Plume, Nadine (2011). Molekulare Mechanismen isolierter und Syndrom-assoziierter Lipidstoffwechselstörungen. PhD thesis, Universität zu Köln.
|
PDF
Dissertation_Nadine_Plume.pdf Download (26MB) |
Abstract
Metabolische Erkrankungen sind ein Hauptfaktor für die Entstehung von Atherosklerose und das damit einhergehende Risiko für das Auftreten von akuten Myokardinfarkten. Sie stellen somit einen der wichtigsten Faktoren für die erhöhte Morbidität und Mortalität in der westlichen Population dar. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollten neue genetische Faktoren und molekulare Mechanismen identifiziert werden, die zu einer Hypercholesterinämie sowie zwei ausgewählten, angeborenen Syndromen führen, die bekanntermaßen mit metabolischen Störungen assoziiert sind. Wir initiierten molekulargenetische Untersuchungen bei 200 Patienten der deutschen LIANCO Kohorte mit diagnostizierter Hypercholesterinämie. Die Bestimmung des Mutationsspektrums in den bekannten Genen für familiäre Hypercholesterinämie (FH) führte zur Identifizierung von insgesamt 30 unterschiedlichen, heterozygoten LDLR-Mutationen bei 20 % der Patienten und zeigt die hohe Prävalenz von LDLR-Mutationen in Patientenkohorten ohne beschriebene positive Familienanamnese für Hypercholesterinämie. Die europäische APOB-Gründermutation p.R3500Q konnte nur bei einem Patienten detektiert werden. In PCSK9 wurde keine Mutation gefunden. Bei etwa 50 % der nachgewiesenen LDLR-Mutationen handelte es sich um Missense-Mutationen, die anderen 50 % umfassten Nonsense-Mutationen, Spleißmutationen, kleinere Deletionen und Duplikationen sowie größere Deletionen, die mittels MLPA detektiert wurden. Untersuchungen möglicher modifizierender genetischer Faktoren der Cholesterin-Konzentration bei Patienten mit LDLR Mutation, zeigten keine statistisch signifikanten Ergebnisse für eine Assoziation von Nonsense-SNPs in ABCA10, APOL3 und LPL. Bei einem Patienten konnten wir die heterozygote Nukleotidsubstitution c.-188C>T in der konservierten, GC-reichen SP1-Bindungsstelle im repeat 1 der LDLR-Promotorregion identifizieren. Ein Luciferase Reporter Assay zeigte, dass es infolge einer verminderten SP1-Bindungsfähigkeit an den Promotor in vitro zu einer signifikanten Reduktion der transkriptionellen Aktivität des mutanten Promotors um 80 % kommt. Diese Ergebnisse wiesen auf die große Bedeutung von transkriptionellen Veränderungen der LDLR-Expression in der Pathogenese der Hypercholesterinämie hin. Basierend auf dieser Erkenntnis führten wir bei Mutations-negativen Patienten der LIANCO Kohorte Mutationsanalysen in SREBP1 und SREBP2 durch, zwei Transkriptionsfaktoren, die eine zentrale Rolle in der Cholesterinhomöostase spielen, indem sie unter anderem die Regulation der LDLR-Expression kontrollieren. Wir konnten bei einem Patienten die heterozygote Missense-Mutation p.R812Q im SREBP1-Gen identifizieren und bei einem zweiten Patienten die heterozygote Missense-Mutation p.G852R in SREBP2. Nach genetischer Bestätigung der kausalen Rolle dieser Mutationen konnten wir mittels einer in vitro-Interaktionsstudie zeigen, dass beide Mutationen die konstitutive Wechselwirkung zwischen der regulatorischen, C-terminalen Domäne der SREBP-Vorläuferproteine und der cytoplasmatischen WD-Domäne von SCAP in der Membran des endoplasmatischen Retikulums beeinträchtigen. Infolgedessen kommt es zu einer verminderten Freisetzung des N-terminalen, transkriptionell aktiven Teils von SREBPs und dadurch zu einer reduzierten Expression von LDLR, was mittels Luciferase Reporter Assay nachgewiesen wurde. Die resultierende LDL-Rezeptordefizienz an der Zelloberfläche bietet eine Erklärung für die Akkumulation von LDL-Partikeln im Plasma der Patienten, die Diagnose Hypercholesterinämie und identifiziert zwei neue ursächliche Gene für Hypercholesterinämie. Mittels eines zweiten Ansatzes, bei dem große Familien mit diagnostizierter FH für Kopplungsanalysen verwendet wurden, ließen sich keine neuen FH-Gene identifizieren. In einer großen türkischen Familie mit neun betroffenen Individuen stellten wir fest, das das Auftreten von Phänokopien bei häufigen Erkrankungen die experimentellen Daten sehr beeinflussen kann und konnten zeigen, wie sich das Problem durch die Verwendung einer nicht Modell-basierten, nicht-parametrischen Kopplungsanalyse bewältigen lässt. Nachfolgend wurde die p.C222R LDLR-Mutation bei sieben von neun betroffenen Familienmitgliedern gefunden. Die Identifizierung von neuen genetischen Faktoren und molekularen Mechanismen der Hypercholesterinämie bei Patienten der LIANCO Kohorte kann entscheidend dazu beitragen, künftig eine präzisere genetische Beratung anzubieten, individuelle Risikoabschätzungen zu treffen und hoffentlich neue therapeutische Strategien zu entwickeln. Des Weiteren führten Studien über zwei angeborene, autosomal-rezessiv vererbte Syndrome, die mit metabolischen Störungen assoziiert sind, zur Identifizierung von neuen krankheitsverursachenden Mutationen und zur Aufklärung der molekularen Pathogenese dieser Erkrankungen. Nach genomweiter Kopplungsanalyse in einer Familie, die klinisch durch Hypogonadismus, Diabetes, Alopezie und mentale Retardierung charakterisiert ist, fanden wir eine krankheitsverursachende Mutation, c.1091+1G>A, im C2orf37-Gen, welches in einer großen homozygoten Region auf Chromosom 2q31.1 lokalisiert war. Während unserer Analysen wurde C2orf37 als kausales Gen für das autosomal-rezessive Woodhouse-Sakati Syndrom beschrieben, das überlappende Symptome mit unseren Familien aufweist. Zusätzlich identifizierten wir loss-of-function Mutationen in C2orf37 in zwei weiteren Familien mit diagnostizierten Syndromen, die überlappende Phänotypen zeigen, was die Vermutung nahelegte, dass diese zum Spektrum von Woodhouse-Sakati-ähnlichen Phänotypen gehören. Modifizierende genetische Faktoren sind vermutlich verantwortlich für die inter- und intrafamiliäre klinische Variabilität. Letztendlich ist es im Rahmen dieser Arbeit gelungen, mittels Exom-Sequenzierung, einer neuen High-End-Technologie, bei einem Patienten mit diagnostiziertem Wiedemann-Rautenstrauch Syndrom (WRS) die kausale homozygote Missense-Mutation p.G206R im PYCR1-Gen zu identifizieren. WRS ist ein seltenes, rezessives, neonatales Progerie Syndrom mit frühzeitig auftretenden endokrinen und metabolischen Störungen. Aufgrund der rezessiven Vererbung und der elterlichen Konsanguinität erwies es sich als äußerst effizient, die gewonnenen Exom-Daten mittels Analyse auf homozygote Bereiche zu filtern und so die Anzahl der detektierten potentiell pathogenen Varianten zu minimieren. PYCR1-Mutationen wurden bereits für ein Spektrum an Erkrankungen beschrieben, zu dem die Gerodermia Osteodysplastika, das Wrinkly Skin Syndrom und das de Barsy Syndrom gehören. Die klinische Re-Evaluierung unseres Patienten ergab Überlappungen mit diesen Erkrankungen und zeigte, dass der Phänotyp unseres Patienten eine schwere Form am Ende des Spektrums darstellt. Die gestörte PYCR1-Funktion beeinflusst den Prolin-Metabolismus und könnte sowohl die mitochondriale Funktion als auch die Produktionsmenge von freien Radikalen beeinträchtigen. Der pathogene Mechanismus muss in Zukunft zwar erst noch aufgeklärt werden, eine mitochondriale Fehlfunktion liefert jedoch bereits jetzt eine höchst schlüssige Arbeitshypothese für die bei unserem Patienten beobachtete beschleunigte Alterung und die aufgetretenen endokrinen und metabolischen Störungen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Translated abstract: |
|
||||||||
Creators: |
|
||||||||
URN: | urn:nbn:de:hbz:38-43283 | ||||||||
Date: | May 2011 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Mathematics and Natural Sciences | ||||||||
Divisions: | Ehemalige Fakultäten, Institute, Seminare > Faculty of Mathematics and Natural Sciences > no entry | ||||||||
Subjects: | Life sciences Medical sciences Medicine |
||||||||
Uncontrolled Keywords: |
|
||||||||
Date of oral exam: | 26 May 2011 | ||||||||
Referee: |
|
||||||||
Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/4328 |
Downloads
Downloads per month over past year
Export
Actions (login required)
View Item |