Schöpper, Anne-Marie Isabelle
(2025).
Autologe Rektusfaszie zur Beckenbodenrekonstruktion:
Eine biomechanische Analyse der Fixation verschiedener Faszieninterponate am Schweinemodell.
PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Die Studie prüft die Tauglichkeit von M. rectus abdominis-Faszien als möglichen Netzersatz bei Sakropexie-Operationen zur Beckenbodenrekonstruktion im ex vivo Schweinemodell. Dazu werden am porcinen Modell Rektusfaszien im Verbund mit dem Gebärmutterhals (Cervix uteri) auf ihre biomechanischen Eigenschaften geprüft. Genauer werden verschiedene Rektusfaszien-Konstruktionen mit den porcinen Cervices einzeln vernäht (repräsentativ für die Fixation am vaginalen Apex) und im Instron 5565®-Testrahmen mechanisch bis zum Versagen bzw. Ausriss der Konstruktion auseinandergezogen. Es wird in vier Testreihen unterschieden, welche von der Entnahmerichtung und Faszienfaltung bzw. -verlauf abhängen. In einer Versuchsreihe wird ein ca. 8 cm × 1,5 cm messendes Rektusfaszienresektat längs ausgeschnitten, in einer zweiten wird die gleiche Größe quer ausgeschnitten und in den zwei weiteren Reihen das gleiche in doppelter Breite von ca. 3 cm (8 cm × 3 cm) unter anschließender Faltung. Jede Testreihe besteht aus 11 Versuchsdurchgängen. Somit ergeben sich insgesamt 44 Testungen (n=44). Das Faszieninterponat wird apikal im Testrahmen eingespannt und basal mit zwei Einzelknopfnähten an der porcinen Cervix uteri befestigt. Danach wird die Konstruktion mit 5 mm/s auseinandergezogen und hinsichtlich maximaler Kraftentwicklung bis Ausriss, maximalem Traversenweg und Steifigkeit unter Gebrauch der Bluehill® 2 Software analysiert. Es gilt herauszufinden, ob sich Rectus abdominis-Faszien für Sakrokolpopexie-Operationen an Patientinnen generell eignen bzw. diese hier im porcinen Modell gewonnenen Informationen sich übertragen lassen und welche Konfiguration die besten Eigenschaften im Hinblick auf Traversenweg, Maximallast und Steifigkeit aufweist. Die Testungen ergeben keinen signifikanten Unterschied bzgl. des Traversenwegs. Hier entstehen Mittelwerte von 26,2 mm bis 32,4 mm. Hinsichtlich Maximallast schneidet die quer-gedoppelte Faszie am besten ab mit gemittelt 58,5 N (± 6,2 N), gefolgt von der längs-gedoppelten an zweiter Stelle. Die längs-einfache Faszie zeigt sich als schwächste mit 19,9 N (± 5,1 N). Im Punkt Steifigkeit erreicht ebenfalls die quer-gedoppelte die höchsten Werte mit gemittelt 2,8 N/mm (± 0,5 N/mm), danach folgt wieder längs-doppelt und zuletzt erneut längs-einfach mit gemittelt 0,8 N/mm (± 0,2 N/mm). Der Defektlocus liegt meist apikal oder basal innerhalb der Faszie, bei höheren Kraftwerten auch vereinzelt in den Cervices. Dabei ist anzumerken, dass in solchen Kraftbereichen bereits physiologische Belastungen überschritten sind. Insgesamt ist zu beobachten, dass die beiden Testreihen mit gedoppelten Rektusfaszien in den Eigenschaften Maximallast und Steifigkeit weitestgehend signifikant höhere Werte als die einfachen Faszien erreichen (mit Ausnahme der Steifigkeit von quer-einfach verglichen mit längs-doppelt, hier nicht signifikant höher, siehe Seite 25). Verglichen mit der aktuellen Studienlage zeigen autologe Faszieninterponate in Tests ähnliche Eigenschaften wie herkömmliche synthetische Netze für Sakropexien und sind daher potenziell als Ersatz geeignet. Bei der Belastbarkeit schneiden doppelt gelegte Faszien besonders gut ab, was eine erwartungsgemäß höhere Therapieerfolgsrate verspricht, während die Steifigkeit der Interponate ebenfalls im gewünschten Bereich liegt. Gedoppelte Faszien bieten im Vergleich mehr Stabilität, erfordern aber größere Gewebsresektate, was das Risiko von Bauchwandhernien zwar theoretisch erhöhen kann, aber dennoch unwahrscheinlich bleibt bei einer schmalen Resektatfläche der Faszie von 8 cm × 3 cm und einer allgemeinen Narbenhernienwahrscheinlichkeit von knapp 5 % nach Laparatomien und ca. 4 % nach offenen Hysterektomien4 (die noch größere Schnitte durch die gesamte Bauchwand erfordern). Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) empfiehlt seit 2019 den Verzicht auf synthetische Netze für transvaginale Prolaps-Reparaturen aufgrund zu hoher Komplikationsraten wie Netzextrusion und Infektion, die Schmerzen und notwendige Revisionseingriffe zur Folge haben können. Dabei ist zu betonen, dass kein absolutes Verbot verkündet wurde und aktuell in Deutschland noch immer auf synthetische Netze zurückgegriffen wird. Da aber aufgrund der Empfehlung der FDA die meisten englischsprachigen Länder bereits auf abdominelle Netzeinlagen verzichten, ist die folgende Studie für die zukünftige Umsetzung im deutschsprachigen Raum von großer Bedeutung. Erste Studien zeigen, dass autologe Interponate wie M. semitendinosus-Sehne oder Fascia lata gute Alternativen bei Sakrokolpopexien bieten können. Autologe Faszienmaterialien reduzierten in Studien bereits komplikationsbedingte Revisionen und erwiesen sich als effektiv, was somit die Übertragbarkeit der Ergebnisse des porcinen Modells auf den Menschen nahelegt.
| Item Type: | Thesis (PhD thesis) |
| Creators: | Creators Email ORCID ORCID Put Code Schöpper, Anne-Marie Isabelle isabelle.schoepper@t-online.de UNSPECIFIED UNSPECIFIED |
| URN: | urn:nbn:de:hbz:38-791203 |
| Date: | 2025 |
| Language: | German |
| Faculty: | Faculty of Medicine |
| Divisions: | Faculty of Medicine > Frauenheilkunde > Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe |
| Subjects: | Medical sciences Medicine |
| Uncontrolled Keywords: | Keywords Language autolog German Beckenbodenrekonstruktion German Schweinemodell German Sakropexie German Sakrokolpopexie German Rektusfaszie German Biomechanik German |
| Date of oral exam: | 15 September 2025 |
| Referee: | Name Academic Title Ludwig, Sebastian Privatdozent Puppe, Julian Privatdozent |
| Refereed: | Yes |
| URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/79120 |
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