Profazi, Carla (2022). Geschlechtsspezifische Unterschiede in Vorerkrankungen, der Hämodynamik und im klinischen Outcome nach kathetergestütztem Aortenklappenersatz (TAVI). PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die kathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI: Transcatheter Aortic Valve Implantation) ist inzwischen fest etablierter Standard zur Therapie der schweren, symptomatischen AKS bei Patienten mit höherem Lebensalter (>75 Jahre) und hohem (STS- Score >8%) sowie mittlerem (STS-Score >4 ≤8%) OP-Risiko. In vielen randomisiert kontrollierten Studien mit mehreren tausend Patienten mit entsprechendem Risikoprofil konnte entweder die Gleichwertigkeit oder sogar die Überlegenheit der TAVI (TAVI: Transcatheter Aortic Valve Implantation) gegenüber dem konventionellen, offen-chirurgischen Aortenklappenersatz (SAVR: Surgical Aortic Valve Replacement) in wichtigen klinischen Endpunkten wie Mortalität, Schlaganfall und Rehospitalisation nachgewiesen werden – insbesondere dann, wenn die TAVI transfemoral durchgeführt wird. Nachdem sich beim SAVR im Laufe der inzwischen jahrzehntelangen Erfahrung ein Überlebensvorteil für die Männer und erhöhte Komplikationsraten für die Frauen (insbesondere Blutungen) herausgestellt hatten, konnten erste große TAVI-Studien diese Geschlechterrollen nicht bestätigen. Neben der Tatsache, dass Frauen mit etwa 50% einen deutlich höheren Anteil der TAVI-Patienten haben als beim SAVR, wies die Datenlage auf eine niedrigere Mortalität trotz ihres durchschnittlich höheren Alters und vermehrter periprozeduraler Komplikationen hin. Zudem ergaben sich weitere geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich Vorerkrankungen, Hämodynamik, prozeduraler Faktoren und verschiedener Outcome Parameter. Unsere unizentrische retrospektive Studie mit 836 TAVI-Patienten im Zeitraum von Januar 2013 bis August 2016 beschäftigt sich mit diesen Differenzen zwischen Frau und Mann und dem unterschiedlichen Outcome der Geschlechter im intrahospitalen Verlauf. Zusammenfassend lässt sich in Bezug auf das Vorerkrankungsprofil sagen, dass das männliche Geschlecht trotz eines jüngeren Alters häufiger und stärker vorbelastet war, insbesondere hinsichtlich der kardiologischen und kardiochirurgischen Anamnese. Was die Hämodynamik betrifft, so präsentierte sich das weibliche Geschlecht präoperativ zum einen mit einer besseren LVEF und zum anderen mit höheren mittleren und maximalen Druckgradienten im TTE. Trotz einer Verbesserung der Pumpfunktion nach TAVI bei beiden Geschlechtern war die postoperative LVEF der Frauen immer noch signifikant höher als die der Männer, während die Geschlechterunterschiede bei den postoperativen Druckgradienten verschwanden. Hinsichtlich der prozeduralen Parameter war der transfemorale Zugangsweg bei beiden Geschlechtern der häufigste, bei den Männern wurde jedoch öfter auf den apikalen Zugang ausgewichen. Entsprechend ihrer körperlichen Grundvoraussetzungen (höhere Körpergröße und Körperoberfläche) hatten die Männer einen größeren Aortenklappenanulus und erhielten größere Klappen. Dabei wurden bei ihnen mehr ballonexpandierende Aortenklappen 8 implantiert als bei Frauen, bei denen wiederum die selbstexpandierenden Klappen in der Überzahl waren. Bei den perioperativen Komplikationen gab es keine signifikanten Unterschiede im Outcome zwischen den Geschlechtern im intrahospitalen Verlauf. Hier sind neben der Mortalität insbesondere die vaskulären Komplikationen, Blutungen, postoperative Erregungsleitungsstörungen und die damit in Zusammenhang stehende Rate der Schrittmacherimplantationen zu nennen. Bis zum Zeitpunkt der Entlassung waren Männer und Frauen in gleichem Maße betroffen. Beim Ausblick in die Zukunft der TAVI werden jüngere Patienten (<70 Jahre) und/oder Patienten mit niedrigem OP-Risiko (STS-Score <4%) weiter in den Fokus geraten. Verbunden mit dem jüngeren Patientenalter wird die Zeit, die Patienten mit einer kathetergestüttzen Aortenklappe leben, zukünftig weiter zunehmen. Dadurch sind Studien und Erfahrungen zu Langzeitergebnissen und der Haltbarkeit der Klappen von großer Bedeutung und werden mit Spannung erwartet (Stichwort 10-Jahres-Ergebnisse zu PARTNER III und Evolut Low Risk). Auch Studien zu anatomischen Varianten wie der bikuspiden Aortenklappe, asymptomatischen Patienten oder der moderaten AKS mit Herzinsuffizienz bzw. reduzierter LVEF sind ausstehend und können interessante und neue Erkenntnisse liefern. Bleibende Herausforderungen sind das Management und die Prävention TAVI-bezogener Komplikationen wie Schlaganfall, neu aufgetretene Erregungsleitungsstörungen mit folgender Schrittmacherpflichtigkeit, paravalvuläre Leckagen, Klappenthrombosen und weitere Ursachen der Klappendegeneration sowie die ständige Weiterentwicklung und Optimierung der Klappen und Devices.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Profazi, Carlac.profazi@hotmail.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-646755
Date: 2022
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Innere Medizin > Klinik III für Innere Medizin - Kardiologie, Pneumologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
TAVIUNSPECIFIED
genderUNSPECIFIED
Date of oral exam: 5 December 2022
Referee:
NameAcademic Title
Rudolph, TanjaProfessorin
Hübel, KaiProfessor
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/64675

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