Müller-Kinne, Katharina (2023). ‚Weltschau am Rhein‘: Die städtische Architektur und Geländegestaltung der PRESSA 1928 in Köln. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Thema dieser architekturhistorischen Arbeit sind die Um- und Neubauten der Kölner Messeanlage ab 1926 durch den Kölner Stadtbaudirektor Adolf Abel (1882-1968) anlässlich der Internationalen Presseausstellung PRESSA. Die PRESSA, als umfassende Schau des weltweit agierenden Presse- und Kommunikationswesens, fand 1928 in der 1922 gegründeten Messe Köln statt und sicherte der Stadt Köln ihre lang ersehnte Stellung als konkurrenzfähige sowie anerkannte Messe- und Ausstellungsmetropole. Mit circa fünf Millionen Besucher*innen und rund 1500 Aussteller*innen aus 43 Ländern muss die PRESSA wahrlich eine spektakuläre Attraktion gewesen sein. Zusätzlich begleitete ein breit aufgestelltes kulturelles und wissenschaftliches Rahmenprogramm diese Massenveranstaltung. Die PRESSA präsentierte ferner eine kulturhistorische Abteilung, Nationalausstellungen und eine groß angelegte Gartenanlage mit Vergnügungspark, Ballonfahrt, Miniatureisenbahn und zahlreichen Verkaufsbuden sowie Restaurants. Spektakuläre Events, Volksfestcharakter und Konsum prägten kurz um den Sommer 1928 in der zunehmend selbstbewussten Rheinmetropole. Gleichsam bot die Ausstellung Fachverbänden sowie der einschlägigen Industrie die Möglichkeit ihre aktuelle Leistungsfähigkeit und ihre neusten Errungenschaften der Weltöffentlichkeit in zahlreichen Themenpavillons namhafter Architekten zu präsentieren. Die PRESSA-Veranstalter inszenierten kurz nach Krieg, nach Inflation und Ruhrkampf miteinander verwobene sowie übernationale Wechselwirkungen und Beziehungen aber auch Abhängigkeiten unter den Staaten. Globale „Gemeinschafsarbeit“ mit und durch Kommunikation ermögliche dem „höchsten Menschheitsideal“ zu folgen: Dem Frieden – so der Kanon der Ausstellungsinhalte. Der Stuttgarter Architekt Adolf Abel baute für die 'Weltschau am Rhein' die erst seit 1924 bestehenden Bauten der Kölner Messegesellschaft unter massiven finanziellen, personellen oder organisatorischen Aufwendungen stadtbildprägend binnen kürzester Zeit um- und aus. Abel modernisierte die rheinnahen Deutzer Messehallen sowie eine ehemalige Kürassierkaserne, schuf zusätzlich den PRESSA-Turm, das Rheinrestaurant sowie das Staatenhaus und ermöglichte erstmals das rechtsrheinische Ufer in einem architektonischen und stadtplanerischen Ganzen zu entwickeln. Diese fünf Gebäude, die Aufteilung bzw. Ausgestaltung des Geländes in einen Ausstellungs-, Park- bzw. Vergnügungsteil sowie die Uferneugestaltung möchte diese Dissertation beschreiben. Dabei interessiert insbesondere die hybride Profilierung der PRESSA, die multifunktionale Zielsetzung neudeutscher Ausstellungspolitik, die „[…] organische Einheit von Wirtschaft und Politik und Kultur“ und deren Einfluss auf die Basis, die Messegebäude von 1924, aber verstärkt auf die „Formgestaltung“ der Abelschen Bauten. Denn die Ausstellungen der 1920er Jahre sollten neben unlängst zurücktretenden wirtschaftsfördernden Aspekten auch einem gesteigerten städtischen Prestige- und Modernisierungsanspruch dienen sowie politische oder kulturelle Interessen vertreten, um somit nicht zuletzt Köln im Wettstreit um die Vorherrschaft als wichtigste westdeutsche Metropole zum Sieg zu verhelfen. Dabei kommt der Beziehung der Messe- und Ausstellungsgebäude zum Stadtganzen als Hauptbestandteil umfangreicher Modernisierungsbestrebungen unter dem Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer ein besonderes, ein zentrales Augenmerk zu. Im Spiegel der Kölner Nachkriegszeit entwickelte sich die PRESSA frühzeitig in einem symbiotischen Wirkungskreis aus Architektur, Großveranstaltungen und Stadtpolitik, welcher nur allzu paradigmatisch funktionierte: Bereits die erste Messeanlage sollte zu einem regelrechten Ankerpunkt der städtischen Großprojekte aufgebaut werden. Denn Grundgedanke war es schon 1924 jene sich bestärkende „[…] Einheit von Wirtschaft und Politik und Kultur“ in nur einer baulichen Anlage effektiv zu zusammenzufassen. Dieses architektonische Konzept konnte jedoch Anfang der 1920er Jahre noch nicht vollends realisiert werden. Kurze Zeit später konnte Adenauers Kölnvision durch Stadtbaudirektor Abels Konzept „Altes und Neues verbinden“ aber im Besondern durch das Legitimierungs- und Finanzierungskonzept der PRESSA final umgesetzt werden. Die ‚Formgestaltung‘ der ersten Anlage von 1924, aber v.a. der PRESSA-Bauten bewegte sich dabei in einem komplexen Dunstkreis von Entwicklungen im deutschen Messe- bzw. Ausstellungswesen und einer stadtkölnischen Profilierung darin, notwendigen Nachkriegsmodernisierungen sowie fortsetzenden Metropolvorstellungen, aber auch im Dunstkreis des Ringens um eine geeignete Stadtarchitektur im Stilpluralismus der Nachkriegszeit, im ‚Kölner Experimentierfeld‘ zwischen Tradition und Moderne, namentlich zwischen der konservativeren Stuttgarter Schule, dem ausdrucksstarken Backsteinexpressionismus und der progressiven Neuen Sachlichkeit. Daher wurde die städtische PRESSA-Architektur zwingend in die zeitgenössischen Diskurse um eine mögliche Kontinuitätslinie einer stadtidentitär verhandelten Öffnung für eine gemäßigte Moderne eingebettet. Doch auch das Selbstverständnis des Architekten bzw. der städtischen Akteur*innen ist zu erörtern, um herauszustellen, wie das produktive Gespann ‚Abel und Adenauer‘ in den 1920er Jahren (nicht nur) der rechten Rheinseite tatsächlich ein neues und zeitgemäßes, ein „eigenes Gesicht“ geben und dabei den spezifischen Anforderungen an die berühmte Großausstellung gerecht werden konnte, ohne jedoch das Kölner Traditionsbewusstsein sowie die gegenüberliegende Altstadt zu karikieren.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-651023 | ||||||||
Date: | 2023 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 1: Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Medienkultur und Theater, Linguistik, IDH > Kunsthistorisches Institut > Architekturgeschichte | ||||||||
Subjects: | The arts Architecture Public performances Geography and history |
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Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 25 January 2023 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/65102 |
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