Hölscher, Annegret (2019). Behandlung von Anorexia nervosa als emotional-soziale Förderaufgabe der Erziehungs- und Familienhilfe. ein hochschulpädagogisches Trainingsmodell mit Einzelfallstudie der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Department für Heilpädagogik und Rehabilitation. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
„Anorexia nervosa bzw. abweichende Esskonzepte als emotional-soziale Förderaufgabe der Erziehungs- und Familienhilfe in Verbindung mit einer Einzelfall-Studie und mit einem familienbasierten Trainingsmodell“ Durch das „Familienbasiertes Kompetenz-Training für anorektische Jugendliche und deren Eltern“ werden zusätzliche Möglichkeiten in der Behandlung von anorektischen Jugendlichen und deren Familien aufgezeigt. Ausschlaggebend war die Zunahme der Prävalenzrate bei Anorexia nervosa in Deutschland und die Schwierigkeiten der betroffenen Eltern und des Umfeldes mit dieser Erkrankung umzugehen. Das Konzept verfolgt das Ziel, anorektische Jugendliche und ihre Familien in ihrer ihnen aussichtslos erscheinenden Situation zu helfen. Dabei sind Inhalte wie soziale Kompetenzen, das Ausbilden psychisch stabiler Persönlichkeiten, Kommunikationstraining, Resilienz-Aspekte, Positive Psychologie, positive Gefühle entwickeln und sinnstiftendes Lernen von grundsätzlicher Bedeutung. Das heutige Schönheitsbild und die gesellschaftliche Stellung der Frau werden außerdem diskutiert. Magersucht (Anorexia nervosa) gilt als eine der gefährlichsten aller psycho-somatischen Erkrankungen. Häufig folgen auf Klinikaufenthalten kurzfristige Gewichtszunahmen. Die Rückfallquote ist jedoch sehr hoch. Es wurden viele Familien mit ihren anorektischen Jugendlichen engmaschig betreut. Dabei wurden Veränderungen im Lebensumfeld, Veränderungen der erlebten Gefühle und Befindlichkeiten berücksichtigt bzw. analysiert, geprüft und durch Anorexia nervosa bzw. abweichende Esskonzepte als emotional-soziale Förderaufgabe der Erziehungs- und Familienhilfe in Verbindung mit einer Einzelfall-Studie und mit einem familienbasierten Trainingsmodell statistische Verfahren ausgewertet, Beziehungsmuster modifiziert und Kommunikationsstrategien erarbeitet und vereinbart. In den Trainings wurden Familien Verhaltenskompetenzen, kommunikative Fertigkeiten und Beziehungsstrategien wie positive Gefühle, Lernen, Kommunikationstraining, Zielvereinbarungen, Beziehungstraining, Salutogenese-Ansätze, Resilienz-Training, Feedbackstrategien, Family Talk, Positive Psychologie, Positives Denken und Konfliktmanagement vermittelt. Eltern wurden dazu motiviert eine aktive Rolle bei der Behandlung der Anorexia nervosa einzunehmen. Denn der schlechteste Fall wäre, über die Essstörung hinwegzusehen oder sie zu verschweigen. Das Familienbasierte Kompetenz-Training nahm die Familien ins Zentrum des Therapieansatzes, also dorthin, wo die anorektischen Jugendlichen spätestens nach einer stationären Therapie selbst zurechtkommen mussten. Bei vielen psychischen Erkrankungen werden Eltern in den Therapieprozess stärker einbezogen als bei Anorexia nervosa. Häufig wissen Eltern, Familienangehörige, Lehrer, Freunde nicht, wie sie mit der Erkrankung umgehen sollen: Darf man es ansprechen? Soll man im Zweifelsfall zum Essen zwingen? Wie soll man überhaupt mit der Erkrankung und der damit psychischen Belastung aller umgehen? Dem Familienbasierten Kompetenz-Training (FKT) liegt der sog. „Maudsley Approach“ zugrunde. Dieser Ansatz wurde in den achtziger Jahren von Kinder- und Jugendpsychologen am Londoner Maudsley Hospital entwickelt. Ziel war es, eine Hospitalisierung der anorektischen Jugendlichen zu vermeiden und den Eltern die Möglichkeit zu geben, zu Hause ein gesundes Essverhalten durchzusetzen Anorexia nervosa bzw. abweichende Esskonzepte als emotional-soziale Förderaufgabe der Erziehungs- und Familienhilfe in Verbindung mit einer Einzelfall-Studie und mit einem familienbasierten Trainingsmodell Betroffene Familien wurden zu einem Einzelgespräch eingeladen, um u.a. Kontaktdaten und familienrelevante Eckpunkte festzuhalten. Sie wurden dann in Trainingsgruppen eingeteilt. In einer Trainingsgruppe trainierten die Jugendlichen unter sich, Eltern wurden parallel geschult. In einer weiteren Trainingsgruppe wurden Eltern und Jugendliche gemeinsam geschult. In einer Kontrollgruppe wurde nicht trainiert. Der Fragebogen IEG („Inventar zum Essverhalten und Gewicht“ von Diehl und Staufenbiel) wurde zu mehreren Messzeitpunkten eingesetzt, Gewicht bzw. BMI des betroffenen Jugendlichen ermittelt und festgehalten. Das Gewicht diente als Messinstrument. Nach Durchführung und Evaluation der Trainings konnte festgehalten werden, dass die Jugendlichen mehr an Eigenverantwortlichkeit, Kongruenz, Sozialkompetenz und Persönlichkeit dazugewonnen hatten. Die Jugendlichen machten sich ihre neu gewonnenen Kenntnisse aus der „Positiven Psychologie“ zunutze. Generell nahm ihre Lebensfreude und somit ihre Lebensqualität zu. Ihre Resilienz konnte gestärkt werden. Gewichtsverläufe und die Bedeutung von „gesundem Essverhalten“ entwickelten sich positiv und machten die Jugendlichen insgesamt zufriedener. Das „Familienbasierte Kompetenz-Training für Jugendliche mit diagnostizierter Anorexia nervosa“ (FKT) könnte als emotional-sozial förderliche familienbedeutsame ambulante Maßnahme ggf. zusätzlich zur herkömmlichen Therapie eingesetzt werden. Auch wird auf die hohe Bedeutung von Selbsthilfegruppen als ständige Begleiter hingewiesen. Gerade nach Klinikaufenthalten und/oder ambulanten Therapien findet durch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen die konsequente und nachhaltige Auseinandersetzung mit dem eigenen sozialen und gesundheitlichen Thema und vor allem mit den eigenen Gefühlen statt. Die Gruppe wirkt unterstützend und ist ein sicherer Ort, um sich mit dem eigenen Thema zu beschäftigen. Eine Verstetigung der Trainings könnte fachlich bedeutsam werden. Umsetzungsmöglichkeiten werden derzeit diskutiert. Wichtig ist vor allen die Bereitschaft der gesamten Familie zur Mitarbeit, Bereitschaft zu hohem zeitlichen Einsatz aller Beteiligten und eine ausreichend gute Konstitution des jugendlichen Betroffenen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-97073 | ||||||||
Date: | 7 May 2019 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Human Sciences | ||||||||
Divisions: | Faculty of Human Sciences | ||||||||
Subjects: | Psychology Social sciences Education Medical sciences Medicine |
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Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 21 May 2019 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/9707 |
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