgte eine starke Öffnung der Landschaft, in die sich lichtliebende Pflanzen ausbreiteten und Kulturanbau betrieben wurde. Eine erhöhte Akkumulation verkohlter Partikel zwischen 4100-3700 cal. Jahre BP wird als Referenz zur Verarbeitung von Metallen wie Bronze und Eisen interpretiert. Zwischen 3600-3000 cal. Jahre BP zeigen sich Maxima in der Einlagerung von Cerealia. In dieser Kulturstufe erfolgt ein intensiver Eingriff in die Naturlandschaften, vermutlich begann hier die Umwandlung zu einer Kulturlandschaft. Aufgrund der insgesamt geschützten Tallage waren die Auswirkungen des 850 cal. BC-Ereignis (ca. 2800-2700 cal. Jahre BP) nur gering im Wawerner Tal, betreffend der terrestrischen Pflanzenarten. Bis 2800 cal. BP war jedoch der Erlenwald, evtl. durch Rodungen, verschwunden und das Wawerner Bruch lag als offenes Niedermoor mit Seggenbewuchs vor. Bis 2500 cal. Jahre BP (600 v. Chr.) wurden Pinus und Fagus stark genutzt, während der HEK I, ab 2500 cal. Jahre BP hingegen Betula, Quercus und Carpinus. In die offene Situation am Wawerner Bruch beginnt ca. 2500-2400 cal. Jahre eine Expansion der Erlen. Die Zersiedelung der Kulturlandschaften in Trier-Saarburg wird von Rodungsintervallen eingeleitet. Ab der Trevererzeit (ca. 2400 cal. Jahre BP) bis zum Gallischen Krieg (ca. 2000 cal. Jahre BP) zeigt sich eine Ausdünnung der Wälder. Die Torfakkumulation am Wawerner Bruch stagniert mit dem Beginn der Römerzeit. Einträge, in Form dreier Phasen allochthoner mineralischer Partikel („Ti/coh-Phasen“), zeigen sich im Datenarchiv Wawerner Bruch: bis 0 AD (2000-1900 cal. Jahre BP), bis 150 n. Chr. (1800 cal. Jahre BP) und bis 550 n. Chr. (1400 cal. Jahre BP). Um 350 n. Chr. (1600 cal. Jahre BP) sind die Auswirkungen der Völkerwanderungszeit eine sukzessive Rückbildung der Landschaften zu einem naturnahen Wald, mit noch hohen Anteilen von Castanea. Das Untersuchungsgebiet war in der Zeit der Einnahme der Stadt Trier durch die Franken siedlungsarm. Während der Kleinen Eiszeit sind im Archiv höhere Linum- und Corylus-Gehalte eingelagert. Als herrschaftlicher Wald wurden auch Picea (Fichten) kultiviert, besonders zwischen 400-100 cal. Jahre BP (1550-1800 AD). Die Landschaft am Wawerner Bruch ist heute vollkommen geprägt durch den Menschen, durch die Nutzung des Wawerner Tales bis dicht an das Feuchtgebiet Wawerner Bruch. Die wechselvolle Geschichte der Kulturlandschaftsentwicklung und die Entwicklung des Wawerner Bruchs, seit dem Beginn der Torfakkumulation, konnte anhand der Auswertung der Bohrkerne rekonstruiert werden und leistet einen Beitrag zur paläoökologischen Forschung der Region. Es zeigt sich, dass das Niedermoor Wawerner Bruch ein hervorragendes Klima- und Umweltarchiv ist.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Geiger, Katrinkgeiger3@uni-koeln.deorcid.org/0000-0002-1235-1057UNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-745467
Date: 2025
Language: German
Faculty: Faculty of Mathematics and Natural Sciences
Divisions: Faculty of Mathematics and Natural Sciences > Department of Mathematics and Science Education > Institute of Geography Education
Subjects: Geography and travel
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
PaläoökologieUNSPECIFIED
PalynologieUNSPECIFIED
Wawerner BruchUNSPECIFIED
NiedermoorUNSPECIFIED
KulturlandschaftsentwicklungUNSPECIFIED
Klima- und UmweltgeschichteUNSPECIFIED
HolozänUNSPECIFIED
SpätglazialUNSPECIFIED
PollenUNSPECIFIED
Rheinland-PfalzUNSPECIFIED
Date of oral exam: 20 November 2024
Referee:
NameAcademic Title
Schäbitz, FrankProf. Dr.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/74546

Downloads

Downloads per month over past year

Export

Actions (login required)

View Item View Item